im allgemeinen diejenige Furcht, die mit dem Gefühl des Unvermögens, sich zu helfen, verbunden ist. Ihrem Ursprung
nach ist sie teils psychisch (moralisch), als Folge heftiger, furchterfüllter Gemütsbewegungen, teils physisch. Die von physischen
Zuständen abzuleitende Angst ist von verschiedener Art: Brustangst, Brustbeklemmung (anxietas
pulmonalis), welche von Hindernissen des Atmens herrührt und durch Luftmangel bedingt wird, also Erstickungsnot.
Auf nervöser Grundlage beruht die als Präkordialangst (Herzklemme, Brustbeklemmung, angina pectoris) bekannte angstvolle
Empfindung, welche sowohl bei mannigfachen anatomisch nachweisbaren Herzleiden als auch ohne solche vorkommt. Man
faßt diese in jedem Fall auf als einen Gefäßkrampf der Herzarterien, als eine krankhafte Erregung (Neurose) der vasomotorischen
Nerven des Herzgeflechts, da sie ganz wie bei nachweisbar zu Grunde liegenden
Herzfehlern stets in Anfällen auftritt, welche
mit Gefäßkrampf der Haut, kalten Extremitäten, kleinem, unregelmäßigem Puls einhergeht. Die Präkordialangst kann
sowohl durch psychische Reize, schreckhafte Vorstellungen, Trauer, Schmerz als auch durch peripherische Erregungen, Neuralgien
od. dgl. ausgelöst werden. Daß das Herznervensystem
in bedeutender Abhängigkeit von gewissen psychischen Vorgängen ist, geht daraus hervor, daß schon normal viele Affekte
mit präkordialer Beklommenheit oder Leichtigkeit einhergehen. - Bei krankhaft gesteigerter psychischer Erregbarkeit, bei
Hysterie, Epilepsie, Melancholie, Hypochondrie, Alkoholismus, Hundswut erreicht die Angst die höchsten Grade, bringt schreckliche
Delirien, Halluzinationen mit sich und kann zu Selbstmord und wutartiger Zerstörung alles dessen führen, was dem Kranken
in die Hände fällt. Eine eigentümliche, erst kürzlich bekannt gewordene Krankheit ist die Agoraphobie oder Platzfurcht (s. d.).
- Gegen die Angina pectoris sind mit wechselndem Erfolg Amylnitrit, Bromkalium, Morphium und Äther angewandt
worden. Die höchsten Grade nervöser Angst erfordern unbedingt Beobachtung in einer Irrenanstalt.
§. 1. Ist ein solcher Zustand des Menschen, da das Herz dergestalt eingeklemmt, eingezwängt und gleichsam
zusammengedrückt wird, daß er sich nicht entschließen kann, was er thun und wo er sich lassen oder hinwenden soll. Der
Leib wird dem Herzen hierbei zu einem Gefängniß, worin es so enge verschlossen ist, daß es sich nicht
zn regen weiß. S.Aengstigen.
§. 2. Sie ist I) leiblich, wenn einem im Leiblichen etwas zustößt, worüber man in eine Bangigkeit geräth.
II) geistlich, wenn einen die geistliche Noth drückt, die Sünden aufwachen, der Teufel zusetzt etc. S. Anfechtung
§. 2. Diese begegnete David. Ps. 25, 17. etc. etc. Jene finden wir von:
Babylon, Esa. 13, 6.
Damascus, Jer. 49, 24.
David, da er das Volk gezählt, 2 Sam. 24, 14. 1 Chr. 22, 13.
In der Angst rief ich den HErrn an, und der HGrr erhörete mich, Ps. 118, 5.
Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickst du mich, Ps. 138, 7.
Wenn mein Geist in Aengsten ist, so nimmst du dich meiner an, Ps. 142, 4.
Der Böse wird gefangen in seinen eigenen falschen Worten; aber der Gerechte entgeht der Angst, Sprw. 12, 13.
Der HErr wird euch in Trübsal Brot, und in Aengsten Wasser geben, Esa. 30, 20.
Er ist aber (Christus) aus der Angst und Gericht genommen; wer will seines Lebens Länge ausreden? Esa,
53, 6.
Was gilts, es wird dich Angst ankommen, wie ein Weib in Kindesnöthen, Jer. 13, 24. c. 22, 23.
Dieser Tag ist ein Tag des Grimmes, ein Tag der Trübsal und Angst, Zeph. 1, 15.
In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden, Joh. 16, 33.
Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses thun,Röm. 2, 9.
Wer will uns scheiden von der Liebe GOttes? Trübsal? oder Angst? oder Verfolgung? etc.Röm. 8, 35.
Ich (Paulus) schrieb euch (den Korinthern) in großer Trübsal und Angst des Herzens, 2 Cor. 2, 4.
Sondern in allen Dingen laßt uns beweisen, als die Diener GOttes in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöthen, in Aengsten, 2 Cor.
6, 4.
Ich (Paulus) bin gutes Muths in Schwachheiten, in Schmähen, in Nöthen, in Verfolgungen, in Aengsten, um Christus willen,
2
Cor. 12, 10.
Paulus sagt: er gebäre die Galater mit Aengsten, Gal. 4, 13.
§. 3. Angst führt uns zu GOtt, und lehrt beten, Ps. 18, 7. Ps. 50,15. Ps. 61,3. Ps. 77, 4. Esa. 26, 16. Jon. 2, 3. wird
auch durch ein aufrichtiges Gebet gelindert, 2 Sam. 22, 7. Ps. 18, 7. Denn GOtt erhört das Schreien
der Betenden, 2 Mos. 22, 27. Ps. 31, 23. Ps. 34, 18. Jer. 15, 11. und verläßt die Seinen nicht; Ps. 142, 4. Ps. 107, 13. Jon.
