Anapäst
Versfuß, aus zwei kurzen und einer langen
Silbe bestehend, der umgekehrte
Daktylus ( ^[img]), der bei den Griechen vorzugsweise
bei Prozessionsliedern und Marschgesängen angewandt wurde, wie in den Schlachtgesängen des
Tyrtäos, den sogen.
Embaterien,
und den
Chorgesängen des griechischen
Dramas. Der aus Anapästen
gebildete
Vers hat etwas Stürmisch-Bewegtes,
das durch sparsam angebrachte
Iamben und
Spondeen (besonders im
Auftakt) gemildert wird. Am gebräuchlichsten sind der zwei-,
vier- und achtfüßige anapäst
ische
Vers.
Der vierfüßige katalektische
Vers ward Parömiakus genannt und fand in Schlachtgesängen wie in Chorliedern Anwendung, ebenso
der achtfüßige katalektische
Vers, oder
Tetrameter, der aus der dorischen
Komödie Eingang in die attische
fand, wo er mit einem anapäst
ischen Hypermetron schloß und der Aristophanische
Vers genannt wurde, da ihn besonders
Aristophanes
regelmäßig gebrauchte. Er begann mit einer chorischen
Strophe, welcher ein
Dialog folgte, und schloß mit einem Hypermetron.
Hierauf entgegnete in derselben
Weise der zweite Teil des
Chors. Die Zusammenziehung der beiden
Kürzen
des Anapästes
konnte in allen
Füßen, mit Ausnahme des siebenten, stattfinden, die
Auflösung der
Länge in zwei
Kürzen in
den drei ersten und im fünften Versfuß. Die
Cäsur fiel an das Ende des vierten
Fußes.
Platen hat ihn nach dem Vorbild des
Aristophanes für die Chorstrophen seiner satirischen
Komödien,
Prutz in seiner
»Politischen Wochenstube«
angewendet.
Beispiel:
Aber eins verleihst du, o himmlisches Gold, [* 3] | was wenige, die dich besitzen,
Zu besitzen verstehn, zu genießen verstehn; | was ist dies Eine? die Freiheit. (Platen.)
Der Vers kann, wie das Beispiel zeigt, auch eine weibliche Endung haben und ebenso gut gereimt wie reimlos angewendet werden.