Anhydrit
(v. griech. anydria, »Wasserlosigkeit«;
Karstenit,
Muriacit),
Mineral aus der
Ordnung der
Sulfate, kristallisiert rhombisch, doch sind gute
Kristalle
[* 2] selten. Meist tritt er derb in körnigen oder fast dichten
Aggregaten auf und durchzieht z. B. als solcher in
Wieliczka und
Bochnia das
Steinsalz und den
Salzthon in eigentümlichen Windungen
(Gekrösestein). Er ist gewöhnlich weiß, selten bläulich
oder rötlich gefärbt, glasglänzend, durchsichtig und durchscheinend,
Härte 3-3,5, spez. Gew. 2,8-3.
Er besteht aus wasserfreiem schwefelsauren
Kalk CaSO4 ^[CaSO4] und findet sich in großen, meist unregelmäßig ausgedehnten
Massen mit
Gips
[* 3] und
Steinsalz in den
Salzgebirgen verschiedener
Formationen, namentlich der
Dyas,
Trias und des
Tertiär, eingelagert.
Im
Verhältnis zum
Gips (wasserhaltiger schwefelsaurer
Kalk) bildet er gewöhnlich die untern oder innern
Kernmassen, und es ist sehr wahrscheinlich, daß der meiste
Gips in der
Natur aus Anhydrit
durch
Aufnahme von
Wasser hervorgegangen
ist.
Hierbei wurde das
Volumen bedeutend vergrößert, und das
Gestein übte daher einen sehr heftigen Kristallisationsdruck auf
die Umgebung aus, woraus sich die
Störungen im Schichtenbau erklären, welche man meistens in der
Nähe
von Gipslagern beobachtet. Über die Bildungsweise des natürlichen Anhydrits
war man lange Zeit im unklaren. Unter Anwendung
von Schmelzfluß läßt sich auf mannigfache
Weise kristallisierter Anhydrit
erhalten, doch widerspricht das geognostische Vorkommen
einer plutonischen Bildungsweise.
Aus einer
Lösung von schwefelsaurem
Kalk in
Wasser wird unter gewöhnlichen Verhältnissen
Gips und kein
Anhydrit
abgeschieden. Bei stärkerm
Druck bildet sich aber wasserärmerer schwefelsaurer
Kalk, wie manche
Kesselsteine darthun. Erhitzt
man
Gips mit gesättigter Kochsalzlösung und überschüssigem
Kochsalz in zugeschmolzenen Glasröhren, so bilden sich schon
bei 120-130° C. Anhydrit
kristalle; bei gewöhnlicher
Temperatur wird aus derselben
Lösung
Gips abgeschieden. Es
scheint also bei niederer
Temperatur der schwefelsaure
Kalk der Kochsalzlösung, bei höherer
Temperatur die Kochsalzlösung
dem
Gips das
Wasser zu entziehen. Übrigens ist auch mancher
Gips in der
Natur durch Umwandlung aus kohlensaurem
Kalk entstanden
(s.
Gips). Der körnige Anhydrit
wird vielfach zu Statuetten und
Ornamenten verarbeitet; pulverisiert und gebrannt,
nimmt er zwar
Wasser auf, erhärtet aber nicht zur einheitlichen
Masse wie gebrannter
Gips, kann also diesen nicht ersetzen.