Aquarellma
lerei
(ital. acquarello), die Malerei mit Wasserfarben. Man arbeitet entweder die Zeichnung mit Sepia, Chinesischer Tusche u. s. w. vor und überlegt sie dann mit lasierenden, durchsichtigen Farben oder man schattiert ohne jene Untertuschung mit gebrochenen Farben auf transparente. Meistens bedient man sich der Saftfarben, ihres durchsichtigen Charakters wegen; doch sind auch die von Natur mehr deckenden Erdfarben in Gebrauch. Das gewöhnliche Bindemittel ist das arab. Gummi; ferner werden verwendet Honig, Ochsengalle u. a. Bilder in sehr kleinem Maßstabe auf Pergament, geleimtem Papier oder Elfenbein gehören der Miniaturmalerei an. Der letztere Kunstzweig ist sehr alt, doch ist das Aufkommen eines eigenen malerischen Stils in diesem Fache erst eine Erscheinung der Neuzeit, wenn auch mit Wasserfarben schon in der Schule Giottos gemalt wurde. –
Vgl. Jännicke, Handbuch der Aquarellma
lerei (5. Aufl., Stuttg.
1893);
M. Schmidt,
Technik der Aquarellma
lerei (6. Aufl., Lpz. 1890);
Barret, Anleitung zur Aquarellma
lerei (aus dem
Englischen, 6. Aufl.,
Stuttg. 1889);
Bouffier, Anleitung zur Aquarellma
lerei (Wiesb. 1891);
L. H. Fischer, Die
Technik der Aquarellma
lerei (5. Aufl.,
Wien
[* 2] 1892).
Der Ursprung der Aquarellma
lerei, die in England zuerst ihre Ausbildung erhielt, geht auf Francis
Barlow (geb. um 1626)
zurück.
Michel
Angelo Rooker (geb. 1743),
Thomas Hearne (gest. 1834) und W. Payne führten die Kunst fort; John Robert Cozens
(gest. 1794), der als Begründer der Aquarellma
lerei betrachtet werden kann, legte mit
Braun und
Grau an und gab den lichten
Stellen einen
Hauch von roter oder blauer
Farbe. Girtin (gest. 1802)
betonte die Unterlage kräftiger und
war in der Farbenverteilung sehr geschickt.
Ihnen folgte John
Sell Cotman (gest. 1842)
mit
Darstellungen italischer und nordischer Natur. Den Landschaftsmalern schlossen sich die
[* 1]
Figurenmaler
Josua Cristall (gest. 1847) und Henry Liverseege (gest. 1832) an
mit einer bei diesem Darstellungskreise sich von selbst mehr vordrängenden Färbung.
Der originelle Turner gab die Untertuschung auf und legte gleich in Farben an; er benutzte die den Aquarellfarben eigentümliche Leuchtkraft zu meisterlichen Lichtwirkungen. Diese Art beginnt von 1800 an. Die erste «Gesellschaft von Malern in Wasserfarben» (Society of Painters in water colors) wurde 1805 gegründet; ihr ist später eine sog. Neue Gesellschaft (New Society, seit 1863 Institute of Painters in water colors) gefolgt. In den ersten 20 Jahren bildete sich eine Schule, welche man die des reines Stils nennen kann, insofern die Mittel dieser Darstellungsart in ihrer ganzen Kraft [* 3] entwickelt erscheinen und dabei ihr Charakter festgehalten wird. Die Chemie unterstützte die Bestrebungen durch Auffindung und Herstellung dauerhafterer Farben. Von diesen Künstlern sind zu nennen: Samuel Fielding (gest. 1855) und Peter de Wint (gest. 1849), Landschaftsmaler im großen Stil, und Anthony Bandyke Copley Prout (gest. 1852), der Architekturen fast aller Hauptstädte Europas schildert, aber alles in derselben klaren und hellen Beleuchtung [* 4] giebt. David Cox (gest. 1859) dagegen malte die Schönheit der heimatlichen Natur in breitem, wirkungsvollem Vortrag.
Treffliche [* 1] Figurendarstellungen, namentlich aus dem Orient, lieferte John Frederic Lewis (gest. 1876). Andere [* 1] Figurenbilder (Einzelgestalten von Betenden, Singenden, Lesenden, Waisenkindern u. s. w., oft bis zur Lebensgröße) malte William Henry Hunt (gest. 1864), der auch vorzügliche Blumen- und Fruchtstücke sowie Stilleben lieferte. Einem neuern Kreise, [* 5] der mehr oder weniger an das Gebiet der Ölmalerei streift, gehört George Cattermole (gest. 1868) an, der bei breitem, lebendigem, pastellartigem Vortrage historische oder Shakespeares Dramen entnommene Stoffe liebt; ¶
0774a Meerwasser-Aquarium 1. Seestichling (Gasterosteus spinachia). 2. Zahnkarpfen (Cyprinodon carpio). 3. Grüne Seerose (Anthea cereus). 4. Garneele (Crangon vulgaris). 5. Seenelke (Actinoloba dianthus). 6. Schmarotzer-Aktinie (Actinia effoeta). 7. Sägestachliger Palämon (Palaemon serratus). 8. Gemeiner Taschenkrebs (Platycarcinus pagurus). 9. Roter Seestern (Asterias rubens). 10. Seepferdchen [* 7] (Hippocampus antiquorum). 11. Miesmuschel (Mytilus edulis). 12. Röhrenwurm (Serpula contortuplicata). 13. Witwen-Aktinie (Sagartia viduata). 14. Bernhardinerkrebs (Pagurus Bernhardus). 15. Seeigell (Echinus [* 8] saxatilis). 16. Gemeine Krabbe [* 9] (Carcinus maenas). 17. Dickarmige Seerose (Tealia crassicornis). 18. Blattmoostierchen (Flustra foliacea). 19. Warzige Rindenkoralle (Gorgonia verrucosa). ¶
mehr
ferner Toplane, Charles Green, namhafte Genremaler;
in der Architektur: Nash, Roberts, Haghe, Stanfield, Fulleylove;
in der Marine: Cooke, Duncan, sehr naturwahr und ohne Übertreibung;
in der Landschaft: Fripp, Darding, Bonington, Davidson, Birkel, Haag, [* 11] Goodwin u. s. w. Branwhite vereinigt seine Wasserfarben mit Pastell und erzielt dadurch eine Wirkung wie von einem Ölbilde vor dem Firnis. Er stellt mit poet.
