Antimonsulfür,
Dreifach-Schwefelantimon, Sb2S3 , existiert in einer krystallinischen schwarzen und einer orangeroten amorphen Modifikation. Als erstere kommt es als Grauspießglanzerz in der Natur vor und bildet nach dem Aussaigern aus der Gangart das Antimonium crudum, welches das Rohmaterial für die Darstellung des Metalls und der meisten Antimonverbindungen ist. Es ist eine schwarze, krystallinische Masse, löslich in Salzsäure unter Bildung von Antimonchlorür.
Beim Erhitzen mit konzentrierter Salpetersäure entsteht Antimonsäure und Schwefelsäure; ein Teil des Schwefels scheidet sich dabei ab. In Schwefelalkalien löslich; aus letzterer Lösung wird es auf Zusatz von Säure als amorpher orangefarbener Niederschlag von unveränderter Zusammensetzung wieder gefällt. Im feingepulverten Zustande war das schwarze krystallinische Antimonsulfür früher als Stibium sulfuratum laevigatum offizinell. Gegen basische Schwefelverbindungen verhält sich Antimonsulfür wie eine Sulfosäure. So giebt es mit Schwefelnatrium die dem Antimonoxydnatron entsprechende Schwefelverbindung SbSSNa, aus der Säuren amorphes
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Antimonsulfür fällen. Dieselbe Verbindung entsteht auch neben Antimonoxydnatron beim Kochen von Antimonsulfür mit Natronhydrat oder kohlensaurem Natrium nach der Gleichung:
2 Sb2S3 + 4 NaOH = 3 SbSSNa + SbOONa + 2 H2O ^[Sb2S3 + 4 NaOH = 3 SbSSNa + SbOONa + 2 H2O].
Kocht man eine solche Lösung mit überschüssigem Antimonsulfür, so löst sich von letzterm eine reichliche Menge. Die Flüssigkeit giebt dann beim Erkalten einen, aus einem Gemenge von Antimonsulfür, Antimonoxydnatron und Antimonoxyd bestehenden, roten Niederschlag von wechselnder Zusammensetzung, der in früherer Zeit unter dem Namen Kermes ein vielfach angewendetes Arzneimittel war, jetzt aber nur noch in seltenen Fällen verwendet wird, da seine Wirkung eine zu unsichere ist. Der Kermes war früher unter dem Namen Stibium sulfuratum rubeum oder Kermes minerale noch in die erste Ausgabe der «Pharmacopoea Germanica» aufgenommen, ist aber in der 2. und 3. Auflage des «Deutschen Arzneibuches» nicht mehr aufgeführt.