Anthozoen
,
[* 3] Korallenpolypen, Blumenpolypen (Anthozoa, eine große und formenreiche Klasse niederer Seetiere aus dem Typus der Cölenteraten oder Hohltiere, Tiere von strahligem Bau, deren Körper im allgemeinen die Form eines an einem Ende festsitzenden Hohlcylinders besitzt. Die am freien Ende befindliche Mundöffnung ist von einem oder mehrern Kreisen von Fühlern oder Fangarmen umstellt und führt durch ein engeres ¶
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Schlundrohr (s. nachstehende [* 3] Figur A, a; B, a) in eine weite Magenhöhle (A, a'), welche als Gastrovaskularraum für Verdauung und Kreislauf [* 5] zugleich dient und durch radial von der Leibeswand her entspringende, stellenweise durchbrochene (in A bei d) Scheidewände (A, d), sog. Septen oder Mesenterien, in eine Anzahl taschenartiger Räume (B, b) zerfällt. Diese Septen verwachsen oben mit dem Umfange des Speiserohrs und enden im untern Magenraum mit freier Kante, an welcher eigentümliche Fadenknäuel, die Mesenterialfilamente oder Magenschnüre (A, mf) entwickelt sind.
Sie sondern Verdauungssäfte ab. Die hohlen Fangarme (A, f) stehen mit den Radialtaschen in Verbindung und tragen an ihrer
Oberfläche eine große Zahl von Nesselkapseln. Die Geschlechtsprodukte bilden sich an der Wand der Septen unterhalb der Magenschnüre.
Die Anthozoen
sind der größten Mehrzahl nach zu Tierstöcken vereinigte Wesen; nur einzelne Gruppen, wie die Aktinien, sind solitär.
Der Korallenstock, die dauernde Vereinigung einer großen Zahl von Individuen zu einem Gesamtorganismus,
entsteht durch die ungeschlechtliche Vermehrung auf dem Wege der Teilung und Knospenbildung, wobei sämtliche Einzelwesen durch
ein System von Ernährungskanälen miteinander in lebendiger Verbindung stehen.
Der Zusammenhang wird am häufigsten durch ein Stützskelett in Form einer hornigen Achse oder einer umfangreichen Verkalkung
der Leibeswand der Polypen selbst vermittelt. Die drei Ordnungen, in welche man die Anthozoen
einzuteilen
pflegt, werden durch die typische Zahl der Tentakel und Scheidewände charakterisiert. Die Ordnung der vierstrahligen Anthozoen
(Rugosa,
Tetracorallia) ist ausgestorben; sie gehörte dein paläozoischen Zeitalter an. Die beiden andern sind in einer reichen
Fülle von Arten in der lebenden Seetierwelt vertreten: die Oktaktinien (s. d.) mit einem einfachen Kranz
von acht Tentakeln um die Mundöffnung, zu denen die Korkpolypen, Seefedern, Rinden- und Orgelkorallen zählen;
und die Hexaktinien (s. d.) mit sechs oder einem Vielfachen von sechs Tentakeln, zu denen die schwarzen Rindenkorallen der Gattung Antipathes, die Steinkorallen oder Madreporen und die skelettlosen, meist solitären Aktinien gerechnet werden. -
Vgl. außer den Werken von Ehrenberg, Ch. Darwin und Dana besonders noch: Milne Edwards und J. Haime, Historie naturelle des Coralliaires (3 Bde., Par. 1857-60).
[* 3] ^[Abb: Schematischer Längs- (A) und Querschnitt (B) durch ein Anthozoon (Aktinie).]