Angelfischerei
,
das Fangen der Fische
[* 2] mit der
Angel, ist eine uralte Kunst, die in allen Kulturländern als
wichtiger
Teil des Fischereigewerbes und des
Weidwerks einen hohen
Grad von
Vollkommenheit erlangt hat. Das gebräuchlichste
Gerät zum
Angeln ist die Rutenangel, die meist aus drei
Teilen: der Rute, der Leine oder
Schnur und dem
Vorfach mit dem
Haken
besteht. (S.
Tafel: Angelfischerei
,
[* 1]
Fig. 1.) Eine gute
Angelrute muß aus starkem, geschmeidigem Holz
[* 3] gefertigt
sein und ist der Bequemlichkeit halber gewöhnlich aus mehrern auseinandernehmbaren
Stücken zusammengesetzt. Die aus Pferdehaaren
oder
Seide
[* 4] geflochtene
Schnur muß recht lang sein; sie wird am besten durch an der Rute befestigte
Ringe geleitet und kann
durch einen gleichfalls an der Rute angebrachten Roller
[* 1]
(Fig. 1a) beliebig verkürzt
oder verlängert werden. Das
Vorfach
[* 1]
(Fig. 2) oder das letzte ablösbare
Stück der
Schnur, das an seinem Ende den
Haken trägt,
wird aus starkem Material hergestellt, häufig aus
Draht,
[* 5] um das Abbeißen des
Hakens durch den Fisch zu verhindern, und ist
durch etwas
Blei
[* 6] (Fig 1b) beschwert. Die durch einen sog.
Wasserknoten
[* 1]
(Fig. 3a) oder durch sog. Anwinden
(Fig 3b) am
Vorfach befestigten
Haken selbst, bei uncivilisierten Völkern
¶
mehr
aus Knochen, [* 8] Fischgräten oder Muschelstücken, sonst aus Metall gearbeitet, haben je nach der Natur der zu angelnden Fische verschiedene Gestalt und Größe [* 7] (Fig. 5 a-e). Die wichtigsten Arten des Rutenangelns sind die Grundfischerei und die Fliegenfischerei. Zu der erstern bedarf man einer Beschwerung des Vorfachs mit Blei und eines aus Kork [* 9] (Fig. 4), Federspulen oder Rohr verfertigten, verstellbaren Flosses, das den Köder in einer bestimmten Tiefe erhält und zur Beobachtung des Anbeißens dient.
Bei einigen Fischen, z. B. Karpfen, Schleien, Barben, muß der Köder am Grunde liegen, andere, wie Barsche und Weißfische, nehmen ihn nur aus der Mitte des Wassers. Für Weißfische kann man aus Brot, [* 10] Ochsenhirn und andern Stoffen geknetete Köder verwenden, für die meisten ist der zweckmäßig befestigte Regenwurm [* 7] (Fig. 6 a-d) die beste Lockspeise, während größere Raubfische, wie der Hecht, mit kleinen, lebenden [* 7] (Fig. 12-14; [* 7] Fig. 13 Befestigung des Köderfisches mit dreispitzigem Haken [13 a]) oder toten [* 7] (Fig. 8-11) oder künstlich nachgemachten [* 7] (Fig. 15-17) Fischchen oder Stückchen von Fischfleisch [* 7] (Fig. 7) gefangen werden.
Die Fliegenfischerei (fly fishing) ist die interessanteste, aber auch schwierigste Angelweise und wird für lachsartige Fische
(Lachs, Forelle, Äsche) angewandt, besonders in England und Nordamerika,
[* 11] wo sie zu einem volkstümlichen Sport ausgebildet
ist. Als Köder verwendet man teils natürliche lebende, teils (und neuerdings fast ausschließlich)
mit großem Geschick hergestellte künstliche Insekten
[* 12] der verschiedensten Gestalt
[* 7]
(Fig. 18-22), die mit dem Haken verbunden
auf die Oberfläche des Wassers geworfen oder über derselben hin und her bewegt werden (Flugangel). Die besten Angelgeräte,
besonders Haken, verfertigt man in England (Birmingham,
[* 13] Kendal, Redditch) und in den Vereinigten Staaten
[* 14] (Boston
[* 15] und Philadelphia).
[* 16] Auch in China
[* 17] und Japan werden solche sehr praktisch angefertigt. - Neben der gewöhnlichen Rutenangel
giebt es Angeln ohne Ruten: Senk-, Wurf-, Grund-, Stand- und Legangeln. Über die Angelfischerei
im Meere s. Leinenfischerei.
In England ward die Angelfischerei
schon zu Eduards I. Zeit (um 1300) durch eine lange Reihe von
Verordnungen geschützt, und die engl. Litteratur ist reich an Schriften in Prosa und Versen über diese Belustigung. In Nordamerika
ist das Angeln ebenso wie die Jagd völlig frei. Die älteste Schrift über diesen Gegenstand ist das seltene «Book of
St.-Albans» (1486),
dessen zweite Ausgabe von 1496 einen Anhang enthält mit dem Titel «Treatyse of fysshinge wyth an angle» von Juliane Berners, Bernes oder Barnes, der Priorin eines Nonnenklosters bei St. Albans, ausgezeichnet durch unerreichbare Einfachheit. Vollständiger ist Isaak Waltons in dialogischer Form abgefaßtes Buch «The complete angler» (1653 u. ö.),
das später von anderer Hand [* 18] fortgesetzt wurde und nach dessen Muster das geistvolle, anonym erschienene Buch des berühmten Chemikers Humphry Davy verfaßt ist: «Salmonia or days of fly fishing» (2. Aufl., Lond. 1828 u. ö.; deutsch von Neubert, Lpz. 1840). Andere geschätzte engl. Schriften sind von Salter, Stoddart, Stewart. Deutsche [* 19] Schriften: d'Alquen, «Vollständiges Handbuch der feinern Angelkunst» (Lpz. 1862);
Horrocks, «Die Kunst der Fliegenfischerei auf Forellen und Aschen» (2. Aufl., Weim. 1879);
von Ehrenkreutz, «Das Ganze
der Angelfisch
erei» (15. Aufl., Quedlinb. 1894);
M. von dem Borne, «Illustriertes Handbuch der Angelfisch
erei» (Berl.
1875);
ders., «Wegweiser für
Angler» (ebd. 1877): ders., «Taschenbuch der Angelfisch
erei» (3. Aufl., ebd. 1892);
Hawlitschek, «Über Angelsport» (Wien [* 20] 1892). -
Vgl. Blakey, Historical sketches of the angling literature of all nations (Lond. 1855).
In rechtlicher Beziehung: Peyrer, Fischereibetrieb und Fischereirecht in Österreich [* 21] (Wien 1874);