Andréossy
(spr. angd-), Antoine François, Graf, franz. General und Staatsmann, geb. zu Castelnaudary, trat 1781 als Artillerieleutnant in holländische Dienste, [* 2] geriet aber 1787 bei dem Einfall der Preußen [* 3] in Holland in preußische Gefangenschaft und nahm später an den Feldzügen des Revolutionskriegs mit Auszeichnung teil. Bei der Belagerung von Mantua [* 4] zum Brigadechef ernannt, überbrachte er 1796 mit dem General Joubert dem Direktorium die von der italienischen Armee eroberten Fahnen und nahm dann als Brigadegeneral an Bonapartes Zug nach Ägypten [* 5] rühmlichen Anteil.
In der »Description de l'Égypte« sind die trefflichen
Beschreibungen der
Reede von
Damiette, der Nilmündungen, des
Sees
Mensaleh
u. a. von Andréossy.
Mit
Bonaparte nach
Paris
[* 6] zurückgekehrt, trug Andréossy
als
Chef des
Generalstabs viel zum Gelingen
der
Revolution des 18.
Brumaire bei. Dafür stellte ihn
Bonaparte an die
Spitze des
Artillerie- und Geniewesens und ernannte ihn
zum Artilleriekommandanten von
Straßburg
[* 7] und zum Divisionsgeneral. Im J. 1800 wurde Andréossy
Chef des
Generalstabs der französisch-batavischen
Armee, dann
Direktor des Kriegsdepots und 1802 Gesandter in
London.
[* 8] 1805-1807 kämpfte er in
Deutschland
[* 9] und bekleidete, in den Grafenstand erhoben, bis 1809 den Gesandtschaftsposten in
Wien.
[* 10]
Nach dem Krieg mit Österreich, [* 11] während dessen er Gouverneur von Wien war, ging er als Gesandter nach Konstantinopel, [* 12] ward aber 1814 von Ludwig XVIII. abberufen. Während der Hundert Tage schloß er sich wieder Napoleon an und wurde zum Pair und Präsidenten der Sektion für den Krieg ernannt. Nach der Niederlage bei Waterloo [* 13] befehligte er die 1. Militärdivision und ging mit vier andern Kommissaren zur Vermittelung eines Waffenstillstands ins Hauptquartier der Verbündeten. Er erklärte sich für die Restauration der Bourbonen, zog sich aber ins Privatleben zurück und beschäftigte sich ausschließlich mit wissenschaftlichen Arbeiten, bis er 1819 zum Mitglied der Königlichen Gesellschaft für die Verbesserung der Gefängnisse, 1821 zum Direktor der Verpflegung für das Heer ernannt und 1827 zum Deputierten gewählt wurde, in welcher Stellung er zur Opposition hielt.
Seit 1826 auch Mitglied der Akademie, starb er in Montauban. Er schrieb: »Histoire du canal du Midi« (2. Aufl., Par. 1805, 2 Bde.),
welchen sein Urgroßvater
François Andréossy
(1633-88) gebaut hatte;
»Relation de la campagne sur le Mein et la Rednitz de l'armée gallo-batave« (1802);
»Constantinople et le Bosphore de Thrace pendant les années 1812-14 et pendant l'année 1826« (1828; deutsch, Leipz. 1828);
»Opération des pontonniers français en Italie pendant les campagnes de 1795 à 1797« (aus seinem Nachlaß, 1843).