Sprache,
[* 2] eine der reichsten, gebildetsten, durch Verbreitung und Litteratur merkwürdigsten
Sprachen, bildet
mit dem Himjaritischen und dem nahe mit letzterm verwandten
Äthiopischen in Nordafrika zusammen den südlichen
Zweig des semitischen
Sprachstamms (s.
Semiten). In der ältesten Zeit scheint die
Sprache der dem
SüdenArabiens angehörigen
Dynastie der
Himjariten (s. d.) in einem großen Teil von
Arabien vorgeherrscht zu haben;
Mohammed erhob aber die
Sprache Zentralarabiens,
insbesondere des
Stammes der Koreischiten, zur herrschenden
SpracheArabiens und drückte ihr durch seine Religionsstiftung
den
Charakter der
Heiligkeit auf, wodurch sich die verhältnismäßig sehr geringen Veränderungen, die
das
Arabische seitdem erfahren hat, erklären. Man kann die Geschichte desselben in zwei
Perioden einteilen, von denen die
erste die vor dem Auftreten
Mohammeds entstandenem Gedichte, die
Moallakât, die
Hamâsa u. a., und den
Koran, wie er von dem
KalifenOthman (644-656) festgestellt wurde, umfaßt, die zweite von da ab bis auf die Gegenwart reicht.
Noch heutzutage sprechen
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die Beduinen der Wüste ein Arabisch, das so rein ist wie das des Korans; aber das gewöhnliche Arabisch, Vulgärarabisch genannt,
hat eine mehr oder minder starke Abschleifung der Laute erfahren, Fremdwörter aufgenommen und die Kasusendungen (Nunation)
verloren. So ist z. B. an die Stelle der drei alten Kasus des arabischenWorts für König: melikon im Nominativ,
melikin im Genitiv und Dativ, melikan im Akkusativ, jetzt das einförmige melik getreten. Man unterscheidet vier arabischeDialekte,
die der Berber und der Ägypter in Afrika
[* 4] und diejenigen der Syrer und der eigentlichen Araber in Vorderasien.
Außerdem ist auch das Maltesische, die Sprache der InselMalta, ein verdorbener arabischerDialekt, nahe
mit dem ausgestorbenen Mozarabisch der Mauren in Spanien
[* 5] verwandt. Auch in Asien
[* 6] hatte die arabische Sprache früher eine größere Verbreitung
als heutzutage, wird jedoch noch immer in einem großen Teil des Orients von vielen Gebildeten verstanden, während sie in
Afrika mit dem Islam sogar im Vordringen begriffen ist und bis in das Herz von Afrika hinabreicht. Einen
redenden Beweis für die gebietende Stellung, die sie früher im ganzen Orient einnahm, liefert der Wortschatz der persischen
Sprache, der ungefähr zu einem Drittel aus arabischen Wörtern besteht, die dann großenteils auch in das Türkische und Hindostanische
übergegangen sind.
Kali, Kattun, Zenith, Ziffer u. a. In grammatischer Beziehung ist die arabische Sprache ungemein
reich, besonders was das Verbum betrifft, das 15 oder 16 Konjugationsarten aufzuweisen hat gegen die 5 der hebräischen Sprache.
Doch sind nur 9 dieser Konjugationsarten, welche die Art und Weise der Handlung ausdrücken: ob transitiv, oder kausativ, oder
iterativ (wiederholt) etc., in gewöhnlichem Gebrauch. Auch in betreff des Vokalismus überragt die arabische Sprache die
hebräische an Altertümlichkeit und ist in manchen Beziehungen sogar dem um mindestens zwei Jahrtausende ältern Assyrisch
der Keilschriften überlegen, daher für die vergleichende Grammatik und Etymologie der semitischen Sprachen von großer Wichtigkeit.
