Apostoliker
,
Apostelorden,
Apostelbrüder, verschiedene christl. Sekten, die im Gegensatz zur Verweltlichung der
Kirche
Rückkehr zu apostolischer Einfachheit forderten. Im 3. und 4. Jahrh.
traten Apostoliker
, auch
Apotaktiker genannt, in
Kleinasien auf, sprachen jedem die Seligkeit ab, der Eigentum besitze oder in der
Ehe
lebe, wurden jedoch bald unterdrückt. Im 12. Jahrh. nannte sich ein
Teil der
Katharer (s. d.) am Niederrhein Apostoliker
, besonders
aber gilt der
Name für eine gegen Ende des 13. Jahrh. in Oberitalien
[* 2] entstandene
antikirchliche Partei. Ihr
Stifter war Gherardo Segarelli, ein Handelsmann aus Parma,
[* 3] der seinen
Gütern entsagte und seit
1260, wie die
Apostel gekleidet, bettelnd und
¶
mehr
Buße predigend das Land durchzog, um die apostolische Einfachheit in der Kirche wiederherzustellen. Das Einschreiten der Päpste
trieb die Apostoliker
zu immer schärferer Opposition, so daß sie nach den Bildern der Apokalypse den Untergang des Papsttums voraussagten.
Segarelli ward 1294 gefangen und 1300 verbrannt. An die Spitze der Partei trat jetzt Fra Dolcino aus Mailand
[* 5] und seine Freundin Margarete. In seinen prophetischen Sendschreiben verkündete er für das Jahr 1303 den Beginn der durch
ihn eingeleiteten vierten Weltperiode, die bis ans Ende der Welt dauern solle; sie kehrt zurück zur apostolischen Ordnung
des Lebens, allem irdischen Besitz wird entsagt, die Ehe durch rein geistige Gemeinschaft von Mann und
Frau, alle äußern Vorschriften und Gebräuche durch den freien Geist der Liebe ersetzt. Gegen die Inquisition hielt Dolcino
die Lüge wie die Gewalt der Waffen
[* 6] für erlaubt und unternahm 1304 mit etwa tausend Mann einen kühnen Raubzug durch Oberitalien,
bis er einem Kreuzheer des Bischofs von Vercelli 1307 erlag und den Feuertod erlitt. Bis 1368 zeigten sich
in der Lombardei und im südl. Frankreich Reste der Apostoliker;
auch verbanden sie sich oft mit den Fraticellen (s. Franziskaner) und
Begharden (s. Beghinen). -