Anomalie
[* 2] (grch.), die
Abweichung von der Regel, daher Anomalon, anomal, anomalisch oder auch abnorm, das von dem Regelmäßigen
Abweichende. In der
Astronomie
[* 3] unterscheidet man zwischen wahrer, mittlerer und excentrischer Anomalie;
alle
drei sind Winkel,
[* 4] die bei den Bahnberechnungen eine wichtige Rolle spielen. Unter der wahren Anomalie
eines
Planeten
[* 5] versteht man
den Winkel, den die Verbindungslinie zwischen
Planet und
Sonne
[* 6] mit der
Apsidenlinie (s.
Apsiden) bildet. Denkt man sich um den
Mittelpunkt der Bahnellipse des
Planeten mit der halben großen
Achse desselben einen
Kreis
[* 7] beschrieben
und einen fingierten
Planeten sich auf diesem gleichmäßig bewegend, mit gleicher Umlaufszeit und zu gleicher Zeit mit dem
wahren
Planeten durch das Perihel gehend, so wird in einem gegebenen Zeitpunkt, wenn der wirkliche
Planet eine bestimmte wahre
Anomalie
erlangt hat, der fingierte
Planet einen bestimmten Punkt in dieser Kreisbahn erreicht haben. Der Winkel,
den die Verbindungslinie zwischen diesem Punkte und dem Mittelpunkte der Bahnellipse mit der
Apsidenlinie bildet, heißt die
mittlere Anomalie.
Unter der excentrischen Anomalie
endlich versteht man einen Hilfswinkel, der dazu dient,
aus der mittlern Anomalie
die wahre zu berechnen. Da die mittlere der Zeit proportional ist, bieten
die
Beziehungen zwischen den drei Anomalie
das
Mittel dar, um aus der Zeit die
Stellung eines
Planeten in seiner
Bahn abzuleiten. -
In der
Grammatik nennt man Anomala die Wortformen, deren Abwandlung (s. Flexion) von dem als regelmäßig
angenommenen
Muster oder Schema abweicht. Die ältere
Grammatik
war in der
Annahme anomaler Formen sehr freigebig.
Seitdem man aber die
Sprachen genauer nach ihren lautlichen Gesetzen und ihrer Geschichte durchforscht, ist der
Begriff der
Unregelmäßigkeit sehr beschränkt. Vieles, was früher als anomal galt, ist nur Rest einer einst weiter verbreiteten regelmäßigen
Bildungsweise.