[* 2]
Hauptstück der Grundtakelage, welche dazu dient, das schwimmende
Schiff
[* 3] an einem bestimmten
Punkt zu fixieren.
In den ältesten
Zeiten bei den Phönikern und auch später noch in
Ostindien
[* 4] wurden hierfür Steinblöcke
oder Metallmassen verwendet, die, an
Tauen ausgeworfen, durch ihre
Reibung
[* 5] auf dem
Grunde das
Schiff am Wegtreiben verhinderten.
Später versah man diese
Massen mit einem
Haken zum Eingreifen in den
Grund (einarmige Anker bei den alten Griechen und für das
Festlegen der
Schiffe
[* 6] im
Hafen auch bei modernen Seevölkern angewendet), und schließlich fügte man einen
zweiten, in entgegengesetzter
Richtung abstehenden
Haken oder
Arm hinzu; doch ist bei den ältesten Ankern dieser Form, wie
sie auf altgriechischen
Münzen
[* 7] erscheinen, immer noch das Massige vorherrschend, die
Arme dagegen sind nur zur Aushilfe da.
Erst bei weiterer Vervollkommnung gelangte man dahin, nicht die
Masse des Metalls, sondern die
Haken als
die Hauptsache zu betrachten. In dieser Form, wie sie sich seit der Zeit
Alexanders d. Gr. bis auf die unsrige erhalten hat,
und zwar aus Schmiedeeisen hergestellt, besteht der Anker aus einem eisernen Stiel (Ankerschaft), an dessen oberm
Ende der Ankerring (Rohrring) angebracht ist, in welchem die Ankerkette befestigt wird, und von dessen
anderm Ende zwei etwas gekrümmte
Arme in entgegengesetzter
Richtung ausgehen.
Die
Enden der
Arme sind mit einer herzförmigen
Schaufel (Ankerflüe) versehen, mit welcher der eine
Arm des Ankers in den
Grund
greift. Damit der auf den
Grund hinuntergelasseneAnker nicht mit beiden
Armen platt auf dem
Grund liegen bleibe,
ist am Ankerring der Ankerstock angebracht, der stets rechtwinkelig zur
Achse der
Arme steht. Durch den Zug
der Ankerkette, welcher
von dem durch
Wind oder
Wellen
[* 8] rückwärts treibenden
Schiff hervorgebracht wird, muß der
Stock sich stets platt auf denGrund
legen und den einen
Arm zum Eingreifen in den
Grund bringen.
Bis zu Anfang dieses
Jahrhunderts hing der Anker an einem
Tau, während man gegenwärtig allgemein
Ketten
(Länge 220 m) anwendet,
die übrigens schon
Cäsar bei der
InvasionEnglands benutzt haben soll. Der beste Ankergrund ist thoniger
Boden; in steinigem
Grund faßt der Anker nicht genügend, und in Sandboden reißt der Anker leicht eine
Furche (wird triftig), und das
Schiff »treibt
vor Anker«. Die Tiefe eines guten Ankergrundes beträgt 13-20, höchstens 40 m, weil sonst die
Länge der Ankerkette nicht reicht.
Zum Ausbringen der Anker dienen die
Kranbalken, starke, schräg nach links und rechts aus dem
Bug herausstehende
Balken, unter welchen der Anker hängt, während die Ankerkette vom
Ring nach den
Klüsen und durch diese ins
Innere des
Schiffs
läuft. Das Ausbringen der Anker und das
Fixieren derselben im
Grund heißt Ankerwerfen (das
Schiff »geht zu Anker«); das
Ausheben des Ankers aus dem
Grund heißt Anker lichten. Für letztern
Zweck wird das
Schiff, welches stets in einiger
Entfernung vom Anker liegen muß, damit auf diesen das untere Ende der
Kette einen horizontalen Zug
ausübe, so nahe an den Anker herangeholt,
daß sein
Bug möglichst senkrecht über dem Anker steht und dieser leicht aus dem
Grund losbricht; das Heranholen
des
Schiffs geschieht durch Einwinden der Ankerkette.
Gestatten die Umstände nicht, den Anker zu lichten, so läßt man entweder die
Kette aus den
Klüsen schlüpfen, oder die
Kette
wird in einem solchen
Fall, hinter der
Beting, an der sie befestigt ist, auseinander genommen (ausgeschäckelt).
Wenn möglich, befestigt man an das Kettenende eines so verlornen Ankers eine
Ankerboje, eine
Tonne od. dgl., um die
Stelle
wieder auffinden zu können. Jedes einigermaßen große Fahrzeug führt mehrere Anker. Ein größeres
Kriegsschiff hat 4 schwere
und 5-6 leichtere Anker. Die
¶
mehr
schweren Anker, meistens von gleicher Form und gleichem Gewicht (2500-3000 kg für gedeckte Korvetten), sind die beiden Bug- und
die beiden Rüstanker, von denen erstere vorn am Bug unter den Kranbalken hängen, letztere aber in den Rüsten des Fockmastes,
d. h. unter den starken, außen an dem Schiff befestigten Horizontalbalken, an welchen die Halttaue des
Mastes (Wanten) befestigt werden, placiert sind. Zu den leichtern Ankern gehören der Strom-, der Wurfanker und die Draggen zum
Bedarf der Boote, deren einige vierarmig und ohne Stock sind.
