(griech., »Gegenstimme«;
franz.
Antienne), ursprünglich ein Wechselgesang zwischen zwei
Chören, einer der ältesten
Bestandteile des katholischen Ritualgesanges,
den nach dem
Zeugnis des
Aurelianus Reomensis (9. Jahrh.) der heil.
Ambrosius (gest. 397) von der griechischen
Kirche übernahm und nach
Italien
[* 2] verpflanzte. In die
griechische Kirche soll den
Antiphonengesang der heil. Chrysostomus eingeführt haben.
Heute besteht die Antiphonie nur noch in einem einzigen vom
Priester gesungenen
Psalmvers, der vom
Chor wiederholt wird.
(grch.) nannte man in der griech. Kirche den Wechselgesang, der von dem Vorsänger des einen Chors angestimmt
und von dem andern Chore, oder auch von beiden, beantwortet und geendigt wurde. Die Einrichtung vieler
Psalmen beweist, daß solche Wechselgesänge schon beim jüd. Kultus gebräuchlich waren. Ihre Einführung in die christl.
Kirche wird dem Bischof von Antiochia, Ignatius, zugeschrieben; in die abendländische soll sie Ambrosius (s. d.) eingeführt
haben.
Die Abteilung der in Verse und ein bestimmtes Regulativ über dieselben soll vom Papst Cölestin I. (422-432)
herrühren. Der Wechselgesang trat dann in der röm. Kirche zu Gunsten des kunstmäßig ausgebildeten Solo- und Chorgesangs
mehr und mehr zurück; Antiphonarium oder Antiphonale, wie ein solches Papst Gregor I. (590-604) zuerst veranstaltete, bedeutet
nicht mehr eine Sammlung von Wechselgesängen, sondern umfaßt den ganzen kirchlichen Gesang. (Vgl. Durandi,
Rationale divinorum officiorum, Mainz
[* 3] 1459 u. ö.) - Schon früher wurde es gewöhnlich und seit dem 13. Jahrh. immer allgemeinerer
Gebrauch, durch die Anfangsworte der Antiphonie (introitus) in Urkunden das Datum und zugleich den Wochentag zu bezeichnen. (Vgl. Wedekind,
Die Eingänge der Messen, Lüneb. 1815.) - In der deutschen evang.
Kirche kennt man zwei Arten der Antiphonie. Entweder bestehen sie aus ganzen Liedern, wie die Litanei, oder nur aus wenigen biblischen
Worten. Diese letztere Art faßt teils eine Intonation durch den Prediger, teils ein Responsorium des Chors und der Gemeinde
in sich.