Die Satzbildung ist, wie in allen semitischen Sprachen, einfach. Der Wortschatz ist außerordentlich reich,
und besonders die Sprache der Dichtung hat eine Menge anderswo nicht gekannter Unterscheidungen aufzuweisen, so daß z. B. manche
arabischeGrammatiker 1000 Namen für »Schwert«, 500 für »Löwe« sammeln konnten u. dgl. Die
Metrik zeigt sich im Koran noch wenig entwickelt, indem zwar der Reim, aber keine Zählung oder Messung
der Silben auftritt. Später entwickelten sich viele künstliche Versmaße, und der Reim wurde besonders in der Form der Paronomasie,
d. h. unmittelbaren Nebeneinanderstellung ähnlich klingender Wörter, beliebt (z. B. »halla wa balla«,
»schlecht und recht«),
die Rückert in den »Makamen des Hariri« so geschickt nachgebildet hat. Die Schrift
(Neschi) ist aus der altsyrischen (Estrangelo) wahrscheinlich erst kurz vor Mohammed zurechtgemacht worden; in ihrer ältesten
Form heißt sie Kufisch. Sie läuft wie alle semitischen Schriften von rechts nach links und besteht aus 29 sehr zierlichen
Zeichen, die je nach ihrem Auftreten im Anlaut, Auslaut oder Inlaut eine verschiedene Gestalt erhalten,
auch, wenn mehrere Konsonanten aufeinander
folgen, ineinander verschlungen werden.
Für die Vokale gibt es nur drei Zeichen, und auch diese werden, wenigstens im Inlaut und Auslaut, nur als eine Art Anhängsel
an die Konsonanten behandelt. Sehr viele alte arabischeHandschriften sind ohne Bezeichnung der Vokale geschrieben, und noch
jetzt wird dieselbe von den Arabern gewöhnlich unterlassen. Die arabischeGrammatik ist von den Arabern
selbst im Zusammenhang mit dem Studium ihrer Litteratur, besonders des Korans, sehr eifrig erforscht worden. Schon im 15. Jahrh.
konnte der arabische Schriftsteller Sujuti über 2500 Grammatiker und Philologen namhaft machen.
Vgl. Flügel, Die grammatischen
Schulen der Araber (Leipz. 1862).
An die vortrefflichen Vorarbeiten der einheimischen Grammatiker schloß sich die europäische Forschung eng an. Sie nahm in
Spanien ihren Anfang, ist aber in neuester Zeit besonders in Deutschland
[* 9] zu Hause. Grammatiken lieferten in neuerer Zeit unter
andern de Sacy (2. Aufl., Par. 1831, 2 Bde.),
Tychsen (Götting. 1823), Ewald (Leipz. 1831-33, 2 Bde.),
Petermann (2. Aufl., mit Chrestomathie und Glossar, Berl. 1867), Palmer (Lond. 1874) und besonders Caspari (4. Aufl., Halle
[* 10] 1876;
engl. Bearbeitung von Wright, Lond. 1874). Einzelne grammatische Fragen sind besonders von Fleischer, dem ersten lebenden Kenner
der arabischenGrammatik, eingehend erörtert worden.
Nofal (»Guide de conversation en Arabe et Français«, 3. Aufl., Beirut 1876) u. a. Die maltesische
Mundart erörterte Kosegarten (in Höfers »Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache«, Bd. 2, 1846). Die
wichtigsten Wörterbücher sind das große Wörterbuch von Freytag (arabisch-lateinisch, Halle 1830-1837, 4 Bde.; kürzer, das.
1837) und das noch umfangreichere von Lane (arabisch-englisch, Lond. 1863 ff.; noch unvollendet);
ein kürzeres arabisch-englisches Wörterbuch lieferte Badger (das. 1884), ein arabisch-französisches
Cherbonneau (Par. 1876, 2 Bde.), ein
neuarabisches Handwörterbuch Wahrmund (Gieß. 1876 ff.). Chrestomathien lieferten namentlich de Sacy (2. Aufl., Par. 1826, 3 Bde.;
ebenso eine »Anthologie grammaticale«, das. 1829), Kosegarten (Leipz. 1828), Freytag (Bonn
[* 12] 1834), Arnold (Halle 1853), Girgas und
Rosen (Petersb. 1875-76, in russ. Sprache), Wright (Lond. 1870); für das Vulgärarabische: Bresnier (2.
Aufl., Algier 1857) und Machuel (das. 1877). Die physiologische Natur der arabischen Laute, besonders der eigentümlichen Hauchlaute,
erforschte Brücke
[* 13] (»Physiologie der Sprachlaute«, 2. Aufl., Wien 1876). Die aus dem Arabischen stammenden Kunstausdrücke in der
Anatomie hat Hyrtl untersucht (Wien 1879). S. die »Schrifttafeln«.
