Aquileja
(mittelalterl.
Aglar), zur Zeit der röm.
Kaiser große Handelsstadt am Nordende des Adriatischen
Meers in Oberitalien,
[* 3] jetzt unbedeutender
Ort von 1400 Einw. in der österreichischen
Grafschaft
Gradisca. Aquileja
wurde 182
v. Chr. 60 Stadien
vom
Meer, mit welchem es durch die einst schiffbare, jetzt versandete
Lagune in
Verbindung stand, als römisches
Castrum angelegt
und ward bald ebenso wichtig in politischer und strategischer Beziehung wie reich und blühend durch
Handel.
Dazu trug vor allem seine
Lage nahe dem Eingang des niedrigsten Alpenpasses nach
NO. (Ocra, später Alpis
Julia) bei; von hier
aus gingen die
Straßen nach
Rätien,
Noricum,
Pannonien,
Istrien
[* 4] und
Dalmatien.
Daher galt Aquileja
für den
Schlüssel
Italiens
[* 5] von der Nordostseite. Seit
Mark Aurel war es auch eine der ersten
Festungen des
Reichs, an deren
Mauern die
Kaiser
Maximinus
(238
n. Chr.) und
Constantius (340) ihren
Tod fanden. Als Hauptstadt der
Provinz
Venetia und Histria war Aquileja
im 4. Jahrh. die viertgrößte
Stadt
Italiens.
Bis ins 5. Jahrh. hatte Aquileja
seine
Größe behauptet, als
Attila sich nach dreimonatlicher Belagerung 452 der
Stadt bemeisterte
und sie dem Erdboden gleich machte. Die Einwohner flohen auf die Laguneninseln nach dem
Hafen
Gradus
(Grado).
An der
Stelle des alten Aquileja
entstand nach einiger Zeit ein neuer
Ort, der sich noch einmal erhob und zwar
in kirchlicher
Größe. Im 6. Jahrh. entstand das aquilejische
Patriarchat, welches in den Wirren der Zeit eine Macht erlangte,
die der des römischen
Bischofs gleichkam und ganz
Friaul nebst
Istrien umfaßte.
Nach dem Eindringen der
Langobarden residierten die
Patriarchen in
Gradus und seit dem 7. Jahrh. zu
Udine
in
Friaul. Im 16. Jahrh. bemächtigte sich
Venedig
[* 6] der Patriarchatsländer, wovon es später einen Teil an
Österreich
[* 7] abtrat.
Das
Patriarchat ward 1451 nach
Venedig verlegt, kam aber dadurch in eine immer schwierigere
Stellung, da einerseits
Österreich,
anderseits
Venedig die Ernennung des
Patriarchen in Anspruch nahm. Die fortdauernden Zwistigkeiten wurden
erst 1750 durch
Papst
Benedikt beendet, welcher das
Patriarchat von Aquileja
ganz aufhob und an dessen
Stelle die zwei neuen Erzbistümer
Udine und
Görz
[* 8] errichtete, die noch gegenwärtig bestehen. Der heutige arme
Ort enthält die große, 1042 im Rundbogenstil
vollendete
Domkirche und zahlreiche ausgegrabene
Altertümer,
welche die ehemalige
Größe der Stadt ahnen
lassen.
Vgl. v.
Czoernig, Das Land
Görz und
Gradisca, mit Einschluß von Aquileja
(Wien
[* 9] 1873).