Anna
Iwanowna
, Kaiserin von
Rußland (1730-40), geb. die zweite Tochter
Iwans III. (V.),
des ältern Halbbruders
Peters d. Gr., vermählte sich 1710 mit dem
Herzoge
Friedrich Wilhelm von
Kurland,
[* 2] ward aber schon 1711
Witwe
und lebte seitdem in Mitau,
[* 3] wo ihr Kammerherr
Biron (s. d.) sich ihre besondere Gunst erwarb. Als
Peter II. starb,
beschlossen die mächtigen Fürsten Dolgoruki im
Verein mit dem Senat und den
in
Moskau
[* 4] versammelten
Großen,
die Herzogin von
Kurland mit
Übergehung der
Töchter
Peters d. Gr. unter der
Bedingung zur Kaiserin zu erheben, daß
sie der absoluten
Gewalt der
Zaren entsage und nichts ohne Mitwirkung des aus den Mitgliedern der russ.
Aristokratie bestehenden Reichsrats unternehme.
erklärte sich dazu bereit, hatte aber kaum den
Thron
[* 5] bestiegen, als sie, von der Geistlichkeit, dem
kleinen
Adel und den Garden unterstützt, die von ihr unterzeichnete
Urkunde vernichtete und sich als Selbstherrscherin aller
Reußen ankündigte. In ihrem
Namen regierte jetzt
Biron mit furchtbarer Härte.
Die Dolgorukis und die andern Häupter der Bojarenpartei wurden hingerichtet und viele andere nach Sibirien verbannt. Die auswärtigen Angelegenheiten leitete Biron mit Kraft [* 6] und Umsicht, zwang 1733 die Polen, August III. an Stelle Stanislaus Leszczynskis zum König zu wählen, und führte 1736-39 durch Münnich einen siegreichen Krieg mit den Türken. Den Kurländern ward Biron von zum Herzog aufgedrängt; sterbend ernannte sie ihn zum Regenten für ihren minderjährigen Großneffen Iwan. Sie starb -
Vgl. Manstein, Histor. und polit.
Nachrichten von Rußland (Berl. 1771); Barthold in Raumers «Histor. Taschenbuch», Bd. 7 (Lpz. 1836); Schtschebalskij, Vstuplenie na prestol Imp. Anny (Mosk. 1859); Korssakow, (russ., Kasan [* 7] 1880).