Angra
[* 1] Pequena
(spr. pekēna),
Bai an der Südwestküste
Afrikas, unter 26° 27' südl.
Br. und 15° östl. L. v. Gr.,
nach welcher das 1883 an den
Bremer
Kaufmann
Lüderitz von dem Namaquahäuptling
Joseph
Fredericks abgetretene
Gebiet benannt wird. Dasselbe erstreckt sich von 26° südl.
Br. in einer
Länge von 330 km südwärts bis zum
Oranjefluß und
landeinwärts von der
Küste gleichmäßig 150 km und umfaßt so ein
Areal von 50,000 qkm (900 QM.). Die
Bai ist durch die vorliegenden
Inseln gegen die
Dünung sehr wirksam geschützt, bietet guten Ankergrund und ist mit Ausnahme der Saldanhabucht
der beste
Hafen an der Südwestküste
Afrikas; doch hat sie kein Trinkwasser, das für die wenigen Bewohner der Lüderitzschen
Niederlassung von der
Kapstadt
[* 3] zur
See herbeigeholt wird.
Auch der übrige von Lüderitz erworbene Küstenstrich ist mit Ausnahme weniger, zum Teil ungenießbarer Quellen völlig wasserlos, sandig oder steinig und hat außer nach Regengüssen eine äußerst dürftige Vegetation, ist daher auch ohne größere Tiere. Doch ist das Klima [* 4] gesund, und der Boden scheint reich an Kupfer [* 5] und Eisen, [* 6] auch Spuren von Gold, [* 7] Silber und Blei [* 8] wurden gefunden. Ende 1884 entsandte Lüderitz eine Expedition, um sein Gebiet systematisch untersuchen und Bohrungen nach Wasser machen zu lassen.
Das
Hinterland, das im
Besitz der
Namaqua geblieben ist, hat eine bessere
Bewässerung und eignet sich vortrefflich zur
Viehzucht;
[* 9] hier besitzt in
Bethanien u. a. O. die
Rheinische
Mission seit
Jahren
Stationen. Angra Pequena
wurde 24. April unter deutschen
Schutz gestellt und durch dorthin entsendete deutsche
Kriegsschiffe dieser
Schutz für das Gebiet mit seiner vollen
Ausdehnung
[* 10] nebst allen
Inseln in Kanonenschußweite von der
Küste proklamiert, ebenso gleich darauf auch für das afrikanische
Küstengebiet zwischen 26° südl.
Br. und der
Walfischbai und nördlich von dieser bis zum
Kap
Frio. Zu
diesem
Zweck wurden, wie in Angra Pequena
, im Sandwichhafen u. a. O. die deutsche
Kriegsflagge aufgeheißt und Grenzpfähle mit den deutschen
Nationalfarben aufgestellt. Die von den Engländern in der
Kapkolonie
erhobenen Ansprüche fanden keine Beachtung; die
Walfischbai nebst anstoßendem kleinen Gebiet verblieb aber in englischem
Besitz.
Beschreibungen von Angra Pequena
geben die kleinen
Schriften von
Fabri,
Rohlfs,
Büttner, Olpp u. a.