Antimōn
(Spießglanz,
Spießglas, Spießglanzkönig,
Antimonium,
Stibium)
Sb, chem.
Element, welches früher zu den
Metallen,
jetzt zu den
Nichtmetallen gerechnet wird, findet sich selten gediegen
(Andreasberg,
Přibram, Allemont,
Schweden),
[* 2] meist mit
Schwefel verbunden als
Antimonglanz (Grauspießglanz) Sb2S3 mit 71,76 Proz.
Antimon
, oft silber- und goldhaltig, mit
Schwefel und
Eisen
[* 3] verbunden als
Berthierit FeSSb2S3 mit 56,7 Proz.
Antimon
und in zahlreichen
Nickel-,
Kupfer-,
Blei- und Silbererzen
(Nickelantimonkies, Antimon
kupferglanz,
Bournonit,
Federerz,
Sprödglaserz,
Schilfglaserz,
Weißgüldigerz,
Fahlerz,
[* 4]
Rotgüldigerz), dann als Antimon
arsen, Antimonnickel,
Antimonsilber,
oxydiert als
Antimonblüte (Weißspießglanz) Sb2O3 ,
Antimonoxyd mit 83,56 Proz. Antimon
, und
Antimonblende
(Rotspießglanz) Sb2O3 , 2Sb2S3 ,
Antimonoxyd mit
Schwefelantimon mit 75,3 Proz. Antimon. Gewonnen
wird das Antimon durch
Reduktion aus
Antimonblüte (s. d.), bei uns aber meist aus
Grauspießglanzerz oder aus
dem durch Ausseigerung dieses
Erzes gewonnenen
Schwefelantimon und zwar auf ähnliche
Weise wie das
Blei
[* 5] aus
Bleiglanz.
Bei der Niederschlagsarbeit wird das Schwefelantimon oder das rohe Erz mit Eisen erhitzt, wobei sich Schwefeleisen bildet und metallisches Antimon abgeschieden wird. Vorteilhaft setzt man hierbei schwefelsaures Natron und Kohle zu, weil das gebildete Schwefelnatrium mit dem Schwefeleisen eine leicht schmelzbare Schlacke bildet, von der sich das Antimon bei niedriger Temperatur trennen läßt. Immerhin bleibt auch dann noch der Verlust durch Verdampfen von Antimon ziemlich beträchtlich.
Bei der Röstarbeit wird das Erz oder das daraus gewonnene Schwefelantimon im Flammofen geröstet und das Röstprodukt, die Spießglanzasche, die wesentlich aus Antimontetroxyd besteht, mit kohlensaurem Natron und Kohle in Tiegeln reduziert. Das rohe Antimon enthält stets Arsen, Kupfer, [* 6] Blei, Eisen, auch wohl etwas Schwefel und wird gereinigt, indem man es wiederholt mit Schwefelantimon und schließlich mit kohlensaurem Natron und etwas Salpeter oder mit Antimonoxyd schmelzt, weil die genannten Metalle größere Verwandtschaft zum Schwefel oder Sauerstoff besitzen als das Antimon. Zur völligen Reinigung des Antimons von Arsen schmelzt man es mit Schwefelantimon und kohlensaurem Natron und dann noch zweimal mit kohlensaurem Natron, wobei erforderlich ist, daß das Antimon stark eisenhaltig sei.
Reines Antimon ist glänzend silberweiß, grobblätterig kristallinisch, vom spez. Gew. 6,71-6,86, Atomgewicht 122; es ist härter als Kupfer, sehr spröde und leicht pulverisierbar; es verändert sich nicht an der Luft, schmilzt bei 425°, verflüchtigt sich in starker Hitze, verbrennt an der Luft zu Antimonoxyd, löst sich in heißer Salzsäure und in Königswasser zu Antimonchlorid, wird von heißer konzentrierter Schwefelsäure [* 7] in schwefelsaures Antimonoxyd und von Salpetersäure in Antimonoxyd verwandelt; mit Salpeter verpufft es im glühenden Tiegel zu antimonsaurem Kali.
Mit Chlor und Schwefel verbindet es sich direkt. Äußerlich gleicht das Antimon völlig den Metallen, aber in seinem chemischen Verhalten bildet es mit Phosphor und Arsen eine natürliche Gruppe; es ist dreiwertig und bildet mit Sauerstoff antimonige Säure (Antimonoxyd) H3SbO3 und Antimonsäure H3SbO4 , von denen aber nur die Anhydride Sb2O3 und Sb2O5 bekannt sind, und mit Wasserstoff den Antimonwasserstoff H3Sb .
Das Antimon dient zur Darstellung mehrerer offizieller Antimonpräparate und Farben; aus Antimonchlorid durch Zink als schwarzes Pulver gefällt, wird es als Eisenschwarz zum Bronzieren benutzt. Man überzieht auch Kupfer und verkupfertes Eisen mit um es vor Rost zu schützen; hauptsächlich aber verwendet man Antimon zu Legierungen. Der Spießglanz war schon im Altertum bekannt und wurde im Orient, wie noch jetzt, zum Bemalen der Augenbrauen benutzt. Dioskorides und Plinius erwähnen ihn als Heilmittel, letzterer unter dem Namen stibium, während er in der lateinischen Übersetzung Gebers antimonium genannt wird.
Die Benennung Spießglas gebraucht zuerst Basilius Valentinus, der in seinem »Triumphwagen des Antimons« (1460) viele Präparate desselben beschreibt und auch die Darstellung des Antimons, diese aber nicht als etwas Neues, angibt. Das Schwefelantimon wurde früh zur Scheidung des Goldes und Silbers benutzt, auch die Antimonpräparate fanden schon im Mittelalter medizinische Verwendung. Gegenwärtig liefern Ungarn, [* 8] England, Spanien, [* 9] der Harz, Italien, [* 10] Frankreich und Kanada das meiste Antimon. In Frankreich verarbeitet man Weißspießglanz aus Algerien, [* 11] in England solchen aus Borneo und Antimonglanz aus China [* 12] und Australien. [* 13]