mehr
die babylon. und assyr., noch die ägypt. und pers. Könige vermochten sie zu unterjochen. Alexander d. Gr. wurde an einem Zuge gegen die Araber durch den Tod gehindert. Hingegen gelang es aus dem Süden nach nördl. Richtung wandernden Stämmen in Mesopotamien und Syrien eine allerdings von Persern und Römern abhängige Herrschaft zu begründen; die herrschenden Familien waren dort die Lachmiden (s. d.), hier die Ghassaniden (s. d.), welche ihren Einfluß weit nach dem Süden hin auf die arab. Stämme erstreckten.
Drei Jahrhunderte nach
Alexander rückten die
Römer
[* 3] an die Grenzen
[* 4]
A.s, und
Trajan drang 107 in das
Innere ein. Wenn es auch
nicht gelang, Arabien
zur röm.
Provinz zu machen, so blieben doch wenigstens die nördl.
Teile in Abhängigkeit
von den
Kaisern, und die dort befehlenden arab. Fürsten wurden als deren
Statthalter angesehen. Freier erhielten sich die
alten Sabäer in
Jemen, gegen die ein Zug
zur Zeit des
Augustus unter
Älius
Gallus mißlang. Mit der Schwäche
der röm. Monarchie vermehrte sich in Arabien
wieder das Streben nach Unabhängigkeit,
die sich auch durch eine
Vereinigung der arab.
Stämme leicht hätte erlangen lassen.
Aber die arab. Stämme blieben innerlich gespalten und brachten viele Jahrhunderte in innern Kämpfen zu, während welcher ihr Land der Schauplatz jener ritterlichen, von ihren Dichtern vielfach besungenen Fehden war. Das Christentum fand unter den dem Götzendienste ergebenen Arabern wenig Eingang. Nichtsdestoweniger zählte es unter einigen Stämmen (Taglib, Tajj u. a. m.) Anhänger, deren christl. Bekenntnis jedoch nur sehr oberflächlich war. Im Süden (Nedschran) und im Norden [* 5] hatte sich das Christentum festere Sitze geschaffen.
Hier standen mehrere
Bischöfe unter dem Metropoliten zu Vosra im Ostjordanlande. Hira, unfern des Euphrat, zählte viele
arab.
Christen und Klöster, und der arab. König Nomân ibn al-Mundsir nahm nicht lange vor Mohammed
das
Christentum an. Auch die
Juden waren seit der Zerstörung
Jerusalems in Arabien
, namentlich um und nördlich
von Medina angesiedelt. Auch waren sie in
Jemen verbreitet, wo sie im 5. Jahrh. Einfluß gewannen. Der letzte nationale Fürst
von
Jemen, der von den christl.
Äthiopiern gestürzte Dsu Nuwâs (490-525 n. Chr.), war jüd.
Glaubens.
Mit dem Auftreten Mohammeds beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte des arab. Volks, welches, jetzt zum erstenmal zu einem Ganzen geeinigt, seitdem jahrhundertelang eine bedeutende Rolle in der Weltgeschichte übernahm und seine natürlichen Grenzen überschritt, um Reiche in drei Weltteilen zu gründen (s. Mauren und Chalif). In Asien [* 6] erblich der Glanz der geschichtlichen Stellung der Araber mit dem Sturze des Chalifats zu Bagdad (1258). Länger beeinflußten die Araber die Geschicke Nordafrikas und des südwestl.
Europa,
[* 7] welches letztere erst um 1492 die letzten Mauren wieder auf afrik.
Boden zurückschlug. Das
Innere
A.s selbst bot während
der Zeit der auswärtigen Kämpfe wenig mehr als die bedeutungslose Geschichte einiger Beduinenstämme und die
Schicksale
der jährlich nach Mekka strömenden Karawanen. Nach dem
Untergange des arab.
Weltreichs versank das Land
in gänzliche Erschöpfung. Es entstanden, namentlich in Südarabien
, eine Menge kleiner Feudalherrschaften, wie sie noch
in neuerer Zeit die Imame von Sana und
Maskat vergegenwärtigen. An geschichtlichen Ereignissen sind nur
wenige hervorzuheben,
wie die Unterwerfung
Jemens durch die
Türken (1570) und deren Wiedervertreibung 1630-40, die Oberherrschaft
der Portugiesen 1508-1659 über
Maskat, die Herrschaft der
Türken über Hedschas und dessen Gefährdung durch die
Perser am
Ende des 16. Jahrh. Dann endlich griff im 18. Jahrh. das Auftreten
der
Wahhâbiten (s. d.) wieder neu belebend in die Geschichte der arab.
Halbinsel ein. Der moralische Einfluß dieser Ereignisse wirkt noch gegenwärtig fort, der politische
war bald vernichtet durch das Eingreifen des ägypt. Paschas
Mehemed Ali (1811).
Über die Geschichte der größern arab. Staatengründungen
außerhalb
A.s s. die
Artikel:
Afrika,
[* 8]
Ägypten,
[* 9]
Algerien,
[* 10] ferner auch
Almoraviden und
Almohaden, Omajjaden.
