Anhydride
oder anhydrische Oxyde nennt man in der Chemie im Gegensatz zu den Wasserstoff enthaltenden Hydraten (s. d.) die wasserstofffreien Oxyde der Elementarstoffe. Sie entstehen teilweise aus den Elementen durch direkte Oxydation, aus den Hydraten oft durch Abspaltung von Wasser in der Wärme. Viele Anhydride verbinden sich beim Zusammentreffen mit Wasser wieder mit letzterm und liefern wieder Hydrate. So ist z. B. der beim Glühen von Kalkstein zurückbleibende gebrannte Kalk das anhydrische Oxyd des Metalls Calcium.
Durch das Löschen mit Wasser (s. Kalk) wird es in das Calciumhydrat verwandelt: CaO + H2O = Ca(OH)2, das beim Glühen das Wasser wieder abgiebt und abermals zu Anhydrid wird. Bei mehrwertigen Elementen bildet oft das Anhydrid mit Wasser mehrere Hydrate, von denen diejenigen, die nicht das Maximum von Wasser gebunden enthalten, Anhydrohydrate heißen. Zwischen dem vollkommenen Hydrat des Eisens, Fe2(OH)6, und seinem Anhydrid, Fe2O3, liegen Anhydrohydrate, von denen die einfachst zusammengesetzten Fe2O(OH)4 und Fe2O2(OH)4 sind. Schwefelsäureanhydrid, SO3, ferner verbindet sich mit 1 Molekül Wasser zu H2SO4 oder SO(OH)2, mit 2 Molekülen zu H4SO5 oder SO(OH)4. Beide sind Anhydrohydrate; zur Bildung des vollkommenen Hydrats muß das Anhydrid 3 Moleküle Wasser aufnehmen: SO3 + 3 H2O = S(OH)6.