nach dem deutschen Volksstamme
der Angeln (s. d.) benannte Landschaft
in der preuß. ProvinzSchleswig-Holstein,
[* 6] grenzt im S. an die Schlei, im O. an die Ostsee, im N. an den Flens- burger Meerbusen.
Als westl. Grenze wird die Linie angesehen, wo der hügelige LehmbodenA.s an die westlich ungefähr in
gerader Richtung von Schleswig nach Flensburg vorbeistreichende Sandebene stößt. Die größte Ausdehnung
[* 7] von S. nach N. beträgt
gegen 40 km, die von O. nach W. 30 km, die Fläche gegen 830 qkm mit etwa 38000 E. Die Landschaft wird von zwei Eisenbahnlinien
durchschnitten; eine Fähre führt bei Missunde über die Schlei. Im Innern der Landschaft finden sich
größere Flächen ebenen fruchtbaren Landes, weniger häufig ausgedehnte Höhenzüge.
Die hervorragenden Hügel haben eine fruchtbare Lehmdecke und gewähren die schönsten Aussichten auf wohlbebaute Gegenden,
Meeresarme und die Ostsee. Die Fruchtbarkeit ist, namentlich im östl. Teile, außerordentlich. Die früher adligen Güter (20)
sind gegen die Menge Bauerndörfer verschwindend, die größern Höfe gewöhnlich in 11, die Bauernhufen
in 7-9 Schläge, Koppeln oder Kämpe eingeteilt; jede Koppel ist wie an der ganzen Ostküste Schleswig-Holsteins von einem mit
Gebüsch bepflanzten Erdwall (Knick) umgeben.
Die Einkoppelung macht das Viehhüten überflüssig. Auch die Fahrwege sind durch diese buschbepflanzten Wälle
eingeschlossen. Die wichtigste Einnahmequelle der Landschaft ist die Zucht des Rindviehs und der Schweine;
[* 8] ein großer Teil
des Kornertrags wird an das Vieh verfüttert. Angeln ist eine echte Grenzlandschaft. Die Bewohner haben größtenteils
erst im 19. Jahrh. statt der westjütischen (dän.)
Mundart das Niederdeutsche angenommen. Die südlichen Nachbarn an der Schlei (de Göntsider) sprechen
und verstehen seit langer Zeit nur Deutsch, und zwar in etwas anderer Mundart als die Angler.
Auch die Bauart der Häuser ist verschieden: südlich der Schlei sächs. Bauart, Wohn- und Wirtschaftsgebäude unter einem
Dache, ohne Schornstein, die Wirtschaftsräume der Straße zugekehrt;
in da- gegen die Wohnhäuser
[* 9] mit
der Seite der Straße zugekehrt, nie ohne Schornstein, das Wohnhaus
[* 10] ganz für sich gebaut, die Wirtschaftsgebäude an den Seiten
des geräumigen Hofplatzes belegen.
Die nördlichen Nachbarn jenseit des Flensburger Hafens sprechen nur dänisch. Die Bauart
ihrer Häuser dagegen stimmt im wesentlichen mit der der Angler überein. Die angelschen Dörfer sind
freundlich und durchweg geschlossen; hinter oder neben denselben befinden sich wohlgepflegte Gemüse- und Obstgärten mit
einer besondern Abteilung für Blumen, sowie schattengebende Bäume neben den Häusern. Außer den Grenzstädten Schleswig und
Flensburg hat Angeln nur eine kleine Stadt, Kappeln (s. d.). Unter den
Dörfern ist Süderbrarup wegen seines Jahrmarkts bekannt, der sich zu einem Volksfeste für sämtliche
Angler gestaltet hat.
(Angli), deutscher Volksstamm, bei Tacitus eins der sieben kleinern Völker, die den gemeinschaftlichen Kult der
Erdmutter Nerthus (s. d.) hatten. Sie saßen in der Landschaft Angeln (s. d.)
und westlich davon bis an die Nordsee. Im Verein mit den Jüten (den Euten des Tacitus und des «Witsithliedes»)
und Sachsen (Chauken) schifften sie in großer Anzahl im 5. Jahrh. nach England und ließen sich hier
besonders in den nördl. Teilen des Landes nieder, wo sie die Königreiche Ostanglien,
¶
mehr
Northumbrien und Mercia gründeten und dadurch die Benennung Angelsachsen (s. d.) und England (lat. Anglia;
angelsächs. Englaland) veranlaßte. In ihrem Stammsitz vermischten sie sich mit dän.,
später mit deutschen Einwanderern. AndereAngeln sahen in dem nach ihnen benannten Gau links von der untern Saale; doch verschwand
hier seit dem 9. Jahrh., wo eine Aufzeichnung ihres Rechts (Lex Angliorum, s. Thüringisches Volksrecht)
statthatte, der Name. -