(griech.
Analysis, s. v. w.
Auflösung, Zergliederung) heißt in der
Philosophie im
Gegensatz zur Synthese (s. d.)
diejenige logische Behandlung eines gegebenen
Begriffs, durch welche wir ihn in seine
Bestandteile, Merkmale etc. auflösen.
Insofern heißt ein
Begriff, der durch Analyse eines andern, in
dem er enthalten ist, gewonnen wird, ein analytischer
Begriff und
die
Erklärung einer Folgerung, die durch Zerlegung eines gegebenen
Begriffs gewonnen wird, analytische
Erklärung oder Folgerung.
Ein analytisches
Urteil ist ein solches, in welchem das
Prädikat aus dem
Begriff des
Subjekts selbst unmittelbar hervorgeht,
z. B.: jedes gleichseitige
Dreieck
[* 2] hat drei gleiche Seiten etc.; während synthetisch ein
Urteil genannt wird, wobei die
Verknüpfung zwischen
Subjekt und
Prädikat durch ein Drittes erst vermittelt werden muß, z. B.: jedes gleichseitige
Dreieck
hat drei gleiche
Winkel.
[* 3] Diese wichtige und durchgreifende
Einteilung ist erst seit
Kant
(»Kritik der reinen
Vernunft«),
nachdem
sie im
Altertum vom Megarenser
Stilpo angedeutet, in neuerer Zeit aber von
DavidHume (s. d.) wieder aufgenommen
worden war, genauer bestimmt worden und hat in der Anwendung auf einzelne
Fälle ihre eignen Schwierigkeiten. Wenn man nämlich
bestimmen soll, ob im
Prädikat dasselbe gedacht wird wie im
Subjekt, so muß man genau auf die Bedeutung der
Worte achten.
Sagt man z. B.:
»AlleLuft ist elastisch und flüssig«, und geht man dabei von der
Definition aus: »Luft
ist die permanent
elastisch-flüssigeMaterie«, so ist jenes
Urteil ganz analytisch;
geht man hingegen von der gemeinen
Vorstellung
der
Luft aus, so liegt die
Elastizität nicht notwendig darin, und dann kann auch das obige
Urteil nur als ein synthetisches
gefaßt werden.
Daher kann die Unterscheidung solcher
Urteile nur in der wissenschaftlichen
Sprache,
[* 4] in
welcher die
Definitionen ganz feststehen, volle Anwendung finden. Unter analytischem
Beweis versteht man diejenige Beweisform,
wo man von gegebenen
Bedingungen ausgeht, um die Prinzipien aufzusuchen, von welchen das Gegebene abhängt (regressus a principiatis
ad principia), während die synthetische das umgekehrte
Verfahren ist (progressus a principiis ad principiata).
Darum heißt jene auch die regressive, diese die progressive
Methode oder jene die heuristische (»auffindende«),
weil nach
ihr das unbekannte
Höhere aus dem Bekannten gefunden wird, z. B. aus einzelnen Naturerscheinungen ein allgemeines
Naturgesetz, diese die didaktische (»lehrende«). Während man nach
der analytischen
Methode das
Thema an die
Spitze stellt und dieses dann erörtert und ausführt, ergibt
sich bei der synthetischen
Methode das
Resultat erst am Ende.
In der
Grammatik nennt man Analyse die Bestimmung der einzelnen
Wörter eines
Satzes nach ihren grammatischen Verhältnissen. - Über
die mathematische s.
Analysis.
Die Anwendbarkeit des Polarisationsinstruments zur quantitativen Bestimmung von Substanzen ist von Landolt
auf optisch inaktive Körper ausgedehnt worden. Er fand, daß das Rotationsvermögen gewisser optisch
aktiver Körper sich oft in bedeutendem Grade ändert, wenn die Lösung mit einem inaktiven Körper versetzt wird, und suchte
unter Benutzung dieses Verhaltens den Gehalt von Lösungen mit dem Polaristrobometer zu bestimmen. In Vorversuchen wurde in
verschieden konzentrierten Lösungen der inaktiven Substanz eine stets gleiche Quantität des aktiven Körpers
zu dem nämlichen Volumen gelöst und die Ablenkung der Mischungen bestimmt.
Aus den Ergebnissen wurde eine Formel berechnet. Zur Ausführung der Untersuchung braucht dann nur in der betreffenden Lösung
die gegebene Menge des aktiven Stoffes gelöst und die Mischung im Polaristrobometer untersucht zu werden. Auch
Gemenge aus zwei inaktiven Körpern lassen sich analysieren, wenn man die Wirkungen einer Anzahl Mischungen von bekannter Zusammensetzung
auf die Rotation einer aktiven Substanz bestimmt und zwar unter Anwendung stets gleicher Quantitäten der letztern sowie des
gleichen Lösungsmittels.
wurde festgestellt, daß die optische Wirkung der beiden Chloride ihrem Mengenverhältnis proportional ist. Die Fehler der
Analyse übersteigen nicht 0,5 Proz. Da die gewichtsanalytische
Trennung von Chlorkalium und Chlornatrium sehr zeitraubend ist, so dürfte die leicht und schnell ausführbare optische in
manchen Fällen den Vorzug verdienen.
