Anton
Ulrich, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. 4. Okt. 1633 zu Hitzacker, wurde 1685 Mitregent seines Bruders Rudolf August, nach dessen Tode (1704) alleiniger Regent. Nachdem seine Enkelin Elisabeth Christine auf sein Anstiften 1707 katholisch und 1708 Gemahlin des Prätendenten auf den span. Königsthron, nachherigen deutschen Kaisers Karl VI. geworden war, trat er 1710 selbst in Bamberg zum Katholicismus über. Anton Ulrich starb 27. März 1714. Er war äußerst prachtliebend, zugleich eifriger Gönner der Wissenschaften und Künste, auch als der «Siegprangende» Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (1659); die Bibliothek zu Wolfenbüttel vermehrte er beträchtlich und erbaute das herrliche Lustschloß Salzdahlum. Außer einigen für Hoffeste bestimmten Singspielen giebt es von ihm 61 geistliche Lieder, die u. d. T. «Christfürstliches Davids Harpffenspiel» (Nürnb. 1007; Wolfenb. 1670; in Auswahl von Wendebourg, Halle 1855) erschienen; Melodien dazu setzte seine Stiefmutter Sophia Elisabeth von Mecklenburg. Außerdem verfaßte zwei ihrer Zeit hochberühmte Romane: «Die durchleuchtige Syrerinn Aramena» (5 Bde., Nürnb. 1669–73; 1678–79; verkürzt von S. A[lbrecht], 3 Bde., Berl. 1782–86) und «Octavia» (6 Bde., Nürnb. 1677; 1685; als «Die Römische Octavia», 6 Bde., Wittenb. 1711 und 7 Bde., Braunschw. 1712). Beide leiden an großer Breite und verwickelter Anlage, oft auch an Unwahrscheinlichkeit, geben aber dem Dichter Gelegenheit zu geistvollen Betrachtungen über staatliche und sociale Verhältnisse und zu Episoden, die verhüllt Ereignisse aus dem damaligen Hofleben erzählen. – Vgl. Hock, und Elisabeth Christine von Braunschweig (Wolfenb. 1845); Cholevius, Die bedeutendsten deutschen Romane des 17. Jahrh. (ebd. 1800).