(griech.), Bezeichnung eines besondern
Zweigs der spätern jüd. Litteratur, einer schriftstellerischen
Prophetie, welche die bevorstehende Vollendung des Weltlaufs in künstlicher
Bildersprache schildert.
In den Bibelkanon aufgenommene
Produkte dieser Litteratur sind das
BuchDaniel und die
Offenbarung des Johannes; es gibt aber deren aus
der Zeit von etwa 170
v. Chr. bis etwa 130
n. Chr. eine große Anzahl, von christlichen wie von jüdischen Verfassern herrührend,
die sich aber in der
Regel hinter angesehenen ältern
Namen verbergen, ihre eignen Zeitverhältnisse nur geheimnisvoll, aber
dem mit den Zuständen Bekannten hinreichend verständlich schildern.
Steigerung der
Leiden
[* 2] und Trübsale bis zu einem gewissen Höhepunkt, endlich aber
Erlösung des Gottesvolks
durch ein unmittelbares Eingreifen
Gottes oder
Christi bilden das stehende Schlußtableau. Die älteste dieser
Apokalypsen und
zugleich das Vorbild der spätern ist das
BuchDaniel (s. d.). Unter den jüdischen sind das
BuchHenoch aus der spätern
Makkabäerzeit und die
Apokalypsen des
Moses und
des
Esra aus der Zeit der Flavischen
Kaiser, unter den christlichen der
Hirt
des
Hermas (s. d.) hervorzuheben.
Apokalyptiker heißen diejenigen, welche göttliche, auf das Weltende und die
Wiederkunft Christi bezügliche
Offenbarungen
haben, Visionäre,
Schwärmer etc.; dann die Verfasser oder Ausleger von
Schriftenapokalyptischen
Inhalts.
Apokalyptische Zahl heißt die mysteriöse Zahl 666 in der
Offenbarung des Johannes (13, 18), worin man indessen heute nach
der Zahlenbedeutung der hebräischen
Buchstaben den
KaiserNero als
Antichrist angedeutet findet, während sich frühere
Zeiten
in tausenderlei abenteuerlichen Ausdeutungen gefielen.
(grch.), ein Zweig der spätern jüd. Litteratur,
der die Zukunft des Gottesreichs und die Erscheinung des Messias in der Form symbolischer Bilder und wunderbarer
Visionen zu schildern versucht. Entstanden nach dem Abschlusse der ältern Prophctie (s. Propheten) in einer Zeit des tiefsten
nationalen Elends Israels unter dem syr. und röm. Drucke, bringt
sie die Sehnsucht der Zeitgenossen nach der Herstellung des Davidischen Messiasreichs dadurch zum Ausdruck, daß sie gefeierten
Sehern der Vorzeit die Geschichte Israels und der Heidenvölker bis auf die Gegenwart als Weissagungen
in den Mund legt und diesen zur Aufrichtung der nationalen Hoffnung die Verkündigung einer nahe bevorstehenden Erscheinung
des Messias anschließt. Da aber das Unerfülltbleiben der Weissagungen immer wieder Zweifel erregen mußte, so suchen die
Apokalyptiker durch stets erneute Umformung derselben den Mut ihrer Volksgenossen wieder aufzurichten.
Grundcharakter der Apokalyptik ist daher die
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mehr
Erdichtung angeblich alter Prophezeiungen, deren wirkliche Abfassungszeit meist durch den Umstand sich verrät, daß der
Verfasser, wo er über seine eigene Gegenwart hinausgehend prophezeit, was auch für ihn noch in der Zukunft liegt, keine
geschichtlichen Fakta mehr dringt, sondern Gebilde seiner Phantasie. Da aber jeder Apokalyptiker das Interesse hat, seine
wirkliche Lebenszeit zu verhüllen, so läßt er seinen Helden auch über die nächstvergangenen Ereignisse und die Gegenwart
in besonders dunkeln Rätselbildern sich aussprechen.
Dieser Umstand erschwert die geschichtliche Ausdeutung ungemein und macht die oft weit auseinandergehenden Deutungsversuche
neuerer Gelehrten erklärlich. Die älteste dieser Apokalypsen, zugleich das Vorbild aller spätern, ist
das BuchDaniel (s. d.). Unter den spätern sind die bekanntesten das BuchHenoch (s. d.) und die Apokalypse des Esra (s. d.);
in neuerer Zeit sind noch mehrere andere, wie das Buch derJubiläen (s. d.), die Himmelfahrt des Moses und die Apokalypse des
Baruch (s. d.) wieder aufgefunden worden, (S. auch Sibylle.) Die
älteste christl. Kirche hat diese Apokalypsen stark benutzt, teilweise vielleicht auch durch neuere Zusätze und Einschiebsel
für ihre Zwecke brauchbarer gemacht und namentlich in judenchristl. Kreisen eifrig nachgebildet. Außer der Apokalypse (s. d.)
des Johannes sind noch viele apokalyptische Schriften bekannt, zum Teil erhalten, wie die Testamente der 12 Patriarchen, die
Auffahrt des Jesaias, der Hirt des Hermas (s. d.). -
Vgl. Hilgenfeld, Die jüdische Apokalyptik (Jena 1857).