Titel
Andree
,
1) Karl, Geograph und Publizist, geb. zu Braunschweig, [* 2] studierte in Jena, [* 3] Göttingen [* 4] und Berlin [* 5] historische Wissenschaften, ward 1830 in burschenschaftliche Untersuchungen verwickelt und warf sich nach seiner Freisprechung in die publizistische Laufbahn. Er redigierte nacheinander die »Mainzer Zeitung« (seit 1838),
die »Oberdeutsche Zeitung« (in Karlsruhe), [* 6]
dann seit 1843 die »Kölnische Zeitung«, seit 1846 die »Bremer Zeitung«, von 1848 bis 1851 die »Deutsche [* 7] Reichszeitung« in Braunschweig und gründete 1851 das »Bremer Handelsblatt«, das durch ihn rasch zu Bedeutung gelangte. Seit 1855 lebte er ausschließlich geographischen und ethnologischen Studien, erst in Leipzig, [* 8] wo er 1858 bis 1870 zugleich Konsul der Republik Chile [* 9] für das Königreich Sachsen [* 10] war, später in Dresden. [* 11] Er starb in Bad [* 12] Wildungen. Von seinen Schriften sind als die bedeutendsten zunächst zu nennen: »Nordamerika [* 13] in geographischen und geschichtlichen Umrissen« (2. Aufl., Braunschw. 1854);
»Buenos [* 14] Ayres und die Argentinische [* 15] Republik« (Leipz. 1856).
In seinen
»Geographischen
Wanderungen«
(Dresd.
1859, 2 Bde.) hob er dann besonders das ethnologische
Moment hervor und führte aus, daß die
Völkerkunde als eine Hauptgrundlage
der
Staatswissenschaft zu betrachten sei.
Endlich versuchte er in seiner
»Geographie des
Welthandels« (Stuttg. 1863 bis 1872, 2 Bde.)
mit
Glück eine neue Behandlung der
Handelsgeographie anzubahnen, indem er gleichfalls das ethnologische
Moment in Rechnung zog. Im J. 1861 gründete Andree
die
Zeitschrift
»Globus« (Hildburgh. 1861-66, Braunschw. 1867 ff.),
deren Leitung nach seinem
Tod R.
Kiepert übernahm.
2) Richard, Ethnograph, Sohn des vorigen, geb. zu Braunschweig, studierte in Leipzig Naturwissenschaften und befand sich 1859-63 in einer praktischen Stellung in Böhmen, [* 16] wo er sich rege für die nationalen Kämpfe zwischen Deutschen und Tschechen interessierte, wie seine spätern Schriften: »Nationalitätsverhältnisse und Sprachgrenze in Böhmen« (2. Aufl., Leipz. 1871) und »Tschechische Gänge« (Bielef. u. Leipz. 1872),
beweisen, in denen er vom deutsch-nationalen Standpunkt aus die Übergriffe der
Slawen bekämpft.
Seine letzte
Arbeit nach dieser
Richtung sind die
»Wendischen Wanderstudien« (Stuttg. 1874). In
Leipzig sich niederlassend, lieferte
Andree
außerdem zahlreiche
Aufsätze in
Zeitschriften und veröffentlichte die Werke: »Vom
Tweed zur Pentlandföhrde« (Reiseschilderung,
Jena 1866);
»Ethnographische Parallelen und Vergleiche« (Stuttg. 1878),
für die vergleichende Behandlung der Völkerkunde mustergültig;
»Zur Volkskunde der Juden« (Leipz. 1881);
»Die Metalle bei den Naturvölkern« (das. 1884);
mehrere populäre Schriften aus der Entdeckungsgeschichte, wie »Der Kampf um den Nordpol« (4. Aufl., das. 1883) u. a. Seit 1874 ist er Dirigent der von ihm mitbegründeten Geographischen Anstalt von Velhagen u. Klasing in Leipzig, als welcher er einen mit O. Peschel entworfenen »Physikalisch-statistischen Atlas [* 17] des Deutschen Reichs« (1877),
mehrere Schulatlanten und neuerlich einen Handatlas nebst »Geographischem Handbuch« (1882) herausgab.