Appalachen
(spr. -latschen, Appalachian System), Gebirgssystem, s. Alleghanygebirge.
Appalachen
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Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Appalachen
(spr. -latschen, Appalachian System), Gebirgssystem, s. Alleghanygebirge.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Appalachen
(spr. -latschen) oder Alleghanies (Appalachian oder Alleghany-Mountains), Gesamtbezeichnung des vielnamigen Gebirgssystems, das, von den Cordilleren durch die ungeheuren Tiefebenen des Mississippigebietes getrennt, den östl. Teil Nordamerikas, der Küste des Atlantischen Oceans im ganzen parallel (jedoch im N. ihr näher gerückt), von dem nordöstl. Teile des Staates Alabama in nordöstl. Richtung bis zum Lorenzstrome in einer Länge von etwa 2000 km durchzieht.
Das Gebirge hat im allgemeinen Plateaucharakter, erhebt sich nirgends viel über 2000 m und heißt auch Appalachisch-Acadisches
Gebirgssystem. Im NO. werden durch die tiefen Querspalten des Hudsonstroms, des Champlainsees und dessen
in den Lorenzstrom gehenden Abflusses Chambly, etwa 74° westl. L. von Greenwich, die Granitmassen
der Acadian-Mountains oder des Gebirges von Neuengland von den übrigen Berglanden der Appalachen
geschieden. Das Gebirge besteht meist
aus archäischen Gesteinen, die zum Teil von paläozoischen Schichten überlagert sind, und ist gekennzeichnet
durch lange, schmale Parallelketten mit zwischenliegenden flachen Thälern, die als gigantische Längenfurchen erscheinen.
Die Parallelketten, deren Zahl zwischen 6 und 12 wechselt, nehmen nur etwa ein Dritteil der ganzen zwischen 150 und 190 km betragenden Breite [* 2] des Gebirges ein. Sie steigen selten mehr als 650 m über die Thäler empor und erreichen gewöhnlich nicht die Hälfte dieser Höhe. Hier und da sind die äußern Reihen (Ridges), besonders die östlichen, durch Querrisse unterbrochen, durch die die im Innern des Gebirges entspringenden Flüsse, [* 3] die in ihrem obern Laufe Längenthäler entweder in Nordost- oder Südwestrichtung durchziehen, in Stromschnellen oder in Wasserfällen in die westl. oder in die östl. Ebene abfließen.
Unter den Teilen des vielnamigen Gebirges sind zu nennen:
1) die östlichste der Parallelketten, die Blauen Berge (Blue-Mountains), oder die Blaue Kette (Blue-Ridge), der die Gruppe der Schwarzen Berge (Black-Mountains) zwischen 35 und 37° nördl. Br. angehört, mit mehrern Pics von mehr als 1800 m, unter denen der 2044 m hohe Mount-Mitchell oder Black Dome (der schwarze Dom) im westl. Nordcarolina der Gipfel des ganzen Gebirgssystems ist;
2) die westlichsten Parallelzüge oder die Cumberland-Mountains (s. d.), die Grenze gegen die große Ebene des Ohio, und von denen die Laurel- und Chesnutberge (an den Quellen des Ohio) am beträchtlichsten sind;
3) der nordwestlichste Teil des Hochlandes, die Alleghanies im engern Sinne, die sich etwa 450 km weit von SW. gegen NO. zwischen dem Kanawha in Virginien und dem Susquehanna in Peunsylvanien ausdehnen;
4) das Appalachische Tafelland, allgemeiner ¶
Name für das 300-600 m hohe Hochland, das sich zwischen der Blauen Kette und den westl. Alleghanies hinbreitet, aber eigentlich den Namen Tafelland mit Unrecht trägt, da es von zahlreichen Bergreihen durchzogen wird, von denen sich die bedeutendste, die der Kittatin oder Katatin (die «endlosen Berge» der Indianer), jedoch mit einigen Unterbrechungen, durch Pennsylvanien und Virginien nach Alabama hinzieht und mit den Bergen [* 5] auf der Grenze von Tennessee und Nordcarolina, den Iron- (Eisen-), Smoky-(Rauch-) und Unakabergen (mit dem Mount-Guyot von 1954 und dem Smoky Donie von 1962 m Höhe) endigt;
5) die Catskillberge (s. d.); nördlicher liegen die Ädirondacks (s. d.). Das Land im O. des Hudson, welches durch eine Erhöhung des Meeresspiegels von nur 44 m zu einer Insel werden wurde, wird seiner ganzen Länge nach von den Acadian-Mountains (s. Acadia) durchzogen. Ostwärts zieht sich das Plateauland bis zur Meeresküste fort, an der es, namentlich im nördlichern Teile gegen die Fundybai hin, eine steile Felsenküste mit zahlreichen Fjorden bildet. Nordwärts treten seine Felsmassen mit 60-100 m hohen Klippen [* 6] an den St. Lorenzstrom, während es in geringer Entfernung von diesem meist 600-950 m hoch ist.
