Aragonit
,
[* 1] ein im rhombischen
System (meist als
Kombination von Prisma,
[* 2]
Brachypinakoid und
Brachydoma)
krystallisierendes, farbloses oder schwach grünlich, rötlich oder violett gefärbtes Mineral mit großer Neigung zur Zwillingsbildung,
wobei die Prismenfläche die
Zwillingsebene darstellt. (S. beistellende Abbildung.) Wie der rhomboedrische
Kalkspat,
[* 3] besteht
der Aragonit
chemisch aus kohlensaurem Kalk, CaCO3, der daher ein ausgezeichnetes
Beispiel des Dimorphismus liefert. G.
Rose zeigte,
daß die Bildungstemperatur die aragonit
ische Form oder die des
Kalkspats bedingen kann, indem sich auf
künstlichem Wege nach Belieben dieser oder jener Körper erzeugen läßt.
Versetzt man nämlich in der Siedehitze eine Lösung von
Chlorcalcium mit einer Lösung von kohlensaurem
Ammonium, so entsteht
ein Niederschlag, der aus kleinen Aragonit
krystallen besteht und auch das spec. Gewicht des Aragonit
, nämlich
2,9 bis 3,0, besitzt. Vermischt man beide Lösungen bei gewöhnlicher
Temperatur, so entsteht
Kalkspat (s. d.). Man findet
auch den Aragonit
oft da, wo man auf eine Einwirkung höherer
Temperatur schließen kann. So besteht der Karlsbader Sprudelstein
und Erbsenstein aus der durch
Eisenocker meist rot, braun bis schwärzlich gefärbt ist.
Ausgezeichnete Kristalle
[* 4] des Aragonit
fand man zuerst bei Molina und
Valencia
[* 5] in
Aragonien, woher sie auch ihren
Namen erhalten haben.
Der Aragonit
kommt häufig vor; er findet sich in den Hohlräumen vulkanischer Gesteine,
[* 6] z. B.
des böhm. Mittelgebirges, in der
Auvergne u. s. w., sehr oft in
Basalttuffen (z. B. schöne
Krystalle bei
Horschenz in
Böhmen),
[* 7] viel verbreitet, namentlich in spießigen
Varietäten, auf Kalksteinlagern und Brauneisenerzlagern.
Auch viele
Tropfsteine in den Kalksteinhöhlen werden nicht aus
Kalkspat, sondern aus Aragonit gebildet. Bei
Tarnowitz
[* 8] in
Schlesien
[* 9] kommt mit
Bleiglanz verwachsen ein strahliger, grünlichgrauer Aragonit vor
(Tarnowitzit), mit 2,98 spec. Gewicht,
der
[* 1] ^[Abb.] ¶
mehr
2-3,8 Proz. kohlensaures Bleioxyd enthält. Der Karlsbader Sprudelstein wird zu Nippsachen verschlissen.