Aquarium
(vom lat. aqua, Wasser) hieß früher in den Apotheken der zur Aufbewahrung flüssiger Arzneistoffe in Flaschen, Fässern u. s. w. bestimmte Kellerraum; in England pflegte man auch wohl in den Warmhäusern die zur Unterhaltung von Wasserpflanzen [* 2] bestimmten Bassins so zu nennen. In neuerer Zeit ist das Wort vorzugsweise zur Bezeichnung von Wasserbehältern üblich geworden, in denen außer Wasserpflanzen auch Wassertiere unterhalten werden und die zur Beobachtung des organischen Lebens der Wasserwelt dienen sollen.
Vorrichtungen mit letzterm Zweck gab es schon früher. Seit etwa 1852 kamen jedoch die Aquarien von England aus, durch Ward, Johnston, Warrington, Gosse u. a. empfohlen, zum Zweck belehrender Unterhaltung in Aufnahme und sind seitdem rasch zu beliebten Dekorationsstücken nicht nur für Garten- und Gewächshäuser, sondern auch für Zimmer geworden. Aquarien für Garten- und Gewächshäuser sind größere Bassins, solche für Zimmer entweder aus Glastafeln zusammengesetzte Kästen oder kelch-, schalen- und napfartige Glasgefäße.
Ein jedes Aquarium
muß außer
Tieren auch
Pflanzen enthalten, wenn diese kleine Welt durch sich selbst fortbestehen soll. Der Sauerstoff,
welchen die
Pflanzen entwickeln, kommt den
Tieren zugute, während der
Kohlenstoff, den letztere ausatmen,
für erstere unentbehrliche Nahrung ist. Wesentliche
Bedingungen sind: Reinhalten und Austausch des Wassers, sobald es trübe
wird;
Zufuhr von Luft, die das Atmen der Tiere ermöglicht;
Herstellung von Bewegung für solche Tiere, die an fließendes Wasser, Wellenbewegung [* 3] am Seestrande gewöhnt sind und ein intensives Atembedürfnis besitzen. Es giebt Süßwasser- und Meerwasser-Aquarien.
Das Süßwasser-Aquarium ist am leichtesten zu unterhalten. Es wird in den Glasbehältern, die gegen zu viel Licht [* 4] und Wärme [* 5] geschützt sein müssen, ein sandiger, mit Torfstücken vermischter Grund gebildet und in der Mitte eine Art Insel von Tuffstein zu Schlupfwinkeln und Wohnungen errichtet; zum Schmuck legt man wohl auch zierliche Muschelschalen u. dgl. ein. Von Tieren werden in das Wasser am besten Goldfischchen und andere Süßwasserfische in jüngerm Zustande, junge Wasserfrösche, Wasserskorpione, Wasserschnecken u. s. w. eingesetzt.
Von
Pflanzen eignen sich am besten für den
Boden des Aquarium
Saggittaria,
Alisma,
Ceratophyllum, Myriophyllum,
Mentha aquatica L.,
Callitriche, Urticularia, Hippuris, Potamogeton, Glyceria
[* 6] aquatica
Presl.; für den
Tuffstein
Vaccinium oxycoccos L.,
Myosotis
palustris L., Drosera, Hydrocotyle, Empetrum nigrum L.,
Andromeda polifolia, Selaginella,
Calla aethiopica und palustris L.,
mehrere
Farnkräuter, wie Blechnum, Osmunda, Struthiopteris. Besonders reinigenden Einfluß üben die Wasserpest (Elodea)
und die Wasserlinsen
(Lemna). Für das größere
Bassin-Aquarium benutzt man auch größere
Pflanzen. -
Vgl. Roßmäßler, Das Süßwasser-Aquarium (5., von Hermes [* 7] bearbeitete Aufl., Lpz. 1892);
Grässe, Das Süßwasser-Aquarium (2. Aufl., Hamb. 1881);
Solotnitzty, Das Aquarium
(Hagen
[* 8] 1893 fg.);
Monatsschrift für Aquarienfreunde (Leipzig, [* 9] seit 1894). ¶
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774 Die Meerwasser-Aquarien erfordern bei weitem kostspieligere Einrichtungen, da das Seewasser, welches die Meertiere genießen,
entweder beständig erneuert oder aufs neue mit Luft gesättigt werden muß. Gewöhnlich läßt man eine Dampfmaschine
[* 11] das
aus den Glasbehältern, in welchen die Seetiere sich befinden, abfließende Wasser in die Höhe pumpen in Sammelbecken, aus
welchen dasselbe sich wieder im Strahle in die Glaskästen ergießt, wobei es eine Menge Luft mitreißt. Jetzt befinden sich
fast in allen größern zoolog. Gärten auch Aquarien für Seetiere und an vielen Orten (Berlin,
[* 12] Brighton, Havre,
[* 13] Trieft) besondere
Aquarien ohne Verbindung mit zoolog. Gärten. Auch giebt es Aquarien, welche für
wissenschaftliche Zwecke eingerichtet sind (s. Zoologische Stationen). – Über Anlage von See-Aquarien vgl. Gosse, A handbook
to the marine Aquarium
(Lond. 1855). (Hierzu Tafel: Meerwasser-Aquarium.
)