Titel
Antigonos
,
1) Antigonos
, genannt Monophthalmos oder Kyklops, der »Einäugige«,
berühmter
Feldherr
Alexanders d. Gr.,
Vater des
Demetrios
Poliorketes, geb. 384
v. Chr., war zuerst
Führer der griechischen
Bundesgenossen
unter
Alexander in
Asien
[* 2] und erhielt 333 die Statthalterschaft von Großphrygien, wozu nach
Alexanders
Tod 323 noch die von
Lykien
und
Pamphylien kam. Dem
Reichsverweser
Perdikkas den
Gehorsam verweigernd, floh er zu
Antipatros, der ihm
seine Statthalterschaft wiederverschaffte und zugleich den Oberbefehl über die
Truppen in Westasien zur Bekämpfung der Anhänger
des ermordeten
Perdikkas anvertraute. Er schloß
Eumenes in das unangreifbare Bergschloß Nora ein, besiegte Alketas und
Attalos
in
Pisidien im
Winter 320-319 und gelangte dadurch zu großer Macht.
Dem neuen
Reichsverweser,
Polysperchon, verweigerte Antigonos
mit
Kassandros und
Ptolemäos von
Ägypten
[* 3] die
Anerkennung. Nach einem Seesieg
über die
Flotte
Polysperchons bei
Byzantion (318) nötigte den aus Nora entkommenen
Eumenes, sich aus
Phönikien in das östliche
Asien zurückzuziehen, wurde aber von diesem in der
Provinz Parätakene 317 geschlagen. In Gabiene 316 siegreich,
gewann er viele
Satrapen, bekam von den
Argyraspiden, deren
Frauen und
Schätze er erbeutet,
Eumenes ausgeliefert und ließ denselben
hinrichten.
Nun strebte Antigonos
nach königlicher Macht; er beanspruchte die Herrschaft über ganz
Asien, und die von ihm erbeuteten königlichen
Schätze in
Susa erlaubten ihm, sein
Heer ansehnlich zu verstärken. Im J. 315 aber verbanden sich die übrigen
Fürsten gegen Antigonos
Seleukos verlangte
Babylon zurück,
Ptolemäos
Syrien, Asandros
Kappadokien und
Lykien,
Lysimachos das hellespontische
Phrygien,
Kassandros und die übrigen drangen auf gleiche Verteilung der königlichen
Schätze.
Wilder
Kampf entstand hierauf in
Griechenland,
[* 4]
Kleinasien,
Syrien und
Phönikien. Antigonos
ließ in größter Eile
in
Tyros und
Kilikien gegen
Ptolemäos eine
Flotte bauen, fachte in
Thrakien
Unruhen an, um
Lysimachos zu beschäftigen, rieb den
Asandros von
Karien 313 auf und ließ durch
Polysperchon die Griechen zur
Freiheit aufrufen.
Schon war er siegreich auf dem
Marsch
nach
Makedonien begriffen, als er die
Niederlage seines
Sohns
Demetrios bei
Gaza (312) und den Verlust von
Syrien und
Phönikien erfuhr. Zwar nötigte Antigonos
Ptolemäos zum
Rückzug, inzwischen aber nahm
Seleukos
Babylon, gewann die
Satrapen
von
Persien
[* 5] und eroberte
Medien und
Susiana. Da schloß Antigonos
mit
Kassandros,
Lysimachos und
Ptolemäos 311 einen
Frieden, in
dem er
die Herrschaft über
Asien behauptete. Gegen
Seleukos führte den
Krieg ohne Erfolg fort, bis (310) im
Westen
Ptolemäos,
Kassandros
und
Polysperchon neue
¶
mehr
Feindseligkeiten gegen ihn begannen. In Kleinasien gewann er das anfangs Verlorne durch seine Söhne Demetrios und Philippos
wieder; Demetrios befreite auch 307 Athen
[* 7] und Megara von der Herrschaft des Kassandros und entriß Kypros dem Ptolemäos, woraus
Antigonos
und Demetrios den Königstitel annahmen in der Hoffnung, das Reich Alexanders unter ihrem Zepter zu vereinigen.
Im J. 306 drang Antigonos
bis an den Nil vor, während sein Sohn Ägypten mit der Flotte bedrohte, wurde jedoch zum Rückzug genötigt.
Des Demetrios Angriff auf Rhodus, das ihm den Beistand wider Ägypten verweigert hatte, scheiterte 304. Glücklicher war in Griechenland,
wo Kassandros bald um Frieden bitten mußte. Antigonos
verlangte unbedingte Unterwerfung. Da suchte Kassandros
bei Lysimachos in Thrakien Hilfe, und 302 kam zwischen diesem und Ptolemäos und Seleukos ein Bündnis gegen Antigonos
zu stande. Bei
Ipsos in Phrygien erfolgte 301 die Entscheidungsschlacht, in welcher der 82jährige Antigonos
Reich und Leben verlor. Das Reich Asien
stürzte mit dem, der es aufgerichtet hatte. Antigonos
war nicht frei von Härte, Grausamkeit und wilder Eroberungslust; aber seine
Verachtung feiler Schmeichelei und asiatischer Üppigkeit, seine Besonnenheit im Glück und unüberwindliche Kaltblütigkeit
im Unglück, verbunden mit außerordentlicher Feldherrnklugheit, erheben ihn dennoch weit über die meisten seiner Zeitgenossen.
2) Antigonos I., Gonatas (entweder von Gonnoi in Thessalien, seinem Erziehungsort, oder ein makedonisches Wort, s. v. w. eine das Knie schirmende Eisenplatte), König von Makedonien, Enkel des vorigen, Sohn des Demetrios Poliorketes und der Phila, Antipatros' Tochter, einer der edelsten Fürsten des Altertums, geb. 320 v. Chr., blieb, als sein Vater 287 nach Asien ging, im Peloponnes als Befehlshaber zurück und erbte 283 von ihm das Königreich Makedonien, erlangte aber erst 276 nach mannigfachen Kämpfen seine Anerkennung.
Als Regent vereinigte er Kraft [* 8] mit Milde. Er schlug Antiochos I. aus Syrien zurück und besiegte die einbrechenden Gallier, konnte sich aber gegen Pyrrhos, der 273 in Makedonien einfiel, nur in einigen Seestädten behaupten, bis ihm das Vordringen des Pyrrhos nach dem Peloponnes Gelegenheit gab, das Verlorne wiederzugewinnen. Nach Pyrrhos' Tod strebte er hauptsächlich nach Vereinigung Griechenlands mit Makedonien; allein ein Angriff Alexanders, des Sohns des Pyrrhos, würde ihm noch einmal sein Reich entrissen haben, wenn ihn nicht ein Sieg seines Sohns rechtzeitig befreit hätte. Antigonos starb 239. Züge seines ritterlichen, großmütigen Sinnes gibt Plutarch im »Leben des Demetrios und Pyrrhos«. Ihm folgte sein Sohn Demetrios II.
3) Antigonos II., Doson (»der geben will, aber nicht gibt«),
König von Makedonien, Sohn des Demetrios von Kyrene und der Olympias, ein durch Thatkraft und Klugheit ausgezeichneter Regent, führte nach Demetrios' II. Tod (229 v. Chr.) anfänglich für dessen Sohn Philipp, dann als Selbstherrscher die Regierung, vermählt mit Chryseis, der Witwe seines Vorgängers. Er hatte mit den Dardanern und Ätoliern und mit innern Unruhen zu kämpfen. Vom Achäischen Bund gegen den spartanischen König Kleomenes zu Hilfe gerufen, segelte Antigonos im Spätsommer 223 mit 24,000 Mann nach dem Isthmus; Kleomenes mußte vor der Übermacht zurückweichen, und auf dem Bundestag in Ägion wandelte sich ganz Hellas in einen Staatenverein um, als dessen Haupt- und Oberfeldherrn man Antigonos anerkannte. Antigonos besiegte hierauf die Spartaner in einer entscheidenden Schlacht bei Sellasia (221) in Lakonien, betrat als Sieger das seit der Heraklidenzeit nie mehr eroberte Sparta und zwang die Stadt zum Beitritt zu dem Makedonischen Bunde, der jetzt außer den Ätoliern ganz Griechenland umfaßte. Eines Illyriereinfalles wegen nach Makedonien zurückgekehrt, starb Antigonos 221. Ihm folgte Philipp, der 16jährige Sohn Demetrios' II.
4) Sohn Aristobulos' II., der letzte König der Juden aus dem Geschlecht der Makkabäer, regierte 39-37 v. Chr. Mit seinem Vater 63 von Pompejus als Gefangener nach Rom [* 9] geschickt, entfloh er 56, ward 55 von neuem gefangen und erlangte 42 abermals die Freiheit. Im J. 40 setzte er sich mit parthischer Hilfe in Jerusalem [* 10] fest, und sein Gegner Herodes, der Schützling der Römer, [* 11] mußte nach Rom fliehen, nachdem Hyrkanos abgesetzt und verstümmelt worden war. Nachdem aber der römische Legat die Parther geschlagen hatte, ward von den Triumvirn für einen Feind des römischen Volks erklärt und 39 Herodes zum König in Judäa ernannt. Dieser eroberte in dreijährigem Kampf Judäa und nach hartnäckiger Verteidigung auch 37 Jerusalem. der sich feigherzig ergab, ward auf Antonius' Befehl in Antiochia hingerichtet.
5) Antigonos Karystios, griech. Grammatiker und Sammler, aus Karystos auf Euböa gebürtig, lebte um 250 v. Chr. und verfaßte außer andern Schriften eine Sammlung: »Wunderbare Geschichten«, die meist aus angeblich Aristotelischen Schriften und andern ähnlichen verlornen Werken gezogen sind und von J. ^[Johann] Beckmann (Leipz. 1791),
Westermann in den »Scriptores rerum mirabilium graeci« (Braunschw. 1839) und von Keller in »Rerum naturalium scriptores graeci minores«, Bd. 1 (Leipz. 1877), herausgegeben wurden.
6) Antigonos Sochäus, aus Socho in Judäa gebürtig, jüd. Religionslehrer und dritter Präsident des Hohen Rats zu Jerusalem nach dem babylonischen Exil, gest. 264 v. Chr., lehrte, daß man Gott aus kindlicher Furcht und Liebe, ohne Rücksicht auf einstige Vergeltung dienen müsse, welche Lehre [* 12] von seinem Schüler Zadock und den Sadduzäern später zur Leugnung der Auferstehung von den Toten angewendet worden sein soll.