(Antiocheia),
Name mehrerer
Städte des
Altertums, von denen die merkwürdigsten folgende sind:
1) AntiochiaEpidaphnes (ad Daphnem, so genannt nach dem unfern gelegenen Apollohain
Daphne), Hauptstadt von
Syrien und
Residenz der
Seleukiden, am
Orontes, 22 km vom
Meer, in überaus fruchtbarer Thalebene, die prächtigste der 16 von
SeleukosNikator zum Andenken seines
VatersAntiochos erbauten gleichbenannten
Städte.
IhreGründung fällt in das Jahr 301
v. Chr.;
der Zudrang von neuen
Kolonisten machte aber wiederholt neue
Anlagen nötig, so daß Antiochia zuletzt aus vier
Quartieren bestand (daher Tetrapolis), deren jede mit besonderer
Mauer umgeben, zugleich aber in die allgemeine starke
Befestigung
eingeschlossen war.
Die höchste
Blüte
[* 2] Antiochias fällt in die Zeit
Antiochos' d. Gr. und mehr noch in die der römischen
Kaiser des 1.-3.
Jahrh., welche hier oft
Hoflager hielten. Damals zählte Antiochia über 500,000 Einw. und wurde wegen seiner
Pracht und
Größe mit
Rom
[* 3] verglichen. Unter der römischen Herrschaft war Antiochia auch stehende
Residenz des
Prokonsuls von
Syrien,
in christlicher Zeit aber Sitz eines der vier ältesten und einflußreichsten
Patriarchen des Römerreichs und
eine berühmte Pflegestätte antiker, namentlich aber christlich-theologischer
Wissenschaft. In Antiochia war es, wo die erste größere
Christengemeinde außerhalb
Palästinas sich bildete, wo der
NameChristen zuerst genannt wurde
(Apostelgesch. 11, 26),. und
wo der Heidenapostel
Paulus die
Weihe erhielt.
Von 252 bis 380 wurden hier zehn wichtige
Kirchenversammlungen gehalten. Der
Verfall von Antiochia datiert seit
dem 5. Jahrh.; Verwüstungen durch
Erdbeben
[* 4] vereinigten sich mit der Zerstörungswut östlicher
Barbaren, um die Prachtbauten
der Stadt in Schutt zu verwandeln. Der Perserkönig
Chosroes legte 538 den größten Teil Antiochias in
Asche und führte die
wohlhabendsten
Bürger als Sklaven hinweg. Justinian ließ zwar auf den Trümmern eine neue Stadt, Theūpolis,
erstehen, vermochte indes die alte
Größe nicht wieder zurückzuführen.
Römer,
[* 5]
Perser, byzantinische Griechen und
Sarazenen hatten unter den
MauernAntiochias bereits wiederholt um den
Besitz der Stadt
gestritten und die letztern sich schon seit 1084 in ihr als Gebieter behauptet, als das erste Kreuzheer
vor Antiochia erschien. Nach neunmonatlicher Belagerung fiel Antiochia endlich und
Bohemund von
Tarent pflanzte das Christenbanner
an die
Stelle des
Halbmondes und wurde
Fürst von Antiochia unter griechischer Lehnsherrlichkeit. Das anrückende persische Entsatzheer
wurde geschlagen, nachdem
Peter von Amiens die heilige
Lanze aufgefunden und die
Kreuzfahrer dadurch begeistert
hatte.
Noch öfters wechselten die
Schicksale der Stadt, bis sie 1268 von dem ägyptischen
SultanBibars erobert ward. Seitdem ist Antiochia aus
der Geschichte so gut wie verschwunden. Auf seiner Trümmerstätte steht jetzt die Stadt Antakije, ein zum syrischen
WilajetAleppo gehöriger
Ort mit niedrigen und ärmlichen
Häusern, 14 unbedeutenden
Moscheen und
17,500 Einw.,
größtenteils
Türken, welche
Seidenzucht,
Öl- und Getreidebau sowie Aalfischerei treiben; Sitz eines deutschen
Konsulats.
