Anathema
(grch., ursprünglich Anathema
, eigentlich
Weihgeschenk [s. d.], bei den Griechen besonders eine irgend einem
Gotte dargebrachte und im
Tempel
[* 2] niedergelegte Gabe), in der biblischen
Sprache
[* 3] als
Übersetzung des hebr. cherem soviel wie
«Gebanntes», d. h. etwas Gott unwiderruflich
oder unlöslich
(3 Mos. 27, 28). zum Eigentume
Geweihtes. Gebannte
Personen mußten sterben, gebannte
Städte
wurden mit allem Lebendigen, was darin war, verbrannt; gebanntes Vieh, Grundstücke und andere Besitztümer fielen meist
dem Heiligtume, d. h. den Priestern, zu.
Bei den spätern
Juden bezeichnet cherem einen schärfern
Grad der
Exkommunikation.
Im
Neuen
Testament kommt in der Bedeutung von etwas, das dem ewigen Verderben geweiht ist, vor, daher anathema
tisieren,
dem ewigen Verderben preisgeben.
Hieran schloß sich der ältere kirchliche Sprachgebrauch, besonders in der gegen
Ketzer und Übertreter der Kirchengesetze
ausgesprochenen Formel: «Anathema
esto», d. h.
sei verflucht oder dem göttlichen Strafgericht preisgegeben. Das Anathema
wurde von
Synoden und Päpsten verhängt; es bewirkte
die
Trennung vom «Leibe der
Kirche», und da außerhalb der
Kirche niemand selig werden konnte, zugleich
die ewige Verdammnis, wenn der
Sünder sich nicht rechtzeitig bekehrte. Das Anathema
wurde daher im Mittelalter mit dem sog.
großen
Bann (s.
Kirchenbann) gleichbedeutend und von der
Exkommunikation oder dem kleinen
Bann unterschieden.