Denselben skandinav., an die Eiszeit
[* 7] erinnernden Gebirgscharakter granitischen Gesteins mit Felskämmen, zahlreichen Seen
und Teichen hat die Halbinsel Neuschottland. Im ganzen haben die Appalachen
ihren Steilabfall
nach O.; bei einzelnen Ketten ist er gegen W. gerichtet. Der östl. Fuß steht in Neuengland in 250, in Pennsylvanien in 160,
weiter südlich in 470 m Höhe. In Virginien und Tennessee ist der Thalboden im W. 530 m hoch, und jenseits
erstreckt sich noch 150 km weit ein 470-630 m hohes Plateau. Die Appalachen
sind in ihren breitesten Gebieten zugleich
am niedrigsten; ihre Höhe in Maryland und Pennsylvanien beträgt nur 630 m; indes sind sie auch dort noch vollkommene Wasserscheiden
zwischen dem Mississippibecken und dem atlantischen Küstengebiet. Die Bildung des Gebirges muß hauptsächlich
zur paläozoischen Zeit und namentlich am Endpunkt derselben stattgefunden haben. Die Appalachen
sind demnach weit
älter als die europ. Alpen
[* 8] und die Anden.
Die Appalachen
sind reich an Mineralien
[* 9] und bieten in den Steinkohlen und Eisenschätzen die mächtigsten Hebel
[* 10] für die nordamerik.
Industrie. Das appalachische Kohlenfeld hat von NO. nach SW. eine Ausdehnung
[* 11] von 1170 km bei höchstens 300 km
Breite, so daß es etwa 165000 qkm und weit über ein Zehntel des ganzen Steinkohlengebietes der Erde bedeckt; überall
kann man in den Flußthälern wagerecht in die Kohlenschichten hineinarbeiten. Auch enthalten die Appalachen
höchst
wertvolle Metalllager.
In dem Granit, der den Rand der untern geschichteten Formationen säumt und zuweilen über weite Flächen ausgebreitet ist, wie in den Hochebenen von Neuyork [* 12] und Neujersey, liegen unerschöpfliche Lager [* 13] magnetischen Eisenerzes in Verbindung mit den wertvollen Lagern von Rot- und Brauneisenerzen, die sich daneben von Canada bis Alabama hinziehen. Diese Lager finden sich in großen Senkungen im untern Kalkstein und in den krystallinischen Schiefern häufig in außerordentlicher Ausdehnung und haben ihre größte Entwicklung am östl. Gebirgsrande südlich vom Potomac.
Der Talk- und Glimmerschiefer der Blauen Berge enthält Kupfererze, aber noch weit bedeutendere Mengen von Bleierz. Salzwasser hat man durch Artesische Brunnen erlangt, die bis in die untern Schichten gebohrt sind. Die salzführenden Schichten, die oft nicht sehr tief liegen, sind reich an Gips. [* 14] Das County Onondaga in Neuyork ist wegen seines Salzes berühmt, und im County Washington [* 15] im südwestl. Virginien liegen feste Salzschichten mitten in den ausgedehntesten Gipsmassen.
Die Appalachen
sind mit den kostbarsten Waldungen bedeckt; besonders wertvoll ist die Weißfichte. Ganz im Norden
[* 16] trägt der bessere Boden hartes Holz,
[* 17] Zuckerahorn, Weißbirken, Eschen, Buchen; das ärmere Land und der Saum der Gebirgsschluchten
den sog. schwarzen Wuchs, die immergrünen Pinusarten. Südlicher erscheinen die verschiedenen Eichen; an die Stelle des Ahorn,
der Birke, Buche und selbst des Nadelholzes tritt die Kastanie. Der Westrand der Appalachen
oder das Ohiogebiet
ist eine waldige Kalksteinebene, von tiefen Schluchten zerrissen, die allmählich zu den weiten Mississippi-Ebenen übergeht.
Kanäle und Eisenbahnen verbinden die fruchtbaren, mit zahlreichen blühenden Städten und ergiebigen Landschaften besäten
Thäler des Innern mit dem westl. und östl.
Gebiete. Die eigentlichen waren das Heimatgebiet des gleichnamigen Indianerstammes.
Appalachen,
Indianerstamm, s. Apalachen. ^[= (spr. -tschen) oder Apalachicola, eigentlich Apalachtschi ókli, "die Leute am andern Ufer ...]