Die neue Stadt nimmt nur einen kleinen Teil im
NW. der alten ein; der übrige
Raum ist mit Trümmerhaufen angefüllt und in der
Ebene mit Maulbeer-,
Feigen- und Olivenpflanzungen bestanden. Das einzige große, noch erhaltene Denkmal
aus der Zeit des alten
Glanzes sind die römischen
Befestigungen, bestehend in einer
Mauer, die von einem
Graben umgeben und
mit 130 bis zu 25 m hohen
Türmen versehen war, von denen noch 50 (viereckig und rund) vorhanden sind. Auch von den alten
Thoren sind noch einige in leidlichem Zustand erhalten. Im
SW. von Antiochia lag der von den Alten in glänzenden
Farben geschilderte
Hain von
Daphne (s. d.). Nordöstlich in der
Ebene El Omk liegt der
See von Antiochia (auch
AkDenis genannt), fast 100 m ü. M.
und von verschiedener
Ausdehnung
[* 6] je nach der
Jahreszeit (im
Durchschnitt 30 km lang und 5,5 km breit.).
Er ist seicht und bei
Stürmen sehr gefährlich für die
Flöße und
Barken, welche ihn befahren.
VonAntiochia bis zum
Meer erstreckt
sich die vom
Orontes durchströmte, höchst fruchtbare
AntiochenischeEbene, ehemals einem Fruchtgarten vergleichbar, jetzt
wenig angebaut, noch immer aber eine der freundlichsten Thalebenen
Syriens.
Eine Rächerin, Verfolgerin, I) die Hauptstadt in Syrien, sonst Remath und Riblath genannt. Sie soll
nach Jerusalem die schönste im Morgenlande gewesen sein.
Von hier war Nicolaus, der Judengenofse, gebürtig,
A.G. 6, 5.
Hier hat Paulus und Varnabas gepredigt,
c. 11, 22. 26.
Hier hat Agabus eine große Theurung verkündigt, v. 27.
Von hier aus wurde die Versammlung veranlaßt, welche die Apostel in Jerusalem gehalten über die Frage: ob die
Beschneidung zur Seligkeit nöthig,
A.G. 15, 1. etc.
1) Die Residenz der Seleuciden (s. d.) in Syrien, die berühmteste der 16 von Konig Seleucus I. Nikator
zu Ehren seines Vaters gegründeten Städte dieses Namens, nach dem etwa 8 km entfernten Daphne mit seinem berühmten Tempel
[* 9] des
Apollon,
[* 10] auch Antiochia Epidaphnes genannt, lag 22 km vom Mittelländischen Meere am Flusse Orontes in einer fruchtbaren Landschaft,
die im S. vom Berge Casius (jetzt Dschebel Akrah), im N. vom Gebirge Picria (jetzt DschebelMusa) begrenzt
war. Bei ihrer Gründung (300 v. Chr.) wurde die Stadt mit den Einwohnern des benachbarten Antigonia bevölkert.
Infolge von drei bedeutenden Erweiterungen bestand es seit Antiochus (s. d.) Epiphanes, eigentlich aus vier Städten (Tetrapolis),
jede mit einer eigenen Mauer umgeben, zugleich aber in die gemeinsamen Befestigungen der Gesamtstadt eingeschlossen.
Die Römer gewährten ihr die Autonomie, die sie bis ins 2. Jahrh. n. Chr. behielt.
Eine noch größere Bedeutung erlangte die Stadt als Sitz der röm. Statthalter von Syrien, als Mittelpunkt des westasiat.
Handels und als ein Sitz spätgriech.