Sprache und Litteratur. Die arab. Sprache bildet mit der äthiopischen den südl. Zweig (südsemit. Sprachen)
des semit. Sprachstammes und ist außer ihrem Heimatland Arabien über einen großen TeilVorderasiens, über
Ägypten
[* 14] und das übrige Nordafrika verbreitet. Sie ist hinsichtlich ihres Wortvorrats die reichste semit. Sprache und hat
unter allen Sprachen dieses Stammes die Fülle der grammatischen Formen am längsten bewahrt. Was wir gewöhnlich «arabische Sprache»
nennen, ist ursprünglich die Sprache der nord- und mittelarab. Stämme, von der sich im Altertum die verwandte
Sprache der Südaraber (Himjariten, Sabäer, s. d.) unterschieden hat; die letztere, innerhalb deren
sich gleichfalls dialektische Unterschiede konstatieren ließen, ist in den südarab. Inschriftendenkmälern aufbewahrt;
kümmerliche lebende Reste hat man in verkommenen Volksdialekten im südl. Arabien (Ehkili) erkannt.
Die ältesten schriftlichen Denkmäler des Nordarabischen hat man in neuester Zeit bis 1000-1200 Jahre
vor Mohammed zurückgeführt; sie sind in jenen durch Charles Doughty und Julius Euting in Arabien entdeckten inschriftlichen
Denkmälern vorhanden, die in einem mit dem südarab. eng zusammenhängenden Schriftcharakter geschrieben sind, aber in sprachlicher
Beziehung von den südarab. Denkmälern getrennt werden müssen. Sie werden lihjânische Inschriften genannt;
den ersten Versuch, sie zu entziffern und zu erklären, machte JosephHalévy (1884); auf breiterer Grundlage hat dies neuerdings
DavidHeinrichMüller unternommen: «Epigraphische Denkmäler aus Arabien» (mit 12 Tafeln, Wien 1889).
Das Verbreitungsgebiet der arab. Sprache hat sich bereits vor dem Islam nördlich bis nach Mesopotamien
erstreckt. Diese große Ausdehnung
[* 15] läßt uns dialektische Unterschiede innerhalb dieses
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Sprachgebietes voraussetzen; solche Unterschiede sind in der That von den spätern Philologen fleißig gesammelt und verzeichnet
worden, machen sich aber in den Resten der ältesten arab. Litteratur, deren Urheber den verschiedensten Stämmen angehören,
nur sehr wenig bemerkbar, so daß man voraussetzen kann, daß schon in alter Zeit die Sprache der Poesie
allenthalben ziemlich dieselbe Gestaltung hatte, die auch der Koran aufweist, und die man fälschlich als Dialekt des StammesKoreisch (s. d.) bezeichnet hat. Ganz frei von fremdem Sprachgut hat sich
auch diese älteste Schicht der arab. Sprache nicht erhalten, eine Menge von Kulturwörtern ist bereits in der heidn. Zeit
aus dem Persischen, Griechischen und Aramäischen eingedrungen (vgl. Fränkel, Die aramäischen Fremdwörter
im Arabischen, Leid. 1886), deren Anzahl sich im Islam durch das Entlehnen religiöser Ausdrücke und durch das weitere Eindringen
fremder Kulturwörter noch vermehrt hat. - Es kann vorausgesetzt werden, daß bereits in vormohammed.
Zeit in der Umgangssprache nicht die vollen Formen der Dichter- und Koransprache angewendet wurden; mit
dem Fortschritt der Sprachentwicklung, mit der durch die Ausbreitung des Islam erfolgten weitern Ausbreitung des Sprachgebietes,
bilden sich die vulgärarabischen Dialekte heraus. Im Vulgärarabischen verschwindet die Fülle der grammatischen Formen
der altklassischen Sprache, es verschwinden namentlich die Vokalendungen, die in der klassischen SpracheCasus und Modi differenzieren, der Wortvorrat ist ärmlicher, die Syntax freier; dafür bilden sich zur Bezeichnung mancher
grammatischer Kategorien selbständige Behelfe heraus u. s. w. Die alte klassische Sprache wird Religions- und Gelehrtensprache
des Islam. Das Vulgärarabische weist in seinen verschiedenen Gebieten große Verschiedenheiten auf; im großen sind drei
Dialekte zu unterscheiden: der syr., ägypt.
und der maghribinische Dialekt. - Über die arab. Schrift s. Schrift, Kufische Schrift, Neschi.
Infolge der Eroberung Siciliens und Spaniens durch die Araber drang die arab. Sprache auch nach Europa.
[* 17] Sie hat in den roman.
Sprachen, namentlich im Spanischen und Portugiesischen, zahlreiche Spuren ihres Einflusses hinterlassen.
