Aragonít
,
nach
dem Vorkommen in
Aragonien benanntes
Mineral aus der
Ordnung der
Karbonate, stimmt chemisch mit
Kalkspat
[* 2] überein, kristallisiert aber rhombisch und bildet meist lang oder kurz säulenförmige oder spießige
Kristalle;
[* 3] sehr häufig sind
Zwillinge oder
Drillinge, nach einer Prismenfläche an- oder durcheinander gewachsen, die in ihrer
Form hexagonalen
Säulen
[* 4] nahekommen. Er bildet auch stängelige und faserige
Aggregate, die letztern zum Teil radialfaserig
in
Kugeln
(Erbsenstein), Krusten, Stalaktiten
(Sprudelstein, Aragonit
sinter) oder zackigen Gestalten
(Eisenblüte).
Er ist farblos, gelblich, rötlich, grün, blau, grau, glasglänzend, durchsichtig bis durchscheinend,
Härte 3,5-4, spez. Gew.
2,9-3; er enthält neben kohlensaurem
Kalk bisweilen 0,5-4 Proz. kohlensauren
Strontian, auch kohlensaure
Magnesia und Fluorcalcium.
Aragonít
und
Kalkspat bilden das bekannteste
Beispiel von
Dimorphismus, einer zweifachen, verschiedenen Formenreihe bei
gleicher chemischer
Konstitution.
Welchen Umständen die eine oder andre Formbildung zuzuschreiben ist, läßt sich nicht allgemein entscheiden.
Hauy nahm an,
daß eine geringe
Menge von kohlensaurem
Strontian die rhombische Form des Aragonits
bedinge; doch kennt man auch strontianfreien
Aragonít
G.
Rose suchte die
Ursache der Formverschiedenheit vorzüglich in der
Temperatur des Lösungsmittels,
indem aus heißer
Lösung Aragonít
, aus kalter
Kalkspat zur Abscheidung gelangen sollte; doch ist auch dies nicht allgemein zutreffend.
Auch die Konzentration der Lösung kommt dabei in Betracht. Jedenfalls ist die Erklärung der spezifischen Kristallform nicht einseitig in dem kristallisierenden Körper, sondern in einer dynamischen Wechselwirkung zwischen der erstarrenden Substanz und dem umgebenden Medium zu suchen, und bei Körpern, welche dem herrschenden Lösungsmittel gegenüber labile Kristallisationsverhältnisse zeigen, kann auch die Grundform durch Einwirkungen verschiedener Art, die einander kompensieren und substituieren können, verändert werden.
Durch
Glühen erhält der Aragonít
das niedrigere
spezifische Gewicht des
Kalkspats; auch kennt man als
Afterkristalle
Aragonit
säulen, die zu einem
Aggregat von Kalkspatkristallen umgewandelt sind. Die schönsten Aragonitkristalle finden sich
bei
Bilin in
Böhmen,
[* 5]
Herrengrund in
Ungarn,
[* 6] Leogang im Salzburgischen und
Molina in
Aragonien. Spießige
Kristalle kommen häufig
als sekundäre Gebilde in den Höhlungen basaltischer
Gesteine
[* 7] vor. Aragonít
findet sich im
Thon und
Gips,
[* 8] auf
Erzlagerstätten,
[* 9] besonders häufig in
Basalt und
Basalttuffen, auch in den Schwefelgruben
Siziliens, die spießigen
Varietäten
auf
Kalkstein- und Brauneisenerzlagern.