Angoraziege
,
auch Kämelziege (vom arab. chamal, fein), eine
Abart der gemeinen Ziege
(Capra hircus
L.), die man auch als eigene Art (Hircus angorensis) betrachtet, mit großen hängenden
Ohren und langem
Haar,
[* 2] welches ein
seidenweiches Vließ bildet. Die
Farbe ist meistens weiß, ins Gelbliche spielend, doch kommen auch schwarze, braune und gefleckte
Tiere vor. Die Angoraziege
ist größer und stärker als die europ.
Ziege; der
Bock
[* 3] zeichnet sich namentlich durch seine scharf gekanteten, wagerecht doppelt gewundenen, starken
Hörner aus.
Ihren
Namen hat sie von der Stadt
Angora. Nur die längere
Wolle des Vließes, von welchem das
Stück bei der zweimaligen Schur
jährlich kaum 3 Pfd. liefert, kann zur Herstellnug des
Angoragarns benutzt werden, aus welchem man den
Kamelott (s. d.) webt. Die kürzern, steifen Grannenhaare werden zu groben Filzen
verwendet; das Fell wird zu
Korduan und Saffian verarbeitet. Die Angoraziege
weiden gewöhnlich mit den Schafen zusammen und bilden
deren Schützer und Führer, wie dies im ganzen
Orient, die Krim
[* 4] und Südrußland eingerechnet, überall
üblich ist.
Schon häufig wurde der Versuch gemacht, die in Europa
[* 5] einheimisch zu machen, nicht ohne Erfolg; es wird behauptet,
die
Wolle sei in
Frankreich feiner geworden. Die franz. Regierung hatte 1818 und 1820 von Jaubert und
Polonceau Angoraziege
ankaufen und in das Ziegengebirge des Mont-Dore verpflanzen lassen; die
dortigen
Kolonien sowie die im
Gebirge des Escurial in
Spanien
[* 6] liefern bedeutenden Ertrag.