Titel
Andreä
,
1) Jakob, luther. Theolog, geb. 1528 als Sohn eines Schmiedes zu Waiblingen im Württembergischen, studierte in Tübingen, [* 2] ward 1546 Diakonus in Stuttgart, [* 3] 1549 in Tübingen, 1553 Superintendent in Göppingen, [* 4] 1562 Professor der Theologie, Propst und Kanzler der Universität Tübingen; starb 1590. Durch Gelehrsamkeit und diplomatische Gewandtheit ausgezeichnet, war er bei Ordnung des evangelischen Kirchenwesens in Deutschland [* 5] vielfach thätig und in den damaligen dogmatischen Streitigkeiten eifriger Verbreiter lutherischer Rechtgläubigkeit. Durch ihn besonders kam 1577 die Konkordienformel (s. d.) zu stande.
Vgl. Fittbogen,
Jakob Andreä
(Hagen
[* 6] 1881);
Pressel in den »Jahrbüchern für deutsche Theologie« 1877.
2) Johann Valentin, Dichter und theologischer Schriftsteller, Enkel des vorigen, geb. zu Herrenberg im Württembergischen, studierte in Tübingen Theologie, bereiste dann als Erzieher junger Edelleute Deutschland, Italien [* 7] und Frankreich, ¶
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ward 1614 Diakon zu Vaihingen, 1620 Superintendent in Kalw, 1639 Hofprediger in Stuttgart, 1650 Generalsuperintendent von Bebenhausen und Abt von Adelberg und starb in Stuttgart. Den dogmatischen Streitigkeiten der Zeit gegenüber betonte er die Wichtigkeit eines praktischen, in der Liebe thätigen Christentums und faßte den Plan zur Begründung einer religiösen Brüderschaft, welche die Verkehrtheiten der Gesellschaft bekämpfen und als Zeichen das Sinnbild des Leidens in Liebe, das Kreuz [* 9] in der Rose, führen sollte.
Was er wollte, wurde jedoch mißverstanden und wahrscheinlich die Veranlassung, daß man ihn für den Stifter oder Erneuerer des Ordens der Rosenkreuzer (s. d.) ausgab, dessen Unwesen er selbst verspottete. Seine Schriften sind teils lateinisch, teils deutsch (im schwäbischen Dialekt) geschrieben und zeichnen sich durch eine Fülle von scharfsinnigen und sittlich kräftigen Gedanken aus. Die bedeutendsten sind: »Christlich Gemäl« (Tübing. 1612);
»Hercules christianus« (Straßb. 1615; deutsch, Frankf. 1845);
»Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreuz« (1616);
»Menippus sive satyricorum dialogorum centuria« (1617);
»Geistliche Kurzweil« (Straßb. 1619), eine Sammlung von Gedichten, worin er, der mühseligen gelehrten Dichtung der Zeitgenossen spottend, den alten Volkston anschlug.
Herder machte
zuerst wieder auf die Bedeutung der Schriften Andreäs
aufmerksam.
Vgl. Herder, Andreäs
Dichtungen mit einer Vorrede zur Beherzigung
unsers Zeitalters (Leipz. 1786);
Hoßbach, Andreä
und sein Zeitalter (Berl. 1819).
3) Brami, Maschinenkonstrukteur, geb. 1819 zu Frankfurt
[* 10] a. M., besuchte das Polytechnikum in Karlsruhe
[* 11] und wurde nach längerer
praktischer Lehrzeit und vielfachen Instruktionsreisen 1837 Chef des Konstruktionsbüreaus der Maschinenfabrik der Hamburg-Magdeburger
Dampfschiffahrtskompanie in Buckau, deren Ruf er bereits in den ersten fünf Jahren seiner Thätigkeit über
Deutschlands
[* 12] Grenzen
[* 13] verbreiten half. Im J. 1848 ging er nach Amerika,
[* 14] suchte dort die Zuckerfabrikation nach europäischem
Muster einzuführen, kehrte aber nach sieben an Mißgeschick reichen Jahren zurück und wurde Direktor der Buckauer Maschinenfabrik.
Er starb Besondere Verdienste hat sich Andreä
durch die Einführung der Corliß-Dampfmaschine und
des Rillieuxschen Verdampfapparats für Zuckerfabriken sowie durch zahlreiche Verbesserungen auf dem Gebiet des allgemeinen
Maschinenbaus erworben.