Kunst und Wissenschaft; sie war bis zur Verlegung der kaiserl. Residenz
nach Konstantinopel
[* 11] nächst Rom undAlexandria die dritte Metropole des RömischenReichs. Schon die Seleuciden hatten sie mit prächtigen
Bauten geschmückt und immer von neuem erhob sich die Stadt prachtvoll aus den Zerstörungen, welche 148 v. Chr., 37, zwischen 41 und
54, 115, 341 n. Chr. furchtbare Erdbeben und 260 n. Chr. die Perser unter König Schapur in ihr anrichteten.
Zu Antiochia bildete sich die erste heidenchristl. Gemeinde, schon sehr früh übte sie großen Einfluß auf die Gemeinden des Orients
aus, und bald führten ihre Bischöfe eine förmliche Oberaufsicht über diese. Schon das Konzil von Nicäa 325 erkannte
ihnen neben den Bischöfen von Rom undAlexandria eine erhöhte kirchliche Gewalt zu, und seit Anfang des 5. Jahrh. galt der
Bischof von Antiochia unter den fünf Patriarchen (s. d.) der Kirche als der vierte dem Range nach.
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mehr
Außerdem blühte zu Antiochia eine ausgezeichnete theol. Schule (s. Antiochenische Schule). In den J. 458, 525, 526, 587 und 588 verheerten
Erdbeben aufs neue die Stadt, und 540 zerstörte sie der Perserkonig Chosroës gänzlich. Obgleich sie Kaiser Justinian unter
dem NamenTheupolis wiederherstellte, konnte sie sich doch nie wieder vollständig erholen. Seit der Eroberung
durch den Chalifen Omar 638 sank ihre weltliche und kirchliche Größe unaufhaltsam. Nachdem die Stadt im 10. Jahrh. durch
NikephorosPhokas (963-969) wieder dem ByzantinischenReiche einverleibt worden, fiel sie 1084 abermals den Sarazenen in die
Hände.
Nach längerer Belagerung ward Antiochia von den Kreuzfahrern genommen. Der NormanneBohemund (s. d.)
gründete nun das Fürstentum Antiochien, das 1268 von den Mamluken erobert ward und durch SultanSelim I. 1516 an die Türken
kam. (Vgl. K. O. Müller, Antiquitates Antiochenae, Gött. 1839.) - An der Stelle des alten Antiochia liegt das heutige Antiochia, auch Antakieh
genannt, Landstadt im türk. Wilajet Haleb, mit engen und schmutzigen Straßen und einstöckigen Häusern, die teilweise mit
Giebeln und Ziegeldächern versehen sind.
Die kolossalen Ruinen der Stadtmauern gewähren einen großartigen Anblick. Die Zahl der Einwohner wurde, bevor ein Erdbeben den
dritten Teil der Stadt zerstörte, auf 6-18000 angegeben, darunter nur wenige Christen. Antiochia ist Sitz eines
deutschen Konsularagenten (KonsulatBeirut). Die heutige Stadt nimmt nur einen kleinen Teil der Justinianischen ein. Der übrige
Raum ist großenteils mit Maulbeer-, Feigen- und Olivenbäumen bewachsen. Die Umgebung ist sehr fruchtbar. Die Einwohner treiben
Getreide-, Ölbau und Seidenzucht, sowie Handel mit Seide
[* 13] und dem Ertrage der Aalfischerei. -
Vgl. Treppner,
Das Patriarchat von Antiochia (Würzb. 1891).
2) in Pisidien, auf der Grenze von Phrygien und Pisidien, daher bald zu ersterm, bald zu letzterm gerechnet. Antiochia wurde von Seleucus
gegründet und mit Einwohnern aus Magnesia am Mäander bevölkert. Beim Zerfall des Seleucidenreichs wurde
von den Römern für frei erklärt und erhielt durch Augustus eine Kolonie von Veteranen mit dem NamenCäsarea. Reste der alten
Stadt finden sich an der Westseite des Sultan-Dagh beim heutigen Jalowadsch, 22 km von Akschehr.