Anchylostomum
duodenale
Dubini, welcher nicht im
Zwölffingerdarm, wie sein
Name andeutet, sondern im obern
Dünndarm
lebt, wurde 1838 von Dubini in
Mailand
[* 2] entdeckt, aber lange nicht seiner Gefährlichkeit entsprechend gewürdigt. 1852 konstatierten
Griesinger und Bilharz, daß der
Wurm
[* 3] die ägyptische
Chlorose erzeugt, und bald darauf wurde nachgewiesen,
daß die seit
Jahrhunderten in tropischen und subtropischen
Ländern beobachtete tropische
Chlorose gleiche
Ursache habe.
Man weiß jetzt, daß der Wurm und mit ihm die Krankheit über einen sehr großen Teil der warmen und besonders feuchten Länder der Alten und Neuen Welt verbreitet ist. In Europa [* 4] verursacht der Wurm die schon seit Ende des vorigen Jahrhunderts bekannte Kachexia montana in den Bergwerken Ungarns und Frankreichs. 1879 beobachtete man dieselbe Krankheit (Tunnelkrankheit) beim Bau des Gotthardtunnels und seit 1868 sicher, wahrscheinlich aber schon viel früher bei Köln [* 5] (Ziegelbrenneranämie).
Nach Leichtenstern ist die
Krankheit auf den niederrheinischen Ziegeleien außerordentlich verbreitet
und von vlämischen und wallonischen Arbeitern eingeschleppt. Diese
Arbeiter arbeiten im
Sommer auf den Ziegeleien, im
Winter
in den belgischen
Bergwerken, und in letztern infizieren sie sich. Auf Ziegeleien, wo nur Lipper und
Hessen
[* 6] arbeiten, herrscht
keine Anchylosto
miasis. Ein einziges infiziertes
Individuum, ein Belgier, oder ein
Deutscher, der längere
Zeit mit Belgiern zusammen gearbeitet hat, kann eine ganze gesunde
Belegschaft infizieren.
Von deutschen Bergwerken sind nur zwei von der Wurmanämie befallen, und beide liegen in der Umgegend von Aachen. [* 7] Die Krankheit ist auch hier direkt und indirekt von belgischen Arbeitern eingeschleppt worden. Die Eier [* 8] des Wurmes werden mit den Exkrementen entleert, entwickeln sich unter günstigen Bedingungen zu einer geschlechtlich unreifen Larve, kapseln sich in ihrer eignen abgehobenen Haut [* 9] ein und ruhen, bis sie gelegentlich durch den Mund in den menschlichen Körper gelangen, wo sie geschlechtsreif werden. In 1 g Kot eines mit 538 weiblichen Würmern behafteten Arbeiters zählte Leichtenstern 39,579 Eier, was einer Wochenproduktion von ca. 54 Mill. Stück entspricht. Zu verhüten ist die Infektion nur durch große Reinlichkeit; wird die gefährliche Krankheit nicht zu spät erkannt, so kann sie durch Abtreiben der Würmer mittels der gewöhnlichen Wurmmittel, am besten mit Farnkrautextrakt, leicht geheilt werden.