Geist ausgedehnte Naturscenen
dar. Außerdem schildern das Tier- und Jagdleben des Hochlandes in großen Tafeln mit kräftigem Vortrage Taylor und Landseer,
so daß es kein Darstellungsgebiet giebt, welches die englische Aquarellmalerei
nicht pflegte. Einen neuen Aufschwung
nahm die Aquarellmalerei
durch die eigentümliche Kunstbewegung, welche die Präraffaeliten (s. d.)
hervorriefen: Rosetti, Mador Brown, Burne Jones, Holman Hunt, John Millais arbeiteten mit Erfolg auch in dieser Kunstart, so
daß die englische Aquarellmalerei
noch heute obenan steht. -
Vgl. Roget, History of the Old Water Colour Society (2 Bde., Lond., 1891);
Redgrave, History of Water Colour Painting in England (ebd. 1892).
Einen etwas andern Charakter hat die in Frankreich angenommen, wo die Aquarellmalerei
weniger um ihrer selbst willen als zur Herstellung
flotter Skizzen gepflegt wurde. Meister wie Delaroche, Gudin, Johannot u. a. betrieben diese Aquarellmalerei
als
Nebenbeschäftigung, besonders um der Modeliebhaberei zu genügen. Unter den eigentlichen Aquarellmalern
zeichneten sich aus, in Landschaften: Isabey der Vater, Hubert, J. Ouvrié, Gué, Fort; in Porträten: Olivier Grand u. a.;
in Blumen: Redouté und die Damen Desportes und Martin Bouchère. Früh entstand aus der Aquarellmalerei
mit Deckfarben eine hochentwickelte
Blumenmalerei, welche namentlich durch die Musterzeichner gepflegt wurde. In neuerer Zeit wird in Frankreich
die Aquarellmalerei
weniger geübt; sonst nur im größern Stil nach Art der Engländer. In dieser Weise glänzte Delacroix (gest. 1863)
und Th. Valerio (gest. 1879), der sich namentlich die treue Schilderung der Völker des östl. Europas zur Aufgabe stellte. Ferner
sind hervorzuheben: Descamps (Genre), Raffet (militär. Scenen), Gavarni, Girard. Auch die
[* 10]
Figurenmaler
bedienten sich der und erzielten zum Teil hervorragende Wirkungen, so Detaille, Neuville u. a.
Die deutsche Aquarellmalerei
beginnt mit den: «Illuminieren» von Kupferstichen, zu dem neben Saft- auch Deckfarben verwendet wurden. Zu
einer selbständigen Kunst erhob sie sich erst spät. Als die ersten bedeutenden Aquarellmaler in Deutschland
[* 12] sind Karl Werner in Leipzig
[* 13] und Ed. Hildebrandt in Berlin
[* 14] zu nennen, von welchen der erstere durch seine Technik, der letztere
durch meisterhafte Behandlung der Lichtwirkungen glänzte; ferner Rud. und Franz Alt in Wien und Ludwig Passini in Venedig.
[* 15]
Biermann, Otto, Graeb in Berlin, Heinrich, Stöckler, Selleny, Agricola, Fendi, Gauermann in Wien, Neureuther,
R. Stieler in München,
[* 16] Scheuren, Mintrop u. a. in Düsseldorf,
[* 17] E. E. Öhme und Mohn in Dresden
[* 18] sind Vertreter der ältern Richtung
der deutschen Aquarellmalerei.
Neue Bahnen beschritt diese durch Aquarellmalerei
Menzels Vorgang, der viel mit Deckfarben arbeitete und durch diese eine
breite, pastose Wirkung erzielte. Die Berliner
[* 19] Künstler, wie Franz Skarbina, Paul Meyerheim u. a. folgten
im allgemeinen seinem Beispiel.
Der Anregung Fr. von Lenbachs, der an Stelle der Deckfarbe vielfach farbige Kreide [* 20] verwendete, also der Pastellmalerei sich näherte, folgten Piglhein, Ludwig Dill, von Barthel, Dettmann, Kühl u. a. Auf der Internationalen Aquarellausstellung zu Dresden 1890 erwies sich die deutsche Kunst als eine bereits hoch entwickelte. Auch die Italiener pflegen seit neuerer Zeit lebhaft die und zeichnen sich durch leuchtende Farbe aus, wie Corelli, Zezzos, Mainella u. a.