Antiochenische
Schule
, eine theol.
Richtung, die vorzugsweise in der zu
Antiochia in
Syrien Anfang des 4. Jahrh. gestifteten
theol. Schule
gepflegt, aber auch von andern namhaften
Kirchenlehrern geteilt wurde. Im Gegensatze zu der tiefsinnigen und
spekulativen, aber
oft phantastischen
Alexandrinischen Schule (s. d.) bewahrten die Antiochener
den an nüchterner Schriftforschung genährten
Geist praktischer Verständigkeit, hielten in der Schriftauslegung an dem einfachen
Wortsinne fest und verwarfen die willkürliche allegorische Deutung.
Aus ihren Reihen sind die sorgfältigsten Geschichtsforscher und die gelehrtesten Exegeten des 5. Jahrh.
hervorgegangen. In der
Philosophie schlossen sie sich mehr dem
Aristoteles als dem
Plato an; in der
Theologie
machten sie vor allem die Forderung einer ernsten sittlichen Weltanschauung geltend. In der großen Streitfrage der Zeit
über das Verhältnis des Göttlichen und Menschlichen in der
Person des
Erlösers hielten die Antiochener an der strengen
Scheidung der göttlichen und menschlichen Natur fest, während die konsequente alexandrinische
Lehre
[* 2] zum Monophysitismus führte. Als
Stifter der Schule
werden die Presbyter Dorotheus und Lucianus (gest. 311) genannt.
Ihre Häupter
im 4. und 5. Jahrh. waren
Theodorus,
Bischof von Heraklea (gest. um 358), Eusebius von
Emesa,
Cyrillus von
Jerusalem,
[* 3] Ephraem
der
Syrer,
Diodorus von
Tarsus,
Theodorus von Mopsuestia und
Johannes
Chrysostomus. Die letzten namhaften
Vertreter
der Schule
waren im 5. Jahrh. Ibas von
Edessa (gest. 457) und der
Bischof
Theodoret von Cyrus. -
Vgl. Hergenröther, Die Antiochenische Schule
(Würzb.
1866);
Kihn, Die Bedeutung der Antiochenische Schule
(Weißenb. 1867).