Der von
Malta und aus Süditalien
[* 8] (beide unter dem
Namen Puglieser) wird wegen seiner
Größe besonders zum Verzuckern benutzt;
der spanische ist sehr kräftig, der italienische sehr süß und dient daher, wie der französische, zur Likörfabrikation.
Der russische ist sehr aromatisch und wird besonders auf
Anisöl verarbeitet. Außerdem benutzt man Anis als
Küchengewürz, zu Backwerk, selten in der
Medizin. Er verlangt einen lockern, mäßig trocknen
Boden, eine sonnenreiche, geschützte
Lage und wird in Kleestoppeln oder nach
Hackfrüchten gebaut.
Man säet vorteilhaft dreijährigen
Samen,
[* 9] weil frische
Körner den Verheerungen derAnismotte ausgesetzt
sind, deren
Eier
[* 10] erst im dritten Jahr absterben. Man säet ihn entweder breitwürfig (12-16 kg auf 1
Hektar) oder in
Reihen,
entweder für sich allein oder, da Anis oft mißrät, mit
Möhren vermischt. Den in 3-6
Wochen aufkeimenden Pflänzchen ist
Kälte
schädlich; später, wenn sich die
Blätter ausgebildet haben, schaden ihnen
Nachtfröste nicht mehr.
Alles
Unkraut ist sorgfältig auszujäten, auch muß der
Boden sofort nach dem Aufgehen des
Samens sowie später gelockert werden.
Man erntet, wenn die
Stengel anfangen, gelb zu werden, und der
Same an den mittlern
Strahlen sich bräunt. Man rauft die
Stengel
gewöhnlich mit derHand,
[* 11] doch kann man sie auch schneiden. Feinde des Anis sind die
Maden der Anismotte
(Tineaanisella Clebaueri) und die sogen. rote
Lohe oder das Rotwerden und
Faulen der
Körner bei anfangender
Reife. Erscheint
diese
Krankheit, so eile man mit dem Ausraufen, um doch noch etwas zu retten. Der
Ertrag pro
Hektar ist
unter günstigen Umständen 20-28 Ztr. (gewöhnlich aber nur 12-16 Ztr.)
Körner und 20-30 Ztr.
Stroh. Die Spreu, welche immer noch viele unvollkommene
Körner enthält, dient zur Gewinnung des
Anisöls
(s. d.), das
Stroh als Viehfutter, besonders als
Häcksel für
Pferde,
[* 12] oder zur
Feuerung, da es eine starke
Flamme
[* 13] gibt.
Verfälschungen des Anis mit Sand, Erde oder kleinen Steinen, die schon bis zu 20 Proz. des Gewichts betrugen, erkennt
man am sichersten durch Auslesen einer Mittelprobe mittels Pinzette auf Glanzpapier. Die Handelsware ist
bisweilen mit Körnern gemischt, deren flüchtiges Öl bereits herausgezogen ist; man erkennt solche Körner schon an ihrer
schwärzlichen Farbe; zerquetscht man sie zwischen den Fingern, so ergibt sich leicht der Mangel an
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ätherischemÖl. Es kommt auch Anis vor, welcher durch Verunreinigung mit Früchten vom gefleckten Schierling (Conium maculatum)
Vergiftungszufälle verursacht. Man erkennt den Schierlingssamen an seinen fünf schmal geflügelten Hauptrippen sowie an
dem eigentümlichen Geruch beim Zerreiben. Auch unreife Früchte von Fenchel und die gelblichen Samen einer Varietät von Schwarzkümmel
sind als Verfälschungen beobachtet worden.
(Anissamen, Anisfrüchte, lat. fructus s. semen Anisi;
franz. anisette; engl. anise; ital.
anace, anici); die Früchte der Anispflanze, Pimpinella Anisum, ein Artikel des Droguenhandels. Die Pflanze wird in ganz
Süd- und Mitteleuropa angebaut, so daß nur noch kultivierte Ware in den Handel kommt. Die Körnchen
haben eine eiförmige Gestalt und bestehen aus den noch nicht getrennten Teilfrüchtchen der Pflanze, sie sind grünlichgelb
bis graugrün und sind mit äußerst zarten, kurzen, angedrückten Haaren bedeckt. An der Berührungsstelle sind die beiden
Teilfrüchte flach, am Rücken gewölbt; sie besitzen einen starken aromatisch süßlichen Geruch und
Geschmack.
Die Größe der Körnchen ist verschieden, am größten ist der von Malta und der spanische, am kleinsten der russische;
letzterer spielt jetzt die Hauptrolle im Handel;
er kommt hauptsächlich aus der Umgegend von Charkow;
Hauptmärkte sind
Nishnij Nowgorod und Petersburg. In Deutschland wird A. hauptsächlich in der Gegend von Bamberg, Erfurt,
Gotha, Magdeburg u. s. w. gebaut;
der Anbau hat jedoch in der letzten Zeit sehr nachgelassen, weil die Produzenten nicht
mit der billigen russischen Ware konkurrieren können.
Ferner sind noch zu erwähnen: mährischer, böhmischer, italienischer,
französischer und spanischer Anis. Auch chilenischer A. kommt seit einiger Zeit in den Handel; er ist
jedoch von sehr geringer Qualität. - Zoll: S. Tarif im Anh. Nr. 9 d.
PimpinellaanisumL., eine einjährige Pflanze aus der Familie der Umbelliferen (s. d.), in Griechenland,
[* 15] Ägypten
und dem Orient, blüht im Juli, reift Früchte gegen Ende August, hat herzförmig-rundliche Grundblätter, doppelt-dreizählige
Stengelblätter, hüllenlose Dolden, kleine, weiße Blüten und breit-eiförmige, von der Seite ein wenig zusammengedrückte,
etwa 2 mm lange, graugrüne, kurz grauhaarige, feingerippte Früchtchen von eigentümlich aromatisch-süßem
Geschmacke und starkem gewürzhaftem Geruch. Sie sind als Fructus Anisi oder Aniskörner offizinell. Aus ihnen bereitet man durch
Destillation
[* 16] das Anisöl (s. d.),
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desgleichen die Anisessenz, ein wohlriechendes Wasser. Auch werden die Anissamen als Küchengewürz, zu Backwerk und zur
Liqueurfabrikation gebraucht. Die Anispflanze wird in Spanien, Italien,
[* 18] der Levante, südl. Frankreich sowie in Thüringen, besonders
in der Umgegend von Erfurt,
[* 19] und in Rußland als Feldfrucht angebaut. Sie verlangt zum Gedeihen ein warmes, trocknes
Klima
[* 20] sowie lockern, kraftreichen Boden. Von ähnlichem Geschmacke wie der gemeine Anis ist der Sternanis (s. d.). Feinde des Anis sind
die Maden der Anismotte(Depressaria nervosaHaw.), ferner die rote Lohe oder das Rotwerden und Faulen der Samenkörner bei
beginnender Reife. Die von der Krankheit befallenen Pflanzen müssen sofort herausgezogen und verbrannt
werden. Die Anismotte legt ihre Eier an die Samen, wo sie bei trockner Aufbewahrung zwei Jahre lebensfähig bleiben. Die Maden
entwickeln sich erst, nachdem die Samen in die Erde gebracht sind und zu keimen beginnen und gehen, wenn dies nicht erfolgt,
im dritten Jahre zu Grunde. Man verwendet deshalb an Orten, wo die Anismotte aufgetreten ist, dreijährigen
Samen zur Aussaat.