von leidenschaftlicher Liebe zu der schönen und anmutigen Hofdame ergriffen und entschloß sich, da kein andres Mittel ihm
den ersehnten Besitz verschaffen konnte, ihr seine Hand
[* 7] anzubieten. Als Anna dieser Verlockung nachgegeben, ward ihre Verlobung
mit dem Sohn des Grafen von Northumberland aufgehoben, und Heinrich erklärte seine Ehe mit Katharina für
aufgelöst, worauf den Thron
[* 8] von England bestieg (1532). Sie benutzte ihre Stellung, um die Sache der kirchlichen Reformation
zu fördern.
Aber HeinrichsLiebe zu Anna wich bald einer neuen Leidenschaft, zumal da sie ihm statt des ersehnten Thronerben nur eine Tochter,
Elisabeth, geboren hatte (1533). Sie wurde beschuldigt, blutschänderischen Umgang mit ihrem Bruder gepflogen,
ja sogar Anschläge gegen das LebenHeinrichs gemacht zu haben, in den Tower geworfen und peinlich angeklagt. Obwohl sie selbst
bis zum letzten Augenblick ihre Unschuld beteuerte, wurde sie auf Grund sehr belastender Zeugenaussagen verurteilt und im
Tower enthauptet.
2) von Kleve, vierte Gemahlin Heinrichs VIII. von England, war die Tochter des HerzogsJohann III. von Kleve. Auf den RatThomasCromwells, der durch diese Verbindung die Sache des Protestantismus in England zu stärken suchte, warb Heinrich,
der sie nur durch ein von Holbein
[* 9] gemaltes anziehendes Porträt kannte, um ihre Hand. Der König reiste ihr, als sie nach England
kam, bis Rochester entgegen, war aber bald enttäuscht, da sie weder äußern Liebreiz noch jene feine
französische Bildung besaß, die Heinrich hochschätzte. Cromwell bewog ihn zwar die Ehe wirklich zu vollziehen;
aber bald darauf stürzte Heinrich ihn, ließ ihn enthaupten und sich von Anna scheiden, die im Ausland von einem ihr bewilligten
Jahrgehalt bis 1557 lebte.
Sie ward zu Longevais mit Karl vermählt, der seine am französischen Hof erzogene Braut, Maximilians
Tochter Margarete, heimsandte, ihre Mitgift, Artois, Charolais u. a., aber behielt. Ausgezeichnet durch Schönheit und Geist, regierte
Anna während des italienischen Feldzugs ihres Gemahls Frankreich und vermählte sich nach dessen frühem Tod (1498) mit
König Ludwig XII., der, um die Anwartschaft auf die Bretagne zu behaupten, sich von seiner ersten Gemahlin,
Johanna, scheiden ließ. Zum zweitenmal wurde Anna 1512 Witwe. Nach ihrem Tod wurde die Bretagne, deren Selbständigkeit
sie eifersüchtig gewahrt hatte, für immer mit Frankreich vereinigt.
5) Anna MariaMauritia, gewöhnlich von Österreich
[* 16] genannt, Königin von Frankreich, geb. älteste
Tochter Philipps III. von Spanien,
[* 17] wurde 1615 mit Ludwig XIII. vermählt und zeichnete sich durch Schönheit und Geist aus, ward
jedoch von Maria von Medici niedergehalten und durch Richelieu ihrem Gemahl entfremdet, der sie 1637 sogar beschuldigte, sie
habe ihn entthronen und den Herzog von Orléans
[* 18] heiraten wollen. Später gestaltete sich das Verhältnis
zwischen den Gatten freundlicher. Anna gebar erst einen Prinzen (Ludwig XIV.) und den HerzogPhilipp vonOrléans
und ward nach Ludwigs XIII. Tode, dem letzten Willen desselben zuwider, durch Parlamentsbeschluß vom zur unumschränkten
Regentin für den fünfjährigen Prinzen erklärt. Sie schenkte ihr ganzes Vertrauen Mazarin und überließ
ihm die eigentliche Regierung. Sie mußte es zwar geschehen lassen, daß derselbe auf Andringen der Großen, der Frondeurs
und des Parlaments aus Frankreich verbannt wurde; als aber
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Ludwig XIV., für mündig erklärt, ihr noch eine Zeitlang die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten überließ,
rief sie denMinister zurück, worüber es zum Volksaufstand und in der Pariser Vorstadt St.-Antoine zu einem blutigen
Kampf kam, der Mazarins abermalige Entlassung zur Folge hatte. Noch einmal kehrte der Unentbehrliche 1653 zurück
und blieb nun bis an seinen Tod (1661) an der Spitze derGeschäfte. Nach demselben legte Anna die Regentschaft nieder, um sich
in dem von ihr gestifteten KlosterVal de Grâce frommen Übungen zu widmen. Sie starb
Vgl. Freere, Regency of Anne
of Austria (Lond. 1866, 2 Bde.).