(Vgl. Dozy und Engelmann, Glossaire des mots espagnols et portugais dérivés de l'Arabe, 2. Aufl.,
Leid. 1869.) - In Europa begann man im 16. Jahrh. sich mit dem Studium des Arabischen zu beschäftigen. Auch durch die 1622 von
Papst Gregor XV. in Rom
[* 18] gestiftete Congregatio de propaganda fide erhielt das Sprachstudium neue Förderung.
Seit Urban VIII. (1627) besitzt die Kongregation zugleich eine Schule für künftige Missionare, das sog. Collegium oder Seminarum
de propaganda fide. In dieser wurde Arabisch und Syrisch von Eingeborenen gelehrt, und zum Behufe des sprachlichen Unterrichts
druckte man nicht nur orient. Texte, sondern verfaßte auch Grammatiken der betreffenden Sprachen. Einen
epochemachenden Aufschwung nahm das Studium des Arabischen in der holländischen Schule, zuerst durch Erpenius (Grammatik, 1. Ausg.,
Leid. 1613, dann öfters), dann durch die Erforschung der reichen handschriftlichen Schätze, die Levin Warner (geb. 1619,
gest. 1665) im Orient sammelte und der UniversitätLeiden
[* 19] schenkte (Legatum Warnerianum). Hervorzuheben
sind die Arbeiten von Albert Schultens (geb. 1686, gest. 1750) und seiner Schule, in der
zu allererst ein selbständiges Studium der u.
L. Arabische Sprache hervortritt. In eine neue Periode tritt das Studium des Arabischen mit Silvestre
de Sacy (s. d.), dessen bahnbrechendes grammatisches Werk (2 Bde.,
Par. 1810; 2. Aufl. 1831) seinem bedeutendsten SchülerH.L.Fleischer (s. d.) als Ausgangspunkt diente
für die noch gründlichere Vertiefung der arab. Grammatik, namentlich der Syntax.
Aus dieser Epoche sind noch zu nennen die Werke von Lumsden («Grammar of the Arabic language», Kalkutta
[* 20] 1813) und die noch
heute bedeutende «Grammatica critica linguae arabicae»
von Ewald (2 Bde., Lpz. 1831-33).
Hieran schließt sich Caspari, dessen Buch (zuerst 2 Bde., Lpz. 1844-48)
in den durch AugustMüller besorgten, beträchtlich vermehrten und verbesserten Auflagen (5. Aufl. in 1 Bd., Halle 1887) sowie
in W. Wrights engl. Bearbeitung (2 Bde.,
Lond. 1859-62; 2. Aufl., ebd. 1874-75) fast zu einem
neuen Werke geworden ist; franz. Übersetzung von E. Uricoechea (Brüss. 1880). Eine gedrängte Darstellung der notwendigsten
Elemente samt Lesestücken, Glossar und Litteraturnachweisen bietet Socin («Porta linguarum orientalium IV», deutsch und engl.,
Berl. 1885; 3. Aufl. 1895). - Wörterbücher der arab.
Sprache verfaßten Giggejus (Mail. 1632), Golius (Leid. 1653), Freytag (4 Bde., Halle 1830-37), Kasimirski
(1848-60), Badger (1881). Diese Wörterbücher beruhen zumeist auf der einheimisch arab.-lexikogr.
Litteratur. In bisher noch nicht erreichter Vollständigkeit und mit musterhafter Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit
ist diese Litteratur verarbeitet in E. W. Lanes «Arabic English Lexicon» (Lond. 1864 fg.).
Außerdem sind zu erwähnen die Wörterbücher von Cuche (Beirut 1862; 2. Aufl., anonym, 1882; neu bearbeitet
von P. Belot 1888), Catafago (1873), Wahrmund (2 Bde., 2. Aufl.,
Gießen
[* 21] 1879), in der auch vulgärarab. Material verarbeitet ist, Gasselin (2 Bde.,
Par. 1891) und Salmone (2 Bde., 1890).
Zu allen bis dahin erschienenen Wörterbüchern der arab. Sprache lieferte Dozy aus der arab. Litteratur
geschöpfte Ergänzungen u. d. T. «"Supplément aux dictionnaires arabes" (2 Bde.,
Leid. 1877-81),
W. Wright («Arabic reading book», Lond. 1870),
Girgas-Rosen (1876), Derenbourg-Spiro (1885),Nöldeke-Müller (altarab. Poesie, Verl. 1890) und Brünnow (Prosaschriftsteller,
ebd. 1895). Die in Beirut wirkenden Jesuiten haben im letzten Jahrzehnt verschiedene Hilfsmittel zum Studium
der u. L. Arabische Sprache veröffentlicht: darunter ist besonders zu erwähnen die mit Noten und Glossar versehene große Chrestomathie «Fleurs
de la littérature arabe» (7 Bde., Beirut 1883-89). - Die arab. Metrik und Poetik bearbeiteten H. Ewald (Braunschw. 1825), Freytag
(Bonn 1830), Guyard (Par. 1877), Coupry (Lpz.
