Antiseptisch
(grch., «fäulniswidrig») heißen in der Medizin diejenigen Mittel, welche die an offenen Wundflächen, z. B. nach größern Operationen oder schweren Quetschungen, zuweilen eintretenden Zersetzungsprozesse verhindern oder die im Blute bereits eingetretenen Veränderungen wieder aufheben sollen. Solange man die Ursache der Fäulnis noch nicht kannte, begnügte man sich damit, durch Kälte, durch Metallsalze, Kreosot u. s. w. die Zersetzung, wie man meinte, zu verhindern.
Mit der
Annahme
Gay-Lussacs, daß der Zutritt des Sauerstoffs die Fäulnis bewirke, glaubte man in der Abhaltung desselben
eine wichtige antiseptische
Mahregel zu erblicken. Pasteur wies aber nach, daß nicht der Sauerstoff,
sondern lediglich die in der atmosphärischen Luft suspendierten kleinsten Mikroorganismen (s.
Bakterien) die eigentlichen
Fäulniserreger sind. Diese durch vielfache Experimente gestützte
Ansicht ist zuerst durch
Lister (s. d.) mit großem Erfolge
in der
Chirurgie praktisch verwertet worden. Nach
Lister wird mittels eines besondern Zerstäubungsapparats
während der ganzen
Operation ein Carbolsäurenebel erzeugt, der die Fäulniserreger vor ihrer
Niederlassung auf die Wunde
bereits unschädlich macht. Erst nach dem
Anlegen des mit
Carbolsäure getränkten
Verbandes, welcher nun seinerseits den Zutritt
jener
Keime verhindert, wird die Zerstäubung unterbrochen. Neuerdings ist dieser ursprüngliche
Listersche
¶
mehr
Verband
[* 3] vielfach modifiziert worden (s. Wunde); statt der Carbolsäure verwendet man die wegen ihrer Geruchlosigkeit minder
unangenehme Salicylsäure (s. d.), ganz besonders aber mit sehr günstigen Resultaten
das Quecksilbersublimat, das weitaus stärkste Antiseptikum, welches schon in einer Verdünnung von 1:300000 die Entwicklung
und das Wachstum der meisten Bakterien völlig aufhebt und in einer Lösung von 1:1000 selbst die widerstandsfähigsten
Sporen sicher tötet. Ebenso werden Benzoesäure, Borsäure, Thymol, essigsaure Thonerde, Jodoform, Jodol u. a. als antiseptische
Verbandmittel benutzt. Über antiseptische
Mittel zur Desinfektion
[* 4] von Wohnräumen und Abfallstoffen s. Desinfektion.