Litteratur. Die vorislamische Geschichte A.s hat nach Materialiensammlungen und Beiträgen von Marigny, Pococke, Rasmussen, de Sacy, Förster (Historical geography of Arabia, 2 Bde., Lond. 1844) mit ausgiebiger Benutzung der alten Quellen zuerst im Zusammenhang behandelt Caussin de Perceval (Essai sur l'historie des Arabas avant l'Islamisme, 3 Bde., Par. 1847-49). -
Die alte Geographie A.s ist durch Sprenger (Bern [* 11] 1875) erschöpfend behandelt worden. Den auf vorislamische Geschichte bezüglichen Teil des Geschichtswerks von Al-Tabari hat Nöldeke (Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sasaniden, Leid. 1879) übersetzt und kritisch bearbeitet; nach inschriftlichen Quellen hat Eduard Glaser eine «Skizze der Geschichte und Geographie A.s von den ältesten Zeiten bis zum Propheten Muhammad» (Heft 1, Münch. 1889; 2. Bd., Berl. 1890) entworfen. - Die Nachrichten über die vorislamischen Kulturzustände A.s, welche sich bei griech. und röm. Geographen und Historikern, sowie in den Werken der Byzantiner finden, sind zwar sehr dürftig und zum Teil ungenau und untereinander widersprechend, nichtsdestoweniger konnten sie vielfach zur Beleuchtung [* 12] der aus altarab.
Poeten und aus alten überlieferten
Berichten zu erschließenden
Thatsachen dienen. Das Familienrecht des heidnischen und seine
Entwicklung hat in diesem
Sinne W. Robertson
Smith dargestellt (Kinship and marriage in early Arabien
,
Cambridge 1885); vgl. auch
G. Wilken, Het Matriarchaat bij de oude Arabieren (Amsterd. 1884; deutsch
Lpz. 1884). Die religiösen, kulturellen und socialen Verhältnisse behandeln
Sprenger, Das Leben und die
Lehre
[* 13] des Mohammad,
Bd. 1 (Berl. 1861);
Krehl, Über die Religion der vorislamischen Araber (Lpz. 1863);
Wellhausen, Reste arab. Heidentums (Berl. 1887);
Goldziher, Muhammed.
Studien, 1. Tl. (Halle [* 14] 1889). Die Geschichte des Islam unter den Arabern ist außer in den Werken von Weil, Muir, Sprenger, Nöldeke, Krehl, Wellhausen über Mohammed (s. d.) am eingehendsten dargestellt worden von Dozy, Historie des Musulmans d'Espagne (4 Bde., Leid. 1861; deutsch, 2 Bde., Lpz. 1874). Ferner sind zu erwähnen: Weil, Geschichte der Chalifen (5 Bde., Heidelb. und Stuttg. 1846-62);
Kremer, Kulturgeschichte des Orients unter den Chalifen (2 Bde., Wien [* 15] 1875-77);
Aug.
Müller, Der
Islam im Morgen- und
Abendland (2 Bde., Berl. 1885-87).
-
Über die Erdkunde
[* 16]
A.s und die neuern
Kulturzustände vgl. die Reisewerke: Niebuhr,
Beschreibung von Arabien
(Kopenh. 1772) und dessen
Reisebeschreibung nach Arabien
(Bd. 1 und
2, ebd. 1774 -78; Bd. 3, Hamb. 1837);
Burckhardt, Travels in ¶
mehr
786 Arabia (Lond. 1829; deutsch Weim. 1830), dessen Notes on the Bedouins and Wahabys (Lond. 1830; deutsch Weim. 1831);
Wellsted, Travels in Arabia (2 Bde., Lond. 1838; deutsch von Rödiger, Halle 1842);
Tamisier, Voyage en Arabie (2 Bde., Par. 1839);
des Grafen Laborde Prachtwerk, Voyage dans l'Arabie Pétrée (2 Bde., ebd. 1830);
R. F. Burton, Personal narrative of a pilgrimage to Mecca and Medina (3 Bde., Lond. 1855; neue Ausg. 1880);
Maltzan, Meine Wallfahrt nach Mekka (2 Bde., Lpz. 1865);
Palgrave, A narrative of a year's journey through Central and Eastern Arabia 1862–63 (2 Bde., Lond. 1865; 6. Aufl. 1871; deutsch, 2 Bde., Lpz. 1867–68);
Sadlier, The diary of a journey across Arabia (Bombay [* 18] 1866);
Guarmani, Il Nedged settentrionale.
Itinerario de Gerusalemme a Aneizeh nel Cassim (Jerus. 1866);
d'Avril, L'Arabie contemporaine, avec l description du pélerinage de la Mecque (Par. 1868);
Halévy, Rapport sur une mission archéologique dans le Yémen (ebd. 1873);
Voyage au Nedjran (1873–75, im «Bulletin de la Société de Géographie»);
Wrede, Reise in Hadhramaut (Braunschw. 1873);
Maltzan,
Reise nach Südarabien
(ebd. 1873);
Van den Berg, Le [* 19] Hadhramout (Batavia [* 20] 1886);
Anne Blunt, A pilgrimage to Nedjd, the craddle of the Arabic race (2 Bde., Lond. 1881; franz. von Derome, Par. 1882);
Snouck Hurgronje, Mekka (2 Bde., Haag [* 21] 1888–89);
Huber, Journal d'un voyage en Arabie (Par. 1891);
besonders aber Doughty: Travels in Arabia deserta (2 Bde., Cambridge 1888).
–
Vgl. Zehme, und die Araber seit hundert Jahren (Halle 1875).