Anio
oder
Aniene oder
Teverone (im
Altertum Anio
,
Anien), ein 110 km langer linker Nebenfluß des
Tiber in der ital.
Provinz
Rom,
[* 2] entspringt 70 km östlich von
Rom in den Monti Sabini am Monte-Ceraso, fließt, nach kurzem südl.
Laufe, durch ein Querthal, von
Trevi (Treba) bis Anticoli gegen NW. durch das Längenthal von
Subiaco und drängt sich darauf
bei Vicovaro
(Varia) durch ein anderes Querthal nach
SW. Nachdem er rechts die Licenza (Digentia) aufgenommen, tritt er bei
Tivoli
(Tibur) in die
Campagna di
Roma,
[* 3] die er gegen W. 30 km weit durchschneidet bis zur Mündung, 4 km
nördlich von
Rom, da wo einst Antemnä stand. Im obern Längenthale liegt unweit
Subiaco in schauerlicher Felskluft die
«Heilige
Höhle», wo der heil.
Benedikt drei Jahre zubrachte; jetzt steht unter dem überhängenden Felsen ein Benediktinerkloster.
In dem Seitenthale der Licenza sprudelt unter dem Monte-Gennaro (Mons [* 4] Lucretilis) die klare Quelle [* 5] dieses Flüßchens, die von Horaz gefeierte Fons Bandusiae, hervor, in deren Nähe man die Überreste der Villa des Dichters, des Sabinum, zeigt. Am Südende der Stadt Tivoli (s. Tibur), da wo auf einem Felsvorsprung die Ruine eines runden Tempels der Vesta oder der Tiburtinischen Sibylle sich befindet, stürzte früher der in eine Felsschlucht, dann noch tiefer in die Grotte des Neptun. Da aber der Fluß bei Hochwasser Teile seines Ufers fortriß und den Fels, auf dem der Tempel [* 6] steht, zu unterwühlen drohte, so ließ Leo XII. den Fluß durch einen Kanal [* 7] (271 m) unter dem Monte-Catillo ableiten, der 1835 vollendet wurde; deshalb liegt der 96 m hohe Fall jetzt etwas weiter von der Stadt. Die Neptunsgrotte ist seit 1835 fast ganz eingestürzt.