6) Anna Komnena, Tochter des oström. KaisersAlexios I., geb. erhielt eine gelehrte Bildung und spielte in den Hofintrigen
eine bedeutende Rolle. An NikephorosBryennios vermählt, suchte sie denselben vergeblich anzureizen, mit ihrem BruderJohannesKomnenos (1118-43) um den Thron zu ringen, und zettelte zu diesem Zweck selbst eine Verschwörung an, die
aber an der Indolenz ihres Gemahls scheiterte. Nach dessen Tod 1137 widmete sie sich in einem Kloster wissenschaftlicher Beschäftigung
und starb 1148. Die von ihr unter dem Titel: »Annae Comnenae Alexiadis libri XIX« (Bd.
1, hrsg. von Schopen, Bonn
[* 20] 1839; Bd. 2 von Reifferscheid, 1878) verfaßte Geschichte ihres Vaters gehört
zu den besten historischen Werken der Byzantiner, wenn sie auch von Lobrednerei nicht frei ist und die Selbstgefälligkeit
der Verfasserin allzusehr hervortreten läßt. Eine Übersetzung davon findet sich in den von Schiller herausgegebenen »HistorischenMemoiren«.
Sie mußte aber urkundlich versprechen, auf die absolute Zarengewalt verzichten und nichts ohne Mitwirken des aus den vornehmsten
Mitgliedern des russischen Adels bestehenden Reichsrats unternehmen zu wollen. Trotzdem kündigte sie sich nach ihrer Thronbesteigung
als Selbstherrscherin an; ein Staatsstreich machte dem Versuch der Oligarchen, Rußland in eine Adelsrepublik nach dem Muster
der polnischen oder schwedischen zu verwandeln, ein schnelles Ende; unter ihrem Namen herrschte Biron, mit welchem die
Kaiserin ein näheres Verhältnis unterhielt, mit blutiger Gewalt. Die Führer der widerspenstigen Aristokratie bestiegen das
Schafott, und Tausende wurden nach Sibirien verbannt. Anna starb nachdem sie den Enkel ihrer ältesten SchwesterKatharina,
Iwan, zu ihrem Nachfolger und Biron zum Regenten während dessen Minderjährigkeit ernannt hatte. Die Geschichte
ihrer Thronbesteigung beschrieb (russisch) in einer gründlichen MonographieKorssakow (Kasan
[* 25] 1880).
Biron wurde jedoch 19. Nov. durch den FeldmarschallMünnich im Einverständnis mit der Mutter des jungen Kaisers
gestürzt, und Anna erklärte sich nun zur Großfürstin und Regentin während ihres SohnsMinderjährigkeit. Sie ernannte den
FeldmarschallMünnich zum Premierminister, zerfiel aber bald mit ihm, infolgedessen er seine Stelle niederlegte,
Die Regentin zeigte sich ihrer Stellung nicht gewachsen, beschäftigte sich nur wenig mit den Staatsangelegenheiten
und unterhielt ein Liebesverhältnis mit dem sächsischen DiplomatenLynar, welcher die Freundin Annas, Julie v. Mengden, heiraten
sollte. Es bildete sich daher eine Verschwörung, welche der TochterPeters d. Gr., Elisabeth, den russischen Thron verschaffen
sollte.
10) Gemahlin des KurfürstenAugust I. von Sachsen, Tochter Christians III. von Dänemark, geb. 1531, ward mit August
vermählt, als eifrige Lutheranerin 1574 eine Haupturheberin des Sturzes der Calvinisten, schaltete im
Einverständnis mit dem Gatten als kluge und sparsame Wirtschafterin, so daß sie auf dem Ostravorwerk bei Dresden
[* 29] sogar eigenhändig
butterte, daher vom Volk »Mutter Anna« genannt. Sie schrieb ein »Erzneibüchlein«, erfand
mehrere ihrer Zeit vielgebrauchte Medikamente und stiftete die Hofapotheke in Dresden (1581). Wiewohl sie
äußerst sparsam lebte, so sorgte sie doch überaus eifrig für die Armen und Kranken. Sie gebar in 37jähriger Ehe 15 Kinder,
von denen aber nur ein Sohn und drei Töchter die Eltern überlebten. Anna starb an einer epidemischen Krankheit.
Vgl. v. Weber, Anna, Kurfürstin zu Sachsen
[* 30] (Leipz. 1865).