2, 3. sondern tröstet die Frommen, wenn er sie aus dem Rachen der Angst reißt. Hiob 36,16. Ps. 4, 2. Ps.
138, 7. Ps. 118,5. Esa. 65, 16. Jer. 15,11. Darum können diejenigen, welche im Meer der Angst, Zach. 10, 11. schwimmen,
gutes Muths sein, 2 Cor. 4, 8. 12, 10. (S. Kreuz.)
eine Form von Gemütsbewegung, die mit der Furcht (s. d.) die Gruppe der «depressiven»
(mit Unlustgefühlen einhergebenden) Erwartungsaffekte bildet, tritt bei Gesunden nur ein im Anschluß an die mehr oder weniger
klare Vorstellung einer unmittelbaren Gefährdung von Leib oder Seele oder ans Herz gewachsener (wenn auch
nur erhoffter) Besitztümer; während bei der Furcht die Vorstellung herrscht, daß eine solche Gefährdung eintreten könne.
Furcht und Angst geben ohne scharfe Grenze ineinander über (mit dem Herannahen der Gefahr steigert sich die Furcht zur und werden
deshalb im gewöhnlichen Sprachgebrauch oft nicht unterschieden; doch sind sie in ihren reinen Formen
leicht auseinanderzuhalten, sowohl mit Rücksicht auf Inhalt und Zustand des Bewußtseins als auf Grund der begleitenden körperlichen
Erscheinungen.
Das Angstgefühl charakterisiert sich besonders durch beigemischte körperliche Empfindungen: Druck in der Herzgegend (Präkordialangst),
Zusammenschnüren der Brust (Brustangst) oder auch der Kehle, eigenartige Empfindungen im Unterleib, Gefühl
allgemeiner Kraftlosigkeit u. s. w. Für die Furcht dagegen ist das Gefühl des Schauderns, kalter Überrieselung u. s. w.
charakteristisch. Die Denkthätigkeit kann bei Angst völlig aufgehoben sein, indem nur die angsterregende Wahrnehmung
das Bewußtsein erfüllt, oder es findet sich hochgradige Verwirrung bis zum Schwinden des Bewußtseins. Die Rückwirkungen
auf körperliche Funktionen bestehen bei der in erschwertem Einatmen und demgemäß beschleunigter oberflächlicher
Atmung, Beschleunigung oder unregelmäßiger stürmischer Beschaffenheit der Herzbewegungen, Verengung zahlreicher Pulsadern
(Blässe der Haut). In höhern Graden tritt Lähmung der willkürlichen
mehr
Muskeln ein, infolgedessen (teils auch infolge vermehrter Absonderung) Abgang von Urin und Stuhl; oder es werden heftige stoßweise
Bewegungen ausgeführt; mitunter findet sich auch statuenartiges Verharren des ganzen Körpers in ein und derselben Stellung.
Nach längerm Bestehen der Angst werden Schweiß und Harn reichlich abgesondert, auch soll Ergrauen der Haare
und Tod vorkommen. Für die Furcht sind Gänsehaut, leichteres Muskelzittern, Zähneklappern, vermehrte Flüssigkeitsabsonderung
in den Darmkanal charakteristisch.
Die höhern Grade der Angst sind nur dann als innerhalb der Norm liegend anzusehen, wenn sie durch äußere richtig gedeutete
Eindrücke hervorgerufen werden. Häufig ist die Angst Kennzeichen krankhafter Zustände des Gehirns, des
Herzens, des Unterleibs, des Blutes (z. B. Verblutung, Vergiftung). Bei manchen Geisteskrankheiten, vor allem bei Melancholie, bei
manchen epileptischen Zuständen u.s. w., bildet die Angst die lästigste und bedrohlichste Erscheinung und wird häufig
Ursache von Gewalthandlungen (Verletzung anderer, Selbstmord).
Die Angst entsteht hier entweder im Anschluß an andere krankhafte geistige Vorgänge, wie Sinnestäuschungen
(Erblicken drohender Gestalten u. dgl.), Wahnvorstellungen von Versündigung, drohender Strafe u. s. w. (sekundäre Angst) oder
unmittelbar ohne psychische Veranlassung (objektive, primäre Angst). In letzterm Falle kann der Ausgangspunkt in
den verschiedensten Organen (auch in krankhaft gereizten Nerven des Unterleibs, der Haut, in Neuralgien u. s. w.) gegeben sein,
denen nur gemeinsam ist, daß sie zu einer Reizung oder mangelhaften Ernährung (Blutarmut) des Gehirns
führen.
Die Präkordialangst Geisteskranker geht selten in erster Linie vom Herzen aus, dieses leidet vielmehr meist sekundär, indem
durch Vermittelung der Gefäßnerven die den Herzmuskel ernährenden Blutgefäße sich im Angstaffekt krampfhaft verengern.
Die Behandlung der Präkordialangst besteht insbesondere in der Anwendung von Opium, Morphium und andern
Betäubungsmitteln, bis stundenlang fortgesetzten Bädern von 27° R. u. dgl. m. Geisteskranke mit stark hervortretender
Präkordialangst gehören unbedingt in eine Irrenanstalt oder müssen unausgesetzt überwacht werden. Unabhängig von dem
Gehirn sind die Angstanfälle bei Angina pectoris, die auf Krankheiten des Herzens oder seiner Nerven beruht
und in Anfällen von Beklemmung mit Schmerzempfindung in der Herzgegend besteht. (S. Brustbräune.)