Antiphonie
(grch.) nannte man in der griech. Kirche den Wechselgesang, der von dem Vorsänger des einen Chors angestimmt und von dem andern Chore, oder auch von beiden, beantwortet und geendigt wurde. Die Einrichtung vieler Psalmen beweist, daß solche Wechselgesänge schon beim jüd. Kultus gebräuchlich waren. Ihre Einführung in die christl. Kirche wird dem Bischof von Antiochia, Ignatius, zugeschrieben; in die abendländische soll sie Ambrosius (s. d.) eingeführt haben.
Die
Abteilung der in Verse und ein bestimmtes Regulativ über dieselben soll vom Papst Cölestin I. (422-432)
herrühren. Der Wechselgesang trat dann in der röm.
Kirche zu Gunsten des kunstmäßig ausgebildeten
Solo- und Chorgesangs
mehr und mehr zurück; Antiphonarium oder Antiphonale, wie ein solches Papst
Gregor I. (590-604) zuerst veranstaltete, bedeutet
nicht mehr eine Sammlung von Wechselgesängen, sondern umfaßt den ganzen kirchlichen
Gesang. (Vgl. Durandi,
Rationale divinorum officiorum, Mainz
[* 2] 1459 u. ö.) -
Schon früher wurde es gewöhnlich und seit dem 13. Jahrh. immer allgemeinerer
Gebrauch, durch die Anfangsworte der Antiphonie
(introitus) in
Urkunden das
Datum und zugleich den Wochentag zu bezeichnen. (Vgl. Wedekind,
Die Eingänge der
Messen, Lüneb. 1815.) - In der deutschen evang.
Kirche kennt man zwei
Arten der Antiphonie.
Entweder bestehen sie aus ganzen Liedern, wie die
Litanei, oder nur aus wenigen biblischen
Worten. Diese letztere Art faßt teils eine Intonation durch den Prediger, teils ein Responsorium des
Chors und der Gemeinde
in sich.