Die Anker wie die Ankerketten haben natürlich eine desto größere Spannung abzuhalten, je größer die vordere Fläche
des Schiffs, also seine Breite
[* 10] und sein Tiefgang, ist, somit diejenige Fläche, auf welche die eindrängenden Wellen wirken;
doch werden Schiffe von scharfem Bau naturgemäß (etwa um ein Fünftel) schwächere brauchen als Schiffe von gleichem Querschnitt
mit völligem Bug. Die Haltbarkeit der von der oft die Rettung zahlreicher Menschenleben und sehr wertvoller
Güter abhängt, wird durch strenge Proben (Ankerproben) mittels einer hydraulischen Maschinerie festgestellt.
Neuerdings sind zwei verbesserte Ankerkonstruktionen vielfach in Gebrauch gekommen. Bei dem Porterschen Anker ist das Stück,
aus dem die beiden Arme bestehen, nicht unbeweglich am Schaft fest, sondern beweglich, um die Verknotung der Kette
und die Beschädigung des Schiffs zu verhindern. Bei dem Mattinschen Anker liegt der Stock parallel den Armen, und diese haben,
flach auf dem Boden liegend, die Möglichkeit, etwas nach unten abzuweichen, und greifen dann beide mit doppelter Haltekraft
in den Grund ein, sobald Zug
auf die Kette kommt. Andre Ankerkonstruktionen sind die von Brunton mit dem Stock
unten statt oben und von Rodger mit einem Schafte, den ein Bündel Eisenstäbe bildet. - Der Anker ist Sinnbild der Sündhaftigkeit
oder der Hoffnung, insofern diese das Gemüt aufrecht und standhaft erhält. Bei den alten Indern war er Friedens- und Heroldszeichen.
Auch ist der Anker das Sinnbild der Marine.
Im Bauwesen sind Anker schiffsankerartig gestaltete, meist aus Eisen
[* 11] bestehende Verbindungsmittel, welche zum Zusammenhalten
von Gebäudeteilen in wagerechtem oder lotrechtem Sinn wirken. Dieselben bestehen daher meist aus einer längern oder kürzern,
an den Enden mit Ösen versehenen Stange oder Schiene, durch welche ein Querstück, die sogen. Schließe,
hindurchgesteckt wird. In wagerechtem Sinn werden dieselben im Hochbau meist zum Zusammenhalten hoher oder seitlich gedrückter
Umfangsmauern, im Brückenbau zur Verbindung von schwachen Gewölben, Widerlagern oder hohen Parallelflügeln, im Wasserbau zur
Verbindung von Schleusenmauern verwendet.
[* 2]
Fig. 1 zeigt einen Balkenanker, dessen wagerechter Arm an einem Balken befestigt ist, während sein lotrechter
Arm in dem Mauerwerk steckt. Wird eine genügende Zahl von Balken an jedem Ende mittels solcher Anker mit dem Mauerwerk verbunden,
so dienen die Balken zum Zusammenhalten der Umfangsmauern,
indem sie einen Teil der wagerechten Arme des Ankers bilden.
[* 2]
Fig. 2 und 3 zeigen
einen Gewölbeanker, mittels dessen der Seitendruck eines Gewölbes aufgehoben wird. Um den Gegendruck
der Ankerschließe auf eine möglichst große Fläche des Mauerwerks zu verteilen, ist ein durchgehendes Winkeleisen a angelegt.
Wie
[* 2]
Fig. 1 und 2 zeigen, werden die Schließen entweder eingemauert, oder außerhalb der Mauer angebracht, oft auch nur außen
so weit eingelassen, als es die Dicke der Schließe erfordert. In uneigentlichem Sinn werden auch diejenigen
wagerechten Zugstangen als Anker und zwar als Zuganker bezeichnet, welche den Seitendruck eiserner Dachstühle aufzuheben haben,
während man auch lotrechte Hängstangen uneigentlich Vertikalanker nennt. In lotrechtem Sinn werden die Anker meist zur Verbindung
des Unterbaus mit dem Aufbau verwendet, in welchem Fall sie als Fundamentanker wirken. So werden z. B.
die Eckpfosten hölzerner oder eiserner Fachwerkpfeiler hoher Eisenbahnviadukte mittels lotrechter Ankerstangen und wagerechter
Schließen, welche eingemauert oder in wagerechten, seitlich offenen Kanälen angebracht werden, mit den gemauerten Pfeilerfundamenten
verbunden, damit sie bei starkem Windstoß nicht umgestürzt werden können. - In der Physik nennt man
Anker das Stück weichen Eisens, welches an die Pole eines Hufeisenmagnets angelegt wird (s. Magnetismus).
[* 12]
[* 2] MatthiasJoseph, Geolog, geb. 1772 zu Graz,
[* 13] war zuerst Kreischirurg daselbst, später Professor der Mineralogie
am dortigen Johanneum und starb in Graz. Er schrieb: »Art und Weise, wie man beiläufig zu Werke
gehen kann, um ein gefundenes unbekanntes Fossil zu bestimmen« (Graz 1808);