Anekdŏton
(Mehrzahl: Anekdŏta, griech.),
ursprünglich eine noch »nicht herausgegebene«, daher nicht bekannt gewordene Schrift; nach Erfindung der Buchdruckerkunst Bezeichnung für alte Schriften oder Fragmente von solchen, die zum erstenmal durch den Druck veröffentlicht werden, wie dergleichen aus der griechischen und römischen Litteratur in neuerer Zeit Bekker, Bachmann, Boissonade, Cramer u. a. lieferten. Unter dem Titel: »Anecdota Ottoniensia« ^[richtig: »Anecdota Oxoniensia«] gibt gegenwärtig Max Müller (s. d.) in Oxford [* 2] eine Sammlung von Drucken, meist in orientalischen Sprachen, heraus, die in der Bodleyanischen Bibliothek zu Oxford aufbewahrt werden.
Von Anekdoton
kommt das vulgär gewordene Anekdōte,
was zunächst einen von frühern Geschichtschreibern nicht erwähnten besondern Umstand, dann überhaupt eine interessante
Einzelheit
über
Personen, ein überraschendes Geschichtchen bezeichnet. Sammlungen solcher Anekdoten findet man fast bei
allen europäischen Kulturvölkern, auch bei
Chinesen und Arabern.