Chemische Auflösung eines Körpers in seine Bestandteile. Dann Denkvorgang, der vom Allgemeinen zum Besonderen
geht. Bleibt im Gegensatz zur Erfahrungswissenschaft oft im Begrifflichen hängen. ⟶ Empirie.
Die chemische Analyse hat die Aufgabe, die Zusammensetzungsverhältnisse von chem. Verbindungen oder Gemengen chem. Körper nach
Art (qualitative und Mengen (quantitative Analyse) ihrer Bestandteile zu ermitteln.
1) Die qualitative Analyse benutzt zur Erkennung der Bestandteile von Verbindungen und Gemengen gewisse Veränderungen, Reaktionen,
die für die einzelnen Bestandteile charakteristisch sind, und die entweder bei Änderung der physik.
Zustände oder bei Zusatz bestimmter anderer Körper (Reagentien) eintreten. Manche Reaktionen sind ganzen Gruppen von Stoffen
gemeinsam und eignen sich zur Trennung derselben von andern Bestandteilsgruppen. Sie gehen bei dem systematischen Gange der
qualitativen der Anwendung der Einzelreaktionen zur Trennung und Auffindung der Einzelbestandteile voraus.
Das Verfahren der qualitativen Analyse ist zu systematischem Gange ausgebildet worden, dessen Befolgung vor Irrtümern und Übersehung
einzelner Stoffe sichert. Meist läßt man ihm die sog. Vorprüfung vorausgehen, d. h.
man beobachtet, wie sich der zu untersuchende
¶
mehr
Körper beim Erhitzen unter Abschluß oder Zutritt von Luft, beim Zusammenschmelzen mit reduzierenden oder auflösenden Substanzen
u. s. w. verhält, und gewinnt damit oft bereits Andeutungen über die Natur der Bestandteile, die den eigentlichen Gang
[* 9] der
Analyse zweckmäßig zu modifizieren gestatten und namentlich für die Wahl der einzuschlagenden Methoden, um die betreffende
Substanz in Lösung zu bringen (s. Aufschließen), maßgebend werden können. - Besondere Arten der qualitativen Analyse sind Spektralanalyse
[* 10] (s. d.) und Lötrohranalyse (s. d.).
2) Die quantitative Analyse hat die Aufgabe, die Mengenverhältnisse der Bestandteile in chem. Verbindungen oder Gemengen chem. Körper
festzustellen. Man benutzt zu dieser Ermittelung Gewichts- und volumetrische Methoden.
analyse In der quantitativen Gewichtsanalyse trennt man die durch vorausgegangene qualitative Analyse bekannt
gewordenen Bestandteile des genau gewogenen und meist vorher in Wasser gelösten Untersuchungsobjektes entweder direkt oder
in Gestalt von ihrer Zusammensetzung nach bekannten unlöslichen Verbindungen voneinander, sammelt dieselben möglichst verlustlos
an und bestimmt ihre Menge wiederum durch genaues Wägen mit der Chemischen Wage (s. d.). Aus der gefundenen
Menge der abgeschiedenen neuen bekannten Verbindung läßt sich dann die des gesuchten Bestandteils berechnen.
b. Die quantitative volumetrische Analyse, Maß- oder Titrieranalyse, dagegen ermittelt die Menge gewisser Bestandteile des Untersuchungsobjekts
durch Messung der Volummenge der Lösung des Reagens von bekanntem Gehalte (Titer), die erforderlich ist,
um den fraglichen Bestandteil eben vollkommen in bestimmter Weise chemisch umzuwandeln. Das Ende dieser Umwandlung muß sich
durch eine sichtbare Veränderung verraten, die durch einen möglichst geringen Überschuß der Reagenslösung hervorgerufen
wird. Zu diesem Zwecke wird der zu untersuchenden Lösung häufig ein dritter Körper, der Indikator
[* 11] (s. d.),
hinzugefügt, der durch das Reagens in dem Augenblicke eine empfindliche Farbenveränderung (Endreaktion) erfährt, wo etwas
mehr desselben hinzugesetzt wurde, als zur Vollendung der Umwandlung (Reaktion) erforderlich ist.
