Titel
Andreas
1) einer der zwölf
Jünger Jesu,
Bruder des
Simon
Petrus, tritt in der evangelischen Geschichte
wenig hervor, während ihn die
Sage in
Kappadokien,
Galatien,
Bithynien und Skythien bis an die
Wolga (daher
Schutzpatron Rußlands)
das
Evangelium predigen, auf der Rückreise die
Kirche von Byzanz gründen und dann zu Patra in
Achaia den
Märtyrertod erleiden läßt und zwar an einem
Kreuz
[* 2] von der Form des
Andreaskreuzes. Gedächtnistag ist der 30. November. Die vorhergehende
Nacht
(Andreasnacht) gehört im Volksglauben zu den gesegneten
Zeiten des
Jahrs, in welchen unter anderm junge
Burschen und Mädchen
den zukünftigen
Gatten erblicken können. Den
Namen des
Apostels Andreas
tragen zwei noch vorhandene
Apokryphen,
die
»Acta
Andreae« und die
»Acta
Andreae et Matthiae« (beide hrsg. von
Tischendorf in den
»Acta apostolorum apocrypha«, Leipz.
1851).
2)
Erzbischof von
Kraina in
Epirus oder
Albanien (nicht, wie fälschlich genannt,
Erzbischof von
Krain
[* 3] und
Kardinal), ein Udineser,
Dominikaner und
Doktor der
Theologie, ward 1476 vom
Papst
Sixtus IV. auf den erzbischöflichen
Stuhl erhoben
und vom
Kaiser
Friedrich III. zweimal mit einer
Mission an den
Papst beauftragt. Bei seiner zweiten Anwesenheit in
Rom
[* 4] scheint
er durch scharfe
Kritik der römischen Verhältnisse den
Zorn des
Papstes erregt zu haben. Er wurde in der
Engelsburg eingesperrt, aber auf die Verwendung des
Kaisers bald wieder freigelassen und ging nun verbittert nach Basel,
[* 5] das er für
sich gewann, und wohin er unter dem
Titel eines kaiserlichen Sendboten für Mai. 1482 eine allgemeine
Kirchenversammlung ausschrieb.
Ein gegen ihn erlassenes
Breve hatte ebensowenig Erfolg wie eine kaiserliche Abmahnung, die
Baseler nahmen
seine
Partei; als aber der abgesandte päpstliche
Bote mit kirchlichen
Strafen drohte, lieferten sie Andreas
zwar nicht aus, setzten
ihn aber ins Gefängnis, in dem man ihn 1484 erhängt fand.
Sein
Leichnam wurde in einem
Faß,
[* 6] worauf das päpstliche
Urteil
genagelt war, in den
Rhein versenkt.
Vgl.
Burckhardt,
Erzbischof Andreas
(Bas. 1853).
3) Andreas
I. (1046-58), der vierte ungar. König aus dem
Haus
Arpad, lebte als Flüchtling in
Rotrußland und
Polen, bis ihn die
Ungarn 1046 nach des Usurpators
Peter Entthronung zum König ausriefen. Obgleich er das von der nationalen Heidenpartei
verfolgte
Christentum begünstigte, kündigte ihm
Kaiser
Heinrich III. wegen der Entthronung
Peters als seines
Vasallen den
Krieg
an. Dieser
Krieg (1049-52) verlief für Andreas
glücklich und wurde unter Vermittelung des
Papstes
Leo IX. durch einen
Frieden beendigt,
worin
Heinrich III. auf die
Forderung eines
Tributs verzichtete, auch zugleich ein Freundschaftsbund mit
dem
Deutschen
Reiche geschlossen ward.
Bald darauf geriet Andreas
mit dem König
Peter von
Kroatien in
Krieg, dann in
Fehde mit seinem
Bruder
Bela, der, als Andreas
noch keinen Sohn hatte, zum Nachfolger ernannt, 1058 dem siebenjährigen
Prinzen
Salomon hatte weichen
müssen. Von
Boleslaw von
Polen und unzufriedenen
Ungarn unterstützt, griff
Bela den mit
Kaiser
Heinrich IV.
verbündeten Andreas
an, der 1058 an der
Theiß
Sieg und
Leben verlor. -
4) Andreas
II. (1205-36), von seinem Kreuzzug der Hierosolymitaner genannt, Sohn
Belas III., ein
Bruder des
Königs
Emmerich,
[* 8] stürzte
im
Verein mit seiner leidenschaftlichen Gemahlin
Gertrud
Ungarn in schwere innere
Unruhen. Nachdem
Gertrud 1213 durch
eine Adelsverschwörung getötet worden war, unternahm Andreas 1217 mit andern
Fürsten einen Kreuzzug nach
Palästina,
[* 9] der, anfangs
glücklich, durch Uneinigkeit der verbündeten
Fürsten bei der Belagerung der
Feste auf dem
Berg
Tabor scheiterte. Andreas kehrte
nach
Ungarn zurück, wo er bis zu seinem
Tod (1236) mit Empörungen zu kämpfen hatte. Unter ihm wurde 1222 die
Bulla aurea, die
Konstitution
Ungarns, gegeben. -
5) Andreas III., der Venezianer, Enkel Andreas' II., Sohn des Stephanus Posthumus (1290-1301), erst Herzog von Slawonien, Dalmatien und Kroatien, gelangte, als der einzige noch ¶
mehr
übrige Sprößling des Hauses Arpad, zur Regierung. Von seinen Nebenbuhlern war der gefährlichste Karl Martell von Neapel, [* 11] der vom Papst begünstigt und in Dalmatien und Kroatien als König anerkannt wurde, ohne an sein Ziel zu gelangen. Später hatte Andreas mit Magnatenaufständen zu kämpfen und starb Mit ihm erlosch das Haus Arpad.