Aosta
,
Kreishauptstadt in der ital.
Provinz
Turin,
[* 2] an der
Dora Baltea und am Vereinigungspunkt der
Straßen vom
Großen
und
Kleinen St.
Bernhard, inmitten von Obsthainen, Rebenhügeln und Mandelbaumpflanzungen gelegen, ein düsterer, winkeliger
Ort, hat eine
Kathedrale mit reichgeschmückter
Fassade und dem
Grabmal des savoyischen
Fürsten
Thomas, ein
ansehnliches
Rathaus und (1881) 5672 Einw., welche Nägelerzeugung,
Handel mit Vieh,
Butter und
Wein betreiben. Die Stadt besitzt
ein
Lyceum, ein
Gymnasium und eine technische
Schule und ist Sitz eines
Bischofs und eines Unterpräfekten. Das nach der Stadt
benannte reizende
Thal
[* 3] von Aosta
liegt zwischen den
Grajischen und
Penninischen Alpen, enthält den Oberlauf
der
Dora Baltea, hat schönes
Wiesen- und Weideland, Waldungen,
Bergwerke und
Mineralquellen, darunter die von
Courmayeur (s. d.),
und wegen seiner strategischen
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Wichtigkeit mehrere Befestigungen, so am Ausgang das Fort von Bard. Die ärmlichen Bewohner, ca. 80,000, welche meist französisch
sprechen, liefern ein starkes Kontingent zum Kretinismus und zur Auswanderung. - Aosta
wurde 25 v. Chr. vom Kaiser Augustus nach Besiegung
der Landeseinwohner (Salasser) als Militärkolonie gegründet und erhielt den Namen Civitas Augusta oder Augusta
praetoria. Von der Wichtigkeit des Orts zu jener Zeit geben die noch vorhandenen Altertümer in und bei Aosta
Zeugnis, unter denen
ein gut erhaltener Triumphbogen mit 16 korinthischen Marmorsäulen, ein Festungsthor mit drei Durchgängen, die Ruinen eines
Amphitheaters mit mächtigen Strebepfeilern, die Brücke
[* 5] über die Dora, die Stadtmauern mit festen Türmen
u. a. die beachtenswertesten sind. In den Stürmen der Völkerwanderung ward Aosta
eine Beute der Goten, dann der Langobarden, die
Land und Stadt zu einem Herzogtum erhoben. Nach der Auflösung des burgundischen Reichs herrschten hier die Markgrafen von Ivrea
und Susa, denen 1030 das Haus Savoyen folgte.