Antonianer,
eine antinomistische Sekte in der Schweiz, gestiftet von dem 1761 zu Schopfheim in Baden gebornen, 1824 im Gefängnis zu Luzern verstorbenen Abenteurer Anton Unternährer. Nachdem er Küchenknecht, Maler, Schreiner, Krämer und Arzt gewesen, trat er als angeblicher Vollender des Christentums auf, geriet aber durch die gewöhnlichen praktischen Konsequenzen der antinomistischen Theorie (alles sei gut, insonderheit auch die geschlechtliche Liebe ohne Zwang und Unterschied zu üben) bald mit der bürgerlichen Gesellschaft in einen für seine Sekte tödlichen Konflikt.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Antonianer,
die Anhänger des Anton Unternährer aus Schüpfheim im Kanton Luzern, der auf bernischem Gebiet unter Mißbrauch von Bibelworten das Ende von Staat, Kirche und Familien verkündend in pietistischen Kreisen Anhänger fand, die das von ihm enthüllte Geheimnis der freien Liebe zu schamlosen Ausschreitungen benutzten. Wegen Erregung von Unruhen 1802 verhaftet, forderte er nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis für sich den Glauben als an den zweiten Christus. Nach seinem Tode (1824) lebte Unternährers Geist in Benedikt Schori, dem dritten Heiland, auf, und Christ. Michel wurde seit 1838 der Prophet strafwürdiger Excesse. Der Staatsgewalt gelang die Vertilgung der Sekte. - Vgl. Joß, Sektenwesen im Kanton Bern (Bern 1881); Ziegler, Aktenmäßige Nachrichten u. s. w. in Trechsels «Beiträgen zur Geschichte der schweizerischen reform. Kirche» (Bern 1811).