Apulējus,
Lucius, röm. Rhetor und Satiriker, geboren um 130 n. Chr. zu Madaura in Numidien. Nach seiner ersten Ausbildung in Karthago [* 2] studierte er zu Athen [* 3] Platonische Philosophie, unternahm dann mehrere Reisen, wobei er sich in die verschiedenen Mysterienkulte einweihen ließ, und lebte kurze Zeit als Sachwalter in Rom, [* 4] wo seine Beredsamkeit Aufsehen erregte. Nach Afrika [* 5] zurückgekehrt, heiratete er die bedeutend ältere Mutter eines Freundes, Ämilia Pudentilla, und zog sich dadurch seitens der Anverwandten die Anklage zu, durch Zaubermittel die Liebe der reichen Witwe erworben und den Tod ihres Sohns herbeigeführt zu haben, eine Beschuldigung, die er in der erhaltenen Apologie »De magia« mit vielem Witze zurückweist.
Hierauf ließ sich Apulejus
zu
Karthago nieder, wo er als Redner und durch seine
Schriften zu großem Ansehen gelangte.
Sein
Hauptwerk ist ein satirischer
Roman: »Der goldene
Esel« (»Metamorphoseon s.
De asino aureo libri XI«),
wozu er den Stoff aus Lukian schöpfte (Ausgabe von Eyssenhardt, Berl. 1869; übersetzt von Rode, das. 1790). Er schildert darin mit Witz und Laune die Sitten und Gebrechen seiner Zeit in gewandter, aber oft schwülstiger und bis zur Geschmacklosigkeit affektierter, altertümelnder Sprache. [* 6] Von den zahlreichen Episoden (vgl. O. Jahn, Novelletten aus in »Aus der Altertumswissenschaft«, Bonn [* 7] 1868) ist die schönste das freilich nicht von ihm selbst erfundene Märchen von »Amor und Psyche«, nach Herder der zarteste und vielseitigste Roman, der je erdacht worden ¶
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(besonderherausgegeben unter andern von O. Jahn, 3. Aufl., Leipz. 1884; übersetzt von Pressel, Ulm [* 9] 1864; Bintz, Leipz. 1873; Jachmann, mit 46 Radierungen von Klinger, Münch. 1881).
Vgl. Zinzow, Psyche und Eros [* 10] (Halle [* 11] 1881).
Außer diesem Roman und der erwähnten Apologie (hrsg. von Krüger, Berl. 1864) besitzen wir noch Auszüge aus
Reden des Apulejus
, die sogen. »Florida« (hrsg. von Krüger, das. 1865),
und mehrere philosophische Schriften (hrsg. von Goldbacher, Wien [* 12] 1876): »De deo Socratis« (über den Dämon des Sokrates; hrsg. von Lütjohann, Greifsw. 1878),
»De dogmate Platonis« und »De mundo«. Dieselben beurkunden entschieden, daß ihm eigentliche wissenschaftliche Bildung und kritisches Urteil bei weitem minder zu Gebote standen als Witz und hier und da ein gewisser eigentümlicher Reiz der Sprache. Gesamtausgabe von Oudendorp und Bosscha (Leid. 1786 bis 1823, 3 Bde.), Hildebrand (Leipz. 1842, 2 Bde.).
Vgl. Hildebrand, De vita et scriptis Appuleii (Halle 1835).
Nach dem Märchen des Apulejus
entwarf Raffael seinen herrlichen Freskencyklus »Geschichte der Psyche« in der
Villa Farnesina zu Rom.