Titel
André,
1) bekannte Musiker- und Musikalienverlegerfamilie, deren hervorragendste Glieder sind:
1) Johann, geb. zu Offenbach, gründete daselbst 1774 die noch heute blühende Andrésche Musikalienhandlung, war dann mehrere Jahre Musikdirektor in Berlin, von wo er 1784 nach Offenbach
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zurückkehrte; er starb daselbst. Von seinen Kompositionen: Operetten (darunter Goethes »Erwin und Elmire«),
Balladen (Bürgers »Lenore«) und Liedern, hat sich nur das Lied »Bekränzt mit Laub etc.« bis auf die Gegenwart erhalten. - 2) Johann Anton, Sohn des vorigen, Komponist und Theoretiker, geb. zu Offenbach, spielte schon im elften Jahr mit Fertigkeit Klavier, ward dann von Fränzl zum Violinvirtuosen, von Vollweiler in Mannheim zum Komponisten ausgebildet und studierte seit 1796 auf der Universität zu Jena die schönen Wissenschaften. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Musikalienhandlung in Offenbach, die er durch gediegenere Auswahl der Verlagsartikel, durch seine eignen zahlreichen Kompositionen, namentlich aber durch den Ankauf von Mozarts Nachlaß (1799) in außerordentlichen Flor brachte. André starb in Offenbach als hessischer Hofkapellmeister.
Als Komponist zeichnete er sich weniger durch Originalität als durch reinen Geschmack, innige Empfindung und strenge Korrektheit aus. Bedeutenderes noch leistete er als Theoretiker mit seinem »Lehrbuch der Tonsetzkunst« (Offenb. 1832-43, 4. Bde.), das zu den gediegensten und ausführlichsten Werken der Art gehört. Ein besonderes Verdienst um die Musik erwarb er sich durch Veröffentlichung von Mozarts Tagebuch und einiger Originalpartituren des Meisters, um dessen Art, zu komponieren, zu veranschaulichen. André war auch der erste, welcher (1803) Senefelders Idee, die Lithographie beim Notendruck zu gebrauchen, in größerm Umfang ausführte. - Von seinen Söhnen errichtete Karl August André 1829 in Frankfurt a. M. eine Musikalienhandlung, mit der er 1839 eine Klavierfabrik verband, aus der die trefflichen »Mozartflügel« hervorgingen, während sich Julius André (gest. 1880 in Frankfurt a. M.) durch tüchtige Orgelkompositionen und Arrangements klassischer Werke bekannt gemacht hat.
2) Christian Karl, Pädagog und Landwirt, geb. zu Hildburghausen, war Lehrer an der Salzmannschen Erziehungsanstalt in Schnepfenthal, gründete mit Rud. Zach. Becker in Gotha den »Allgemeinen Reichsanzeiger«, ging 1798 als Direktor der protestantischen Schule nach Brünn in Mähren und gab hier das »Patriotische Tagebuch« (Brünn 1800 bis 1805, 10 Bde.),
den »Hesperus« (Prag 1809-20 und Stuttg. 1821-31) und den »Nationalkalender« (Prag 1810-24) heraus. Im J. 1812 zum ersten Wirtschaftsrat des Fürsten Salm in Brünn ernannt, war er zugleich auf dem Gebiet der Landwirtschaft praktisch und litterarisch thätig, letzteres besonders durch die »Ökonomischen Neuigkeiten« (Prag 1811-1837). Nach einem kürzern Aufenthalt zu Keszthely in Ungarn verließ André, durch die Strenge der österreichischen Zensur in seiner schriftstellerischen Thätigkeit vielfach gehemmt, den Kaiserstaat und begab sich nach Stuttgart, wo man ihm das Sekretariat bei der Zentralstelle des Landwirtschaftlichen Vereins und mit diesem die Redaktion der »Landwirtschaftlichen Zeitschrift« übertrug. Hier starb er Er gab noch heraus, anfangs mit Bechstein, später mit Blasche: »Gemeinnützige Spaziergänge auf alle Tage im Jahr« (Braunschw. 1790-95, 10 Bde.),
die »Kompendiöse Bibliothek der gemeinnützlichen Kenntnisse« (Halle 1790-98, 120 Hefte) und mehrere geographisch-statistische Werke über Österreich.
3) Emil, Forstmann, Sohn des vorigen, geb. zu Schnepfenthal, wurde 1807 Forstbeamter beim Fürsten Salm, 1812-19 beim Fürsten Dietrichstein, 1823 beim Fürsten Auersperg, später Administrator von Herrschaften in Böhmen und starb zu Kisber in Ungarn. Er schrieb: »Versuch einer zeitgemäßen Forstorganisation« (Prag 1823),
»Die vorzüglichsten Mittel, den Wäldern einen höhern Ertrag abzugewinnen« (das. 1826),
»Einfachste, den höchsten Ertrag und die Nachhaltigkeit sicherstellende Forstwirtschaftsmethode mittels einer etc. faßlichen Betriebsregulierung« (das. 1832) und gab 1832 bis 1845 die 1811 begründete Zeitschrift »Ökonomische Neuigkeiten« heraus.
4) Jules, franz. Landschaftsmaler, geb. zu Paris, war Schüler der Maler André Jovilard und Watelet, bereiste dann das südliche Frankreich, stellte 1831 sein erstes Gemälde bei der jährlichen Kunstausstellung im Louvre aus, besuchte später Belgien und die Rheingegenden und war 1845-56 als Maler in der Porzellanfabrik von Sèvres angestellt. Er starb in Paris. André war in der Auffassung ziemlich realistisch, vernachlässigte aber darum die Stimmung nicht und behandelte seine Stoffe mit großer Sauberkeit. Auch seine in Sèvres ausgeführten Arbeiten fanden Bewunderung.