seine von der alexandrinischen Dichtungsweise abweichenden «Argonautica»
keinen Beifall gefunden hatten und er infolge seiner
Richtung mit seinem
Lehrer Kallimachus verfeindet war, nach Rhodus. Dort
überarbeitete er die «Argonautica» und erwarb als
Lehrer und Schriftsteller so großen Ruhm, daß die Rhodier ihm das
Bürgerrecht
erteilten. Später kehrte er nachAlexandria zurück, wo er nach
Eratosthenes (s. d.) Vorstand der
Bibliothek
wurde. Seine grammatischen
Schriften sowie seine andern
Dichtungen sind bis auf Bruchstücke verloren; erhalten sind die «Argonautica»
(4
Bücher), ein Gedicht, das mehr Gelehrsamkeit und Fleiß als Dichtergenie zeigt. Die
Römer
[* 3] bewunderten das Werk, es wurde
von Publius
Terentius Varro übersetzt, von
Virgilius im einzelnen und von
Valerius Flaccus im ganzen nachgeahmt.
BesteAusgabe mit den Scholien von Merkel (Lpz. 1853-54), deutsche
Übersetzungen von Willmann (Köln
[* 4] 1832) und Osiander (Stuttg.
1837). -
Vgl. Weichert,Über das Leben und Gedicht des Apollonius
(Meiß. 1821);
von Perga (in Pamphylien), neben Euklid und
Archimedes einer der Begründer der mathem. Wissenschaften im 3. Jahrh.
v. Chr., bildete sich Zu
Alexandria, wo er um 200
v. Chr. lebte. Von seinem Hauptwerk über die
Kegelschnitte
[* 6]
(«De sectionibus
conicis libri octo») sind vier
Bücher in griech.
Sprache,
[* 7] die drei folgenden in arab.Übersetzung vorhanden,
das achte ist verloren. Eine mathem.
Abhandlung («Peri logu apotomēs) ist nur in arab.
Übersetzung bekannt, andere seiner Werke zum
Teil nur durch Anführungen bei Pappus (s. d.).
Ausgaben von Halley (Oxf. 1710),
Heiberg (Apollonii Pergaei quae graece exstant, 2 Bde., Lpz.
1891-93), deutsche Bearbeitung von
Balsam (Berl. 1863).
von
Tyăna (in Kappadocien), ein Neupythagoreer (s. d.), der unter Nero lebte.
Erhalten sind unter seinem
Namen über hundert meist kurze, aber an Kernsprüchen reiche
Briefe (hg. von Hercher in den «Epistolographi
graeci», Par. 1873), deren Echtheit jedoch sehr fraglich ist. Sein Leben beschrieb in romanhafter
Ausschmückung der ältere
Philostratus (3. Jahrh.), der den Apollonius weite
Reisen bis
Indien unternehmen, wunderbare
Abenteuer erleben läßt und in der
Person des Apollonius die neupythagoräischen Ideen den stoischen, christlichen u. s. w.
gegenüberstellt (hg. von Westermann, Par. 1849; von
Kayser, Lpz. 1870; deutsch von von
Baltzer, Rudolst. 1883). Im 4. Jahrh.
wurde dann diese
Biographie von Hierokles zu einer
Schrift gegen das
Christentum benutzt, die aber nur aus
der Widerlegung des Eusebius bekannt ist. -
von
Tyrus, der
Held eines griech.
Romans, der, namentlich wegen eingelegter Rätsel beliebt, im Mittelalter
fast in alle abendländ.
Sprachen übersetzt wurde. Prinz Apollonius erkennt aus einem Rätsel, das ihm KönigAntiochus
von
Syrien aufgiebt, als er um dessen Tochter wirbt, daß
Antiochus mit dieser in Blutschande lebt. Von dem entlarvten Fürsten
verfolgt, erlangt er als Hofmeister Liebe und
Hand
[* 10] der Prinzessin von
Kyrene, Archestratis. Auf einer
Reise verliert er die
Gattin durch Scheintod, seine Tochter durch
Piraten; diese findet er schließlich in den
Händen eines
Kupplers zu Mitylene, aber unberührt, jene als Oberpriesterin der Diana zu Ephesus wieder.