Die ihrem Gehalte nach bekannten oder titrierten Lösungen der Reagentien werden nach dem Vorschlage von Mohr normale genannt,
wenn sie im Liter Flüssigkeit das Reagens in Gramm-Äquivalenten, d. h. so viel Gramm Gewicht, wie sein
Äquivalentgewicht (s. d.) beträgt, enthalten. Man wendet jedoch oft auch
Halb- und Zehntel-Normallösungen an, in denen die gleiche Quantität des Reagens in 2, bez. 10 l gelöst ist. So enthält
z. B. Normalsalzsäure 36,5 g HCl, Normalätznatron 40 g NaOH, Halbnormal-Ammoniak 17/2 = 8,5 g NH3,
Zehntel-Normalnatron 4 g NaOH im Liter der Lösung.
Nicht selten, namentlich wenn sich die Reagenslösung bei längerm Stehen zersetzt und dabei ihren Titer ändert, verzichtet
man auf die Benutzung von solchen Normallösungen, die nur einen Wert hat, wenn man sich auf einmal große, für
viele Einzelanalysen ausreichende Mengen derselben herstellen und sie aufbewahren kann. Man bedient sich alsdann der Lösungen
mit unbestimmtem Titer, den man vor jeder Verwendung durch besondere Versuche festzustellen hat. Zur Messung der Flüssigkeitsvolume
bei volumetrischen Analyse bedient man sich entweder der Pipetten, d. h. Glasgefäße,
die bis zu einer Marke
ein bestimmtes Volumen (1, 5, 10, 100 u. s. w. ccm) fassen, oder der Büretten, unten
durch einen Glashahn oder Quetschhahn verschlossener Glasröhren, deren Volumen durch eine außen eingeätzte Skala genau in
Kubikcentimeter und bestimmte Teile derselben geteilt sind.
Aus ihnen läßt man von der Nullmarke an das Reagens so lange (zuletzt tropfenweise) zu dem Untersuchungsobjekte
treten, bis die Endreaktion erreicht ist, und liest das verbrauchte Volumen direkt von der Skala ab. Die Titrieranalyse umfaßt
mehrere Methoden, unter denen die wichtigsten die Neutralisations-, Oxydations-, Reduktions-, jodometrischen und Fällungsanalysen
sind. Die Neutralisationsanalysen sind entweder acidimetrische (s. Acidimetrie) oder alkalische (s. Alkalimetrie).
Bei oxydimetrischen Analyse bedient man sich meist des Kaliumpermanganats, dessen tief rot gefärbte
Lösung energische Oxydationswirkungen hervorruft und dabei entfärbt wird. Hier ist kein besonderer Indikator nötig, da
das Reagens selbst als solcher wirkt und, sobald die Oxydationswirkung vollendet ist, die Flüssigkeit ihre rote Farbe behält.
Bei jodometrischen Operationen (s. Chlorometrie) dient als Indikator Stärkelösung, die durch eine Spur
freien Jod sofort intensiv gebläut wird. - Aus der Menge des bis zum Eintritt der Endreaktion verbrauchten Reagens läßt
sich in sehr einfacher Weise die Menge des zu bestimmenden Bestandteils berechnen. Hat man z. B. bei der volumetrischen Bestimmung
von Handelssoda zur Neutralisation von 5,3 g der letztern 92,4 ccm Normalsalzsäure aufwenden müssen,
so enthält die Soda 92,4 Proz. reines kohlensaures Natron, da 1 ccm der Normalsäure 0,53 g des letztern
gerade in das neutral reagierende Chlornatrium verwandelt.
Als Elementaranalyse bezeichnet man die Ermittelung der Mengen der Elementarbestandteile in organischen Verbindungen, namentlich
ihres Gehaltes an Kohlenstoff und Wasserstoff. Es geschieht dies durch vollständiges Verbrennen (daher
auch Verbrennungsanalyse) gewogener Mengen der Substanz in schwer schmelzbaren Glasröhren, die im Verbrennungsofen (s. d.) erhitzt
werden. Dabei wandelt sich der Kohlenstoff in Kohlensäure, der Wasserstoff in Wasser um. Beide Verbrennungsprodukte aber lassen
sich durch geeignete Vorrichtungen getrennt voneinander ansammeln und zur Wägung bringen und aus ihren
Gewichten die Menge des Kohlenstoffs (3/11 von der Kohlensäure) und Wasserstoffs (1/9 vom Wasser) berechnen.
Besondere Methoden erfordert die der Gase.
[* 12] Dieselben werden in kalibrierten Röhren,
[* 13] Eudiometer (s. d.), über Quecksilber gesammelt
und das abgeschlossene und genau gemessene Gasvolumen dann chem. Reaktionen unterworfen, die
einzelne Bestandteile in flüssige oder feste Verbindungen verwandeln und dadurch aus dem Gasvolumen verschwinden lassen. Die
dabei eintretenden Volumverminderungen werden abermals gemessen und ihre Größe mit dem Volumen des ursprünglichen Gases verglichen.
(S. auch Gasanalyse.)
Litteratur. Das ganze Gebiet umfassende Werke: Fresenius, Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse (10. Aufl., Braunschw.
1894);