Anhydrit
oder
Karstenit, ein Mineral, das aus wasserfreiem schwefelsaurem Kalk, CaSO4 (41 Proz. Kalk, 59 Proz.
Schwefelsäure),
[* 2] besteht und sowohl in ausgezeichneten
Krystallen als strahlig, faserig, schuppig-körnig und dicht vorkommt.
Die
Krystalle desselben gehören zum rhombischen
System und besitzen drei verschieden vollkommene Spaltbarkeitsrichtungen,
die sich rechtwinklig schneiden. Der Anhydrit
ist gewöhnlich von weißer
Farbe, auch wohl durch bituminöse
Substanzen blau, grau oder rötlich gefärbt. Er steht in einer eigentümlichen
Beziehung zum
Gips,
[* 3] von dem er sich durch größere
Härte (3–3,5) und
Schwere (2,3–3) unterscheidet, insofern er nur eine gewisse Menge Wasser aufzunehmen braucht, um in
dieses letztere Mineral umgewandelt zu werden.
Deshalb findet man auch gewöhnlich da, wo in größern
Massen auftritt, wie am südl. Harzrande bei Osterode,
[* 4] zu
Bex in der
Schweiz,
[* 5] die Oberfläche bis zu einer gewissen
Tiefe in
Gips übergegangen. Vorzüglich tritt der Anhydrit
als
Glied
[* 6] einiger Sedimentformationen
auf, so namentlich in der Dyas- und
Triasformation,
[* 7] hier oft mit
Steinsalz vergesellschaftet und von
Adern
steinsalzhaltigen
Thons durchzogen. Er wird zu verschiedenen Zwecken verwandt. Als Baumaterial ist er nicht besonders zu empfehlen,
weil
seine Neigung, sich in
Gips umzuwandeln, wobei er leicht birst, sich biegt u. s. w., von nachteiligen Folgen
ist. Wo er von schönen
Farben oder, wie zu Vulpino
(Vulpinit) in Oberitalien,
[* 8] in fester, schuppig-körniger
Form auftritt, benutzt man ihn zu Bildhauerarbeiten. Gebrannt, pulverisiert und mit Wasser angerührt, erhärtet er nicht
wie
Gips. In der
Landwirtschaft dient er wie der
Gips zur Düngung von Wiesen, Kleefeldern u. s. w.