Das vermutlich griech. Original, wohl im 3. Jahrh. n. Chr.
entstanden, ist nicht mehr vorhanden, nur eine alte lat. Bearbeitung, etwa aus dem 6. Jahrh.
n. Chr. (vgl.
Historia Apollonii regis Tyri iterum rec.Alex.
Riese, Lpz. 1893), verwertet in den «Gesta
Romanorum» (s. d.); in Verse umgesetzt ist der erste
Teil in den fragmentarischen «Gesta Apollonii» in leoninischen Hexametern
(hg. von Dümmler in
«Poetae lat. aevi
Carolini», II),
das Ganze in
Gottfrieds von Viterbo «Pantheon». Aus dem 11. Jahrh.
stammt ein angelsächs. Prosaroman aus lat.
Quelle
[* 11] (hg. von Thorpe, Lond. 1834); das engl. Volksbuch (1510)
beruht auf franz. Grundlage. Nach den «Gesta Romanorum»
erzählte die Apolloniussage Gower in seiner engl.
Dichtung«Confessio amantis» (um 1400) und Twine in einer Prosanovelle (1576);
aus beiden schöpfte
Shakespeare im «Pericles», an welchem
Drama vielleicht Geo. Wilkins, der Verfasser
einer
Perikles-Novelle (1608), beteiligt war. In
Deutschland
[* 12] bearbeitete den
StoffHeinrich von Neustadt
[* 13] (s. d.) um 1300, in
einem langen, größtenteils frei erfundenen Gedichte
(Auszüge von J. Strobl,
Wien
[* 14] 1875); das 15. Jahrh. brachte eine mitteldeutsche
Prosa (hg. von K. Schröder in «Mitteilungen der
Deutschen Gesellschaft», Bd. 5, Lpz.
1872) und die «Histori des Küniges Appolonij», die
Steinhöwel (s. d.) 1461 aus
Gottfried von Viterbo und den «Gesta Romanorum» übersetzte. Eine niederdeutsche
Fassung erschien
Hamburg
[* 15] 1601. Eine Erneuerung bot
Simrock, «Deutsche
[* 16]
Volksbücher», Bd. 15, und
«Quellen des
Shakespeare», Bd.
2, sowie Ed. von
Bülow, «Novellenbuch», Bd. 4 (Lpz.
1836).
In dem franz.
Roman des 13. Jahrh. «Jourdains de Blaivies»
(hg. von Hofmann, 2. Aufl.,
Erlang. 1882) ist Apollonius ein karolingischer
Held geworden; enger an die alte Erzählung schließt sich
eine altfranz.
Prosa (gedruckt um 1480 in Genf),
[* 17] der bis ins 18. Jahrh. mehrere andere franz.
Fassungen folgten. Eine span. Bearbeitung des 13. Jahrh.
enthält die «Biblioteca de autores españoles», Bd. 57. Dazu
kommen ital., dän. (Kopenh.
1627),
mit dem
Beinamen Dyskŏlos
(d. i. der ernste, strenge [Forscher]), griech.
Grammatiker aus
Alexandria, lebte
in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr., wirkte
eine Zeit lang auch in
Rom.
[* 21] Als
Grammatikerstand er in größtem Ansehen. Unter seinen erhaltenen
Schriften
ist die bedeutendste
«De syntaxi seu constructione orationis libri IV», hg. u." a. von
Bekker (Berl. 1817),
übersetzt und
erläutert von
Buttmann (ebd. 1878).
Bekker gab auch andere, früher meist nur dem
Titel nach bekannte
Schriften des Apollonius heraus:
«De pronomine» (Berl. 1813),
«De adverbiis» und «De conjunctionibus» (in den
«Anecdota graeca», Bd. 2, ebd.
1817). Gesamtausgabe der Werke des von Rich.
Schneider und Uhlig, («Grammatici graeci», 1.
Tl., Lpz. 1878). Sohn des Apollonius war der berühmte
Grammatiker Herodianus (s. d.).