Annalen
(lat. annales), geschichtliche Jahrbücher, welche die Hauptbegebenheiten einer
Stadt, eines
Landes, eines
Reichs Jahr für Jahr in chronol. Folge enthalten. Solche Aufzeichnungen, geknüpft
an die
Namen der Herrscher, finden sich schon bei den alten Ägyptern, Assyrern,
Juden u.s.w. sowie auch bei den
Chinesen. Die
ältesten Jahrbücher der
Römer
[* 2] entwickelten sich aus den an die
Namen der regierenden
Beamten jährlich vom
Pontifex Maximus
(s.
Pontifex) angeknüpften Aufzeichnungen und wurden später, als es auch andere Annalen
gab,
zum Unterschiede von diesen annales pontificum oder annales maximi genannt.
Spottiswoode - Sprache

* 3
Sprache.
Sie bilden kein Werk der Litteratur, sondern gehören zu den
Akten der Regierung, sind aber doch als erste
Stufe der Geschichtschreibung
zu betrachten. Seit dem Ende des zweiten
Punischen
Krieges begann die Abfassung von Annalen
aus freier litterar.
Thätigkeit durch eine Reihenfolge gebildeter
Männer, wie Fabius Pictor,
Calpurnius
Piso,
Valerius Antias, Licinius Macer u. a.,
zunächst in griech., doch sehr früh auch in röm.
Sprache.
[* 3] Der
Name blieb dann auch denjenigen Geschichtswerken, welche die
Ereignisse vergangener
Zeiten Jahr für Jahr berichteten, aber schon an die
Stelle trockner Aufzeichnung
der
Thatsachen die pragmatische Erzählung treten ließen, während der
Name «Geschichtsbücher», historiae, für die pragmatische,
aber ebenfalls wesentlich chronol.
Darstellung selbsterlebter oder der nächst vorhergehenden
Zeiten gebraucht wurde, ein Unterschied, wie man ihn z. B. bei
Tacitus
findet. Im 4. und 5. Jahrh. n. Chr. traten an
Stelle der Annalen
die
Chroniken (s. d.). Dieser
Name wurde nun
gewöhnlich für die jetzt wieder aufkommenden trocknen chronol. Aufzeichnungen gebraucht, die in der Regel die ganze Weltgeschichte
seit der Schöpfung in einem kurzen Abriß behandelten und diesem erst die Aufzeichnung der selbsterlebten Ereignisse folgen
ließen, so daß meist nur der letzte
Teil histor. Wert hat. Dann entstand wieder im Mittelalter seit
der karolingischen Zeit eine große Anzahl von Annalen
im
Sinne gleichzeitiger Aufzeichnung von Ereignissen. Heutzutage gebraucht
man den
Ausdruck Annalen
für Geschichtswerke jeder Art, die ihren
Stoff nach Jahren ordnen. Außerdem wird der
Name Annalen
häufig für
Zeitschriften benutzt. -
Vgl. Nitzsch, Die röm. Annalistik von ihren ersten Anfängen bis auf Valerius Antias (Berl. 1873): Wattenbach, Deutschlands [* 4] Geschichtsquellen im Mittelalter (2 Bde., 5. Aufl., ebd. 1887).