Anthracen
(Anthracenum); ein im Steinkohlenteer enthaltener Kohlenwasserstoff, hat seit wenigen Jahren eine große Bedeutung erlangt, da er in großen Mengen zur Fabrikation des künstlichen Alizarins verwendet wird. Behufs Gewinnung des A. werden die über 230° C. übergehenden Teile des Steinkohlenteers gesondert aufgefangen und die Destillation bis gegen 400° hin fortgesetzt. Durch wiederholte Destillation und Behandlung mit Ligroin wird das A. weiter gereinigt, kommt dann aber immer noch als gelbe kristallinische Masse in den Handel, die jedoch für die Alizarinfabrikation genügend rein ist; sie enthält alsdann 50 bis 60% reines A.; man nennt diese Ware Rohanthracen.
Ganz reines A. bildet glänzende, weiße, blätterige Kristalle mit blauer Fluoreszenz; es schmilzt bei 213° C., fängt aber schon früher an, sich zu verflüchtigen; bei ungefähr 360° sublimiert die ganze Masse unverändert. In Wasser ist das A. unlöslich, in kaltem Alkohol wenig löslich, etwas mehr in kochendem. Der Gehalt von A. im Steinkohlenteer beträgt nur 1 bis 1½% von dem jedoch gewöhnlich nur die Hälfte gewonnen wird, und dennoch liefert England allein jährlich 1400000 kg; hierzu kommt noch die ebenfalls nicht unbedeutende deutsche, französische, belgische und holländische Fabrikation. Der Wert der Einfuhr von Anthracen und Naphthalin (A. allein ist nicht angegeben) in das deutsche Zollgebiet belief sich 1880 auf 2187000 Mk., der der Ausfuhr nur auf 144000 Mk. -