1875), Gies (1879). die Rhetorik Garcin de Tassy (1846) und Arabische. Mehren (Kopenh. 1853).
Die Kenntnis des Neu- und Vulgärarabischen nach seinen verschiedenen Dialekten förderten durch Grammatiken Canes (Madr. 1775),
Dombay (Wien 1800), Caussin de Perceval (4. Aufl., Par. 1858), der Scheich Mohammed al-Tantawi
(1848), Wahrmund («Praktisches Handbuch der neuarab.
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W. Spitta-Bey, dessen «Grammatik des arab. Vulgärdialektes von Ägypten» (ebd. 1880) die erste erschöpfende wissenschaftliche
Darstellung des Volks-Arabischen liefert, woran sich die Lehrbücher von Voller (Kairo
[* 23] 1890), Haggenmacher
(ebd. 1892) und Seidel (Berl. 1894) anschließen; durch Wörterbücher DominicusGermanus de Silesia (Rom 1636), Cañes (Madr.
1775), Bokhtor (1828; neu 1864), Berggren (1844), Catafago (1858), Marcel (2. Aufl., Par. 1869), Cherbonneau (2 Bde.,
ebd. 1875). - Die Eroberung Algiers hat eine wahre Flut grammatischer und lexikal.
Arbeiten über den nordafrikanischen Dialekt des Arabischen hervorgerufen. Besondere Erwähnung verdienen: Bled de Braine («Cours
synthétique, analytique et pratique de la langue arabe», Par. 1846),
Bresnier («Chrestomathie arabe», 2. Aufl., Algier 1857;
ders., «Cours pratique et théorique de la langue arabe (ebd. 1855), Bellemare ("Grammaire arabe", 5. Aufl.,
ebd. 1865),
Roland de Bussy («Petit dictionnaire français-arabe», ebd. 1867),
Hélot («Dictionnaire de poche», Par. 1847),
Beaussier (ebd. 1871), die zahlreichen Arbeiten von Cherbonneau und dem Eingeborenen Belkassem ibn Sedira für den Schulunterricht.
In neuester Zeit ist die wissenschaftliche Bearbeitung des Vulgärarabischen mit der Interpretation von
Sprichwörtersammlungen verbunden worden durch Socin («Arab. Sprichwörter und Redensarten», Tüb. 1878),
Landberg («Proverbes
et dictions du peuple arabe», Bd. 1: «Province de Syrie», Leid. 1883),
Snouck Hurgronje («Mekkanische Sprichwörter und Redensarten»,
gesammelt und erläutert, Haag
[* 24] 1886); Volkserzählungen im Vulgärdialekt lieferten und erklärten Socin («Der arab. Dialekt
von Mosul und Mardin», in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», Bd. 36),
Eigentliche Litteratur ist bei den Arabern vor dem 7. Jahrh. nicht zu finden. Die Poesie blühte bei ihnen seit alter Zeit,
unterstützt von der eigentümlichen Naturanlage, der lebhaften Empfindung und Phantasie dieses Volks,
das, ohne das feste Gefüge eines die geistige Kultur fördernden Staates, in ununterbrochenen Kämpfen der einzelnen Stämme
untereinander dahinlebte und ganz dem Kultus des Stammesgefühls mit allen seinen Tugenden (Treue, Freigebigkeit, Gastfreundschaft,
Anhänglichkeit an die Überlieferungen des Altertums) und Lastern (Prahlerei, Rache, Bekämpfung der Stammesfeinde)
ergeben war.
wie Mohammed die ihm vorangehende Zeit nannte, sind
die sieben Mo'allakât (s. d.). Andere Sammlungen von Poesien der vorislamischen Zeit bieten die gesammelten Diwane der «sechs
Dichter» und zwar des Nâbigha (auch besonders hg. und übersetzt von H. Derenbourg, Par.
1869),
Zuhejr (besonders mit einem Kommentar hg. von Landberg, Leid. 1889),
des Alkama (hg.
und übersetzt von Socin, Lpz. 1867) und des Imru ul-Reis (s. d.), die Ahlwardt u. d. T. «The Diwans of the six ancient arabic
poets» (Lond. 1870) kritisch herausgegeben hat; ferner die Hamâsa (s. d.),
die gesammelten Gedichte von
Poeten aus
dem Stamme der Hudseiliten (s. d.),
die «Mufaddalijât», deren AusgabeThorbecke begonnen hat, Heft 1 (Lpz. 1885).
Die Ausgaben der Diwane einzelner Dichter vervollständigen das Bild, das uns die alte Poesie vom Leben der heidn. Helden bietet;
zu nennen sind Orwa ibn al-Ward (hg. von Nöldeke, Gott. 1863), Al-Hâdhira (hg. von Engelmann, Leid.
1858). Einen ganz eigenartigen Eindruck machen die bereits von religiösen Ideen tief beeinflußten Gedichte des Lebid (s. d.),
dessen Diwan erst in neuester Zeit entdeckt wurde.
Unter den arab. Dichtern schließen sich mehrere Zeitgenossen Mohammeds der neuen Ordnung an,
z. B. Hassân ibn Thâbit (Diwan, Bombay
[* 25] u. Tunis
[* 26] 1281 der Hidschra), Kab ibn Zuheir (s. d.), der vielgereiste
Wanderdichter Al-Aschâ, dessen Lobgedicht auf Mohammed Thorbecke herausgegeben und erläutert hat («Morgenländische Forschungen»,
Lpz. 1875). Dagegen wird die Gesinnung der überwiegenden Mehrheit der Dichter durch den Islam nur wenig oder gar nicht berührt,
sie verherrlichen auch fürder die Ideale des Heidentums, zuweilen treten sie in offenen und trotzigen
Widerstreit gegen den Pietismus der Mohammedaner, gegen den sich die Vertreter des richtigen Arabertums ablehnend verhielten.
Bis tief in die Omajjadenzeit hinein begegnen uns die Nachklänge dieses altheidn. Geistes in der Gesellschaft und in der
Poesie, am kräftigsten unter den Poeten der Übergangszeit in Abû Mihdschan aus dem Thakifstamme (starb
zur Zeit des Omar), dessen Diwan erst von Landberg (Leid. 1886, «Primeures arabes», I), dann mit lat.
Übersetzung von LudwigAbel (ebd. 1887) herausgegeben wurde. Den besten Einblick in die arab. Poesie bietet das Kitâb al-aghâni
(s. Aghâni). -
Vgl. Weil, Die Poet. Litteratur der Araber vor Mohammed (Stuttg. 1837);
Nöldeke, Beiträge zur Kenntnis der Poesie der alten Araber (Hannov. 1864).
Erst mit der Entstehung und Ausbreitung des Islam waren die Bedingungen für die Anfänge der arab. Litteratur gegeben. Mit
dem zu einem Buche redigierten Koran (s. d.) war den Arabern ein Anknüpfungspunkt für litterar. Studium entstanden. Die Berührung
mit fremden Kulturen, welche die mit staunenswerter Schnelligkeit sich ausbreitenden Eroberungen nach sich zogen, führte
wertvolle Kulturelemente in den Kreis
[* 28] des Arabertums. Es ist zu beachten, daß an dem, was fortan als
arab. Litteratur und arab. Wissenschaft gilt, zum großen Teile jene nichtarab.
Neumohammedaner gearbeitet haben, die durch die Eroberung in den Kreis des mohammed. Lebens mit einbezogen wurden, ohne daß
jedoch das arab. Element dabei völlig unbeteiligt gewesen wäre. Unter den Omajjaden trat dieser
fremde Einfluß erst schüchtern an die Oberfläche, und das geistige Leben setzt sich in dieser Periode
noch immer zumeist in der Pflege der alten Poesie fort, in der Dschemil (gest. 701), Kuthejjir (gest.
723), der Christ Al-Achtal (gest. 713; Diwan, 1. Tl., hg. von Salhâni, Beirut 1891), sein Zeitgenosse, der berühmte erotische
Dichter Omar ibn Abi Rabîa, Dscherîr und Al-Farazdak (starben 728; des letztern Diwan hg. und übersetzt
von Boucher, Lfg. 1-3, Par. 1869-75) u. a. hervorragen.
Zu überwiegendem Einfluß gelangen die fremden Elemente unter den Abbasiden; damit beginnt auch der Aufschwung der wissenschaftlichen
Litteratur, die in den ChalifenAlmansor